In der Nacht vom 24. auf den 25. Dezember – wer ist da geboren worden und zwar vor rund 2.600 Jahren.
Ja, richtig gelesen: 2.600 Jahren.
Ein gewisser Mithras – seines Zeichens altpersischer Sonnen- und Lichtgott.
Geburtsort: Ein Stall bzw. eine Felsenhöhle. Die Geburt fand in Gegenwart von Schäfern und Tieren statt.
Seine Mutter, die Göttin Anahita war eine Jungfrau.
Befruchtet wurde Anahita, so sagen manche Überlieferungen, durch den in den Wassern des Sees Hamun bewahrten Samen des Zarathustra.
Eine Variante des Mythos besagt, Mithra hätte keine Mutter im üblichen Sinn, sondern sei in wundersamer Weise einem weiblichen Felsen entsprungen, dem „petra genetix“.
Nach dieser jungfräulichen Geburt erzählt der Mythos, dass drei Magier zur Geburtshöhle gezogen sind und dem Neugeborenen ihre Kronen zu Füßen gelegt haben.
Gestorben – begraben – auferstanden
Mithras ist von einem Vatergott ausgeschickt worden – als Mittler zwischen dem Sonnengott und Erdenmenschheit, als Lichtfigur, um das Dunkle und Böse in der Welt zu überwinden.
Bezeichnet wurde Mithras als „das Licht“, „der Sohn Gottes“ oder auch als „guter Hirte“, der oft abgebildet wurde, wie er ein Lamm auf seinen Schultern trägt.
Mit zwölf seiner Anhänger, welche die zwölf Tierkreis-Zeichen darstellen, hat er ein letztes Abendmahl gehalten bevor er starb. Nach seinem Tod wurde er in einem Felsengrab beigesetzt – das heilige Grab, das den Schoß seiner Mutter symbolisiert. Aus diesem ist er wiederum auferstanden, um erneut zu leben.
Das zeigt übrigens sehr schön die Symbolik von der Gestalt eines Sohnes, der aus der Erdgöttin hervorgeht, in sie zurückkehrt, eine Weile in ihr bleibt, um dann neu aus ihr heraus geboren zu werden. Zu diesem Zeitpunkt ist die Erde in ihrer frühlingshaften Periode (Ostern) und natürlich „jungfräulich“.
Abendmahl, Sakramente und Wandlung
Es gab im mithräischen Kult zwei großen Feste:
Die Geburt des „Sol Invictus“ am 25. Dezember (dem Abend der Wintersonnenwende). Und das Fest des Todes und der Auferstehung Mithras zur Frühlings-Tag-und-Nachtgleiche.
Der Mithras-Kult kannte eine Art Taufe und eine Art Konfirmation – diese wurden „Sakramente“ genannt.
Der Feiertag der Woche war der Sonntag, an diesem wurde die „Wandlung“ vollzogen. Dazu wurde ein Stier geopfert, aus dem Schwanz des Stiers wächst Weizen (Brot), aus dessen Blut der Weinstock (Wein).
Im Brot und Wein des Altars teilt sich den Gläubigen die Mithraskraft mit, die den Leib heiligt, aber als Seelennahrung zugleich den Geist befeuert.
Bei der sonntäglichen Mithraskultfeier wurde auch ein heiliges Mahl zelebriert, das auf vielen Kultbildern dargestellt ist: Priester reichen Brotscheiben, welche die Form eines Kreuzes (ein Mithraisches Symbol) eingeprägt hatten. Die Rituale zu Ehren des Mithra bestanden also u.a. aus dem Brechen und Verzehren dieser Brotlaibe, sowie dem Trinken von Wein mit Wasser gemischt.
Alte Muttergöttin und lustige Kopfbedeckung
Die Sprachwurzel von Mithra geht auf „math“ bzw. „maithe“ zurück – griech.: meter, lat.: mater. Womit wir bei der eigentlichen Wurzel sind – einer alten Muttergöttin.
Und tatsächlich gibt es eine persische Naturgöttin Mitra. Sie galt als erste und höchste Mutter, ihr wurde später der „Göttergatte“ Mithra zur Seite gestellt. Sie ist vergleichbar mit der phönizischen Astarte oder der griechischen Aphrodite.
Wem bislang noch nichts bekannt vorgekommen ist, dann an dieser Stelle nur soviel:
Die traditionelle liturgische Kopfbedeckung der Bischöfe vieler christlicher Kirchen ist die Mitra: Jene Zipfel-Mütze, die das Haupt des alten Gottes Mithra schon vor rund 2.600 Jahren zierte, trägt natürlich heute auch der säkularisierte Weihnachtsmann bzw. der Nikolaus.
Kleine Anmerkung:
Die meisten Mysterienkulte feierten die Geburt des „göttlichen Kindes“ um die Wintersonnenwende herum. Der 25. Dezember galt auch als der Geburtstag von Attis, Dionysos, Osiris, Baal und anderen Versionen des Sonnengottes.
Und die gallische Muttergöttin Rigani verlässt alljährlich in der Nacht von 24. zum 25. Dezember ihren Gatten, den Himmelsgott Taranis und sucht den Unterweltgott Esus (!) auf. (Mehr dazu hier).
Den Geburtstag Christi legte die christliche Kirche erst im Jahre 353 auf den 25. Dezember.
Mehr Informationen zu den erwähnten Göttinnen:
Anahita
Aphrodite
Astarte
Mitra
Rigani
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Weitere Geschichten und Mythen rund um die stille Zeit im Dezember,
die Wintersonnenwende, sowie die Rauhnachtszeit findest du hier:
eBooks:
„Die Magie der Sperr- und Dunkelnächte“
„Julfest: Das Fest des wiederkehrenden Lichts“
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Bildquellen:
Anahita und Rigani: artedea.net
Dexiosis-Relief mit König Antiochos I. (Kommagene) (69–31 v. Chr.) und Mithra, Fundort: Berg Nemrut – de.wikipedia.org