Der Tag des Baumes und der Zauber der Baumgöttinnen

Heute, am 25. April ist der internationale Tag des Baumes. Dieser geht auf Aktivitäten des amerikanischen Politikers Julius Sterling Morton zurück. Er forderte im Jahr 1872 in seiner Arbor Day Resolution vom Staat Nebraska (USA) einen jährlichen Arbor Day (Tag des Baumes).
Am 10. April des gleichen Jahres wurden dann in dem baumarmen Bundesstaat über eine Million Bäume gepflanzt. Dieser Arbor Day wurde binnen 20 Jahren in allen Bundesstaaten der Vereinigten Staaten angenommen.
Mittlerweile wird der Tag des Baumes jedes Jahr im April weltweit mit Feierstunden begangen und soll die immense Bedeutung der Bäume für das Klima, die Erde und für jeden Einzelnen ins Bewusstsein zu rufen.

Die Göttin im Baum

Bäume sind so wichtig, dass Menschen schon immer etwas Verehrenswürdiges, ja Göttliches in ihnen gesehen haben.
Und so gibt es natürlich auch zahlreiche Baumgöttinnen:

Die hebräisch-kaanaitische Urmutter Ascherah war so eine Baumgöttin. Ihr heiliger Hain galt als der Geburtsort aller Dinge. Verehrt wurde sie auch als hölzerner Kultpfahl, der einen stilisierten Baum darstellt. Erwähnt wird dieser z.B. im 5. Buch Mose im Zusammenhang mit dem Laubhüttenfest. Diese kraftvolle lebendige Baumqualität der Ascherah war allerdings eine große gefährliche Konkurrenz für den biblisch männlichen Gott. Und so gibt es zahlreiche Bibelstellen, die die Vernichtung der Göttin fordern. Das Hassobjekt war der Baum, das Symbol der Ascherah.
Dieser Brauch, Bäume kultisch zu verwenden, hat sich allerdings bis heute erhalten und kann als Fragment des Ascherah-Kultes angesehen werden. Wir finden ihn noch in Riten auf der ganzen Erde: Beim Weihnachtsbaum und Maibaum, beim Sonnentanz-Baum und Totempfahl der indigenen Menschen Nordamerikas, beim keltischen Lebensbaum und natürlich folgen auch Gipfelkreuze und andere große Kreuzsymbole diesem Prinzip – aus einem großen Baumstamm hergestellter in die Erde gepflanzte Pfahl.

Auch die russische Waldgöttin Azer-Ava wird in Gestalt eines Baumes verehrt. Als diese soll sie jeden einzelnen Baum im Wald beschützen. Sie hilft JägerInnen und beschenkt sie mit ihren speziellen Gaben. Andererseits soll sie Menschen bestrafen, die sinnlos Äste abbrechen oder Bäume fällen.

Die Dryaden, die Baumnymphen bzw. Schutzgöttinnen der Bäume in der griechischen Mythologie galten als die Seele der Bäume. Sie genossen im hellenischen Altertum große Verehrung. Dryaden sind aber nicht unsterblich, ihr Dasein ist an die Lebensdauer des von ihnen bewohnten Baumes geknüpft. Stirbt ein Baum, so stirbt auch seine Dryade. Menschen waren daher sehr bemüht, Bäume zu schützen und zu retten. Man stellte sich vor, dass Dryaden im Inneren von lebenden Bäumen leben, die sie sie palastartig ausstatten. Kleidung scheinen sie nicht zu benutzen, jedoch Schmuck. Sie sind mit ihren Bäumen spirituell so stark verbunden, dass sie sogar seine Wunden teilen.

Auch in anderen mythologischen Richtungen gibt es Baumnymphen bzw. Baumgöttinnen, so ist z.B. im alpenländischen Raum – speziell in der Tiroler Sagenwelt – die Fangga bekannt, die ihrem Wesen nach den Dryaden sehr ähnlich ist. Sie ist der „Gute Geist“, der im Baum lebt, eine Baumgöttin, die „Waldfrau“, oft auch eine Fee. Es gibt die unterschiedlichsten Schilderungen von Fanggen: Da wird von einem lieblichen, zarten Wesen gesprochen genauso wie von einem Grauen erregendem Riesenweib, über und über borstig behaart, im Besitz übermenschlicher Kräfte. Wahrscheinlich kommt es darauf an, ob die Fangga in einer alten knorrigen Kiefer lebt, von der viele Flechten herunterhängen, oder in einer schlanken hochgewachsenen Birke oder einem jungen Apfelbäumchen.

Apropos Apfelbäumchen: Die Göttin der Obstbäume ist die römische Pomona, die uns mit ihren Früchte erfreut.

Die römisch-sabinische Göttin Strenia gilt als stark und kraftvoll. Zu Neujahr wurden ihr zu Ehren Geschenke, die sogenannten „strenae“ verschenkt, das waren Zweige aus ihrem heiligen Hain – Symbole der Lebenskraft. Besonders beliebt waren die jungen, die grünen Zweige ihrer Bäume (daher stammt wohl auch die Redensart „Auf einen grünen Zweig kommen“).

Die slawische Wald- und Erdgöttin Leshachikha ist die Mutter von vielen Leshonki. Denn jeder Wald hat seine eigene Leshonka.
Diese sind so etwas wie Faune oder Waldfeen. Sie beschützen ihr Land – alle Pflanzen, Tiere, Vögel, die in diesem Wald leben und auch ganz besonders die Bäume. Es wird erzählt, dass sie mitunter die Äxten der Waldarbeiter verstecken. Allerdings ist es auch in Ordnung, dass das Holz der Bäume auch genutzt werden kann. Allerdings sollten sich Menschen dessen bewusst sein, dass sie „Kinder des Waldes“ bei sich daheim haben. Alles, was auch Holz gefertigt ist, sind ja Kinder der Waldgöttin.
So kann man Leshachikha z.B. an der hölzernen Türschwelle um ihren ganz besonderen Schutz für das eigene Heim bitten – ganz so wie sie es mit ihren Wäldern macht.

Einige Baumrekorde

Ein 20-jähriger Laubbaum verhindert mit seinen Wurzeln den Abfluss von 70.000 Litern Wasser im Jahr. Er speichert das Wasser und dient damit dem Hochwasserschutz. Zudem halten seine Wurzeln rund 50 Tonnen Boden zusammen, in dem sich unzählig viele Mikroorganismen, Insekten, Würmer und vieles mehr tummeln.
Der älteste Baum ist eine 9550 Jahre alte Fichte am Berg Fulu (Schweden).
Der dickste Baum ist eine mexikanische Sumpfzypresse mit einem Durchmesser von 58 Metern.
Der höchste Baum steht aktuell im kalifornischen Nationalpark mit stolzen 115,5 Metern, der bisher höchste gemessene Baum ist ein australischer Rieseneukalyptus mit 132,58 Meter.
Und in Tasmanien steht der Baum mit dem ältesten Wurzelsystem, das unglaubliche 10.500 Jahre alt ist.

Der Baum des Jahres 2022 ist übrigens die Rotbuche in Deutschland und die Rotföhre in Österreich.

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Mehr zu den erwähnten Göttinnen:
Ascherah
Azer-Ava
Dryaden
Fangga 
Leshachikha
Pomona
Strenia

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