Die Sache mit den Zinsen und der Religion

Moneta2So, das finde ich jetzt auch interessant: Die österreichische Bank BAWAG startet im Februar das Pilotprojekt „Islamic Banking“. Nach dem religiösen Gesetz des Islam sind Zinsen nämlich ebenso verboten wie Kredite.
Dieses Modell existiert seit Jahren in anderen Ländern, seit dem Vorjahr auch in Deutschland. Nun wird es in Österreich eingeführt.
Das sorgt derzeit für ziemlichen Wirbel. Die Bank muss sich viel Kritik gefallen lassen.
Mich hat das darauf gebracht, dass ich mir das mit Zinsen ein wenig näher angeschaut habe. Und siehe da: Das Zinsverbot ist nicht nur im Koran sondern auch in der Bibel verankert! Seit Jahrtausenden warnen gerade die drei patriarchale Religionen vor dem Zins und davor, „Geld für sich arbeiten zu lassen”.

Bibel verbietet Zinsen

Gleich viermal wird das Zins-Verbot im Alten Testament wiederholt und auch im Lukasevangelium wird es deutlich ausgesprochen (siehe: https://de.wikipedia.org/wiki/Zinsverbot).
Die ChristInnen hielten sich auch sehr lange strikt daran, noch 1745 äußerte sich Papst Benedikt XIV entschieden gegen den Zins.
Auch Martin Luther äußerste sich sehr entschieden: „Der Zins ist ein in der Wolle gefärbter Dieb und Mörder, wir Christen halten ihn aber so in Ehren, dass wir ihn ordentlich anbeten. Der Zins ist ein grosses Ungeheuer, ähnlich einem Werwolf, der alles verwüstet, ärger als irgendein Schurke. Er gibt aber nicht zu, dass er es gewesen sei. Er denkt, keiner werde ihn herausfinden …“
Amüsant finde ich, dass der große Tag Luthers, der Reformationstag am 31. Oktober exakt mit dem Weltspartag zusammenfällt, der ja als Grundlage die Idee hat, Geld auf Sparbüchern anzulegen, damit dieses Zinsen trägt.

Passt uns nicht in den Kram – schaffen wir es einfach ab

So und jetzt kommt’s: Die katholische Kirche hat das Zinsverbot 1822 endgültig abgeschafft – die Abschaffung wurde jedoch nie begründet.
Ja geht denn das?
Eine Religion, die sich in so vielen Dingen, die heute komplett unaktuell sind, so streng und unverrückbar an die Bibelworte hält:
Huhuu – das steht in der Bibel, das ist das Wort Gottes, nein da darf man keinesfalls dran rütteln.

Todesstrafe, wenn Frau nicht schreit

Zum Glück werden ja viele andere Dinge, die die Bibel vorschreibt, nicht mehr wortgetreu umgesetzt.
So schreibt ja die Heilige Schrift auch folgendes vor:
„Wenn eine Jungfrau verlobt ist und ein Mann trifft sie innerhalb der Stadt und wohnt ihr bei, so sollt ihr sie alle beide zum Stadttor hinausführen und sollt sie beide steinigen, dass sie sterben, die Jungfrau, weil sie nicht geschrien hat, obwohl sie doch in der Stadt war, den Mann, weil er seines Nächsten Braut geschändet hat; …“ (5. Mose 22, 23-24)

Mehr von diesen Ungeheuerlichkeiten, die in der Bibel stehen: HIER 

Aber wie gesagt, sind wir froh, dass das viele heute nicht mehr so genau nehmen. Wobei erst kürzlich ein spanischer Erzbischof seiner Gemeinde in einer Predigt am 27. Dezember in Toledo verkündet hat, dass Frauen selbst schuld wären, wenn sie von ihren Männern körperlich misshandelt werden und häusliche Gewalt ihren Ursprung darin habe, dass Frauen ihren Männern nicht gehorchten. Siehe: http://hpd.de/artikel/12617

Doch zurück zum (aufgehobenen) Zinsverbot. Das stimmt mich ja auch irgendwie hoffnungsfroh.
Wenn etwas so leicht und ohne Begründung aufgehoben werden kann, dann ist das doch auch eine gute Vorlage für andere Dinge. Oder gilt das nur, wenn es um Geld oder finanzielle Vorteile (des Vatikans) geht?

Mir persönlich wäre das zwar gleichgültig, weil ich eh nie katholisch war und daher all das für mich ohnehin nicht gilt. Aber leider wird die christlich-katholische Sittenlehre und Bibelinhalte noch von allzu vielen Menschen Ernst genommen und das hat Auswirkungen auf uns alle. Und wenn ich mir anschaue, was das besonders für Frauen bedeutet, dann wäre es schon angebracht, dass hier einiges überdacht und aktualisiert wird, was da so in der Bibel steht. An der Steuersache sieht man ja – geht doch!

Göttin mahnt vor schlechten Geschäften

Und was Geld und Wohlstand angeht, da halte ich mich persönlich ohnehin lieber an die Göttin Moneta (ja die hat es wirklich gegeben im Alten Rom): Sie war ursprünglich für Ratschläge, Erinnerungen und Mahnungen zuständig, später wurde sie als Göttin der Münzen, des Geldes und des Wohlstandes verehrt.
Geld und religiöse Angelegenheiten waren im Alten Rom nämlich eng miteinander verbunden. Der (Staats-)Schatz war oft in Tempeln untergebracht, diese dienten sozusagen als Banken. Moneta gilt als Matrone des richtigen Geldgewichtes und der Metallreinheit.
Das Bild der Göttin zierte auch die geprägten Geldstücke. Ein Blick in das Antlitz der Göttin auf einer Münze und man war mitunter vor einem schlechten Geschäft gewarnt.
Die Rundform der Münzen werden auf die Form des Weihekuchens für die Göttin zurückgeführt.

Mehr Infos zur Göttin Moneta

Link zu einem interessanten Artikel: BIBEL VERDAMMT ZINSEN!

Mehr zu den monotheistischen Religionen, die in einer Hirtennomaden-Ideologie wurzeln – im sehr aufschlussreichen Buch von Kirsten Armbruster: Gott die MUTTER: Eine Streitschrift wider den patriarchalen Monotheismus

Dieser Beitrag wurde unter Göttinnen veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Eine Antwort zu Die Sache mit den Zinsen und der Religion

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert