Advent, Advent ein Lichtlein brennt …
Am 1. Adventsonntag lohnt es, sich ein wenig mit den Hintergründen der Bräuche und Mythen zu beschäftigen.
Der Ursprung des Wortes Advent liegt in der lateinischen Sprache. Es kommt von „advenire“, was Erwartung oder Ankunft bedeutet.
Die Erwartung war schon immer auf die Wintersonnenwende hingerichtet – getragen von der Hoffnung, dass ab diesem Termin das Licht wieder zunimmt.
Die christlichen Kirchen haben dies auf die Vorbereitungszeit auf Christus Geburt umgedeutet.
Das falsche Datum
Das Datum von Christi Geburt ist ja höchst umstritten, nicht nur, was das Jahr angeht, sondern vor allem auch die Jahreszeit. Im Lukas-Evangelium heißt es im Zusammenhang mit Christi Geburt: „Und es waren Hirten in demselben Ort auf dem Felde und hielten ihre Nachtwachen bei ihrer Herde.“
Da in der Gegend um Bethlehem Ende Dezember Regenzeit herrscht, übernachteten Hirten mit ihren Herden ganz sicher nicht auf den kalten, nassen und offenen Feldern.
Vorausgesetzt, dass die Geburt Jesu tatsächlich stattgefunden hat, können wir also davon ausgehen, dass diese irgendwann in den Sommermonaten war.
Warum also wurde sie auf die Nacht von 24. auf den 25. Dezember verschoben?
Weil damit die vielen „heidnischen“ Bräuche rund um die Wintersonnenwende überlagert werden sollten. Allen voran die Festivitäten der Saturnalien, die in der antiken Römischen Welt eine Zeit der Lustbarkeit und dem Austausch von Geschenken war sowie die Feierlichkeiten zu Ehren des altpersischen Sonnen- und Lichtgottes Mithra, der der Legende nach auch an einem 25. Dezember geboren wurde.
Das Weihnachtsfest wurde im vierten Jahrhundert etabliert, zur Zeit als das Christentum von Theodosius I. durch das Verbot nichtchristlicher Kulte zur Staatsreligion erhoben wurde.
Die oft nur oberflächlich christianisierten Massen des römischen Reiches musste man dort abholen, wo sie standen. Sie feierten zu jenem Zeitpunkt im Jahr, Saturn bei den Saturnalien oder den von Kaiser Aurelian reichsweit eingeführten Geburtstag des Sonnengottes Sol invictus (lat.: „unbesiegter Sonnengott“). Nun sollte der Geburt einer noch größeren Lichtquelle gedacht werden.
Das Weihnachtsfest ist demnach ein umgedeuteter Sonnenkult.
Die 4-wöchige Fastenzeit
Und um dieses Ereignis entsprechen vorzubereiten, wurde auch der Advent erfunden. Anfänglich hatte diese Zeit der Vorbereitung fünf oder sechs Wochen gedauert. Auf dem Konzil von Lerida im Jahr 524 wurde dann eine vier Wochen andauernde Fastenzeit festgelegt und angeordnet.
Diese 4 Wochen sind keineswegs willkürlich festgelegt worden. War doch der Glaube weit verbreitet, dass die Erde 4000 Jahre vor der Geburt Christi geschaffen worden sei. Damit wurden die vier Adventswochen zum Symbol für die vier Jahrtausende, in denen die Menschen auf die Ankunft des Heilands warten mussten.
Auch das Fasten in jener Zeit, bevor der Winter erst mit der Sonnenwende so richtig beginnt, hat viel ältere Wurzeln und ist sehr logisch erklärbar:
In agrarischen Kulturen war die Erntezeit abgeschlossen. Man hat sich eine Zeit lang – im Spätsommer und Herbst – gut von den frisch geernteten Produkten ernähren und einiges an „Winterspeck“ zulegen können. Vieles wurde haltbar gemacht, um über den Winter zu kommen. Es war immer problematisch, ob die haltbar gemachten Früchte, das Getreide und alle anderen Lebensmittel über den langen Winter reichen werden.
Daher war es gut, gleich einmal zu Beginn zu sparen. Gut genährt von der Zeit nach Ernte hält man eine Fastenzeit im Dezember noch recht leicht aus.
Die Vorräte wurden erst ab der Wintersonnenwende angetastet.
Der ursprüngliche Fastengedanke der Adventszeit, der ja erst mit dem Mittagsmahl am 25. Dezember beendet wird, ist auch heute noch in einigen Familientraditionen vorhanden. So ist der traditionelle Weihnachtskarpfen ein Relikt davon, da gerade für Zeiten des Fastens Fischgerichte vorgesehen waren.
Nimmt das Licht zu oder ab?
Interessant ist auch der Brauch des Adventkranzes mit seinen vier Kerzen. Mit den Tannenzweigen holt man sich frisches Grün ins Haus. Wohl auch, um der Hoffnung Ausdruck zu verleihen, dass auch bald in der Natur wieder alles grün wird (daher auch die Redewendung „Auf eine grünen Zweig kommen“).
Der runde Kranz ist ein Symbol für die zyklische Kraft ohne Anfang und Ende sowie das Rad des Jahres.
Die vier Kerzen sollen das Licht symbolisieren, das nach und nach stärker wird.
Aber eigentlich ist es ja gerade umgekehrt: Vom ersten Adventsonntag an werden die Tage ja immer kürzer und kürzer und das Licht immer weniger.
Viele halten das aber gar nicht aus. Deswegen ist diese Zeit im Dezember auch geprägt von Hektik. Viele hetzen durch die Einkaufstraßen, wo uns überall „White Christmas“ entgegen plärrt. Völlig wahnwitzig kämpfen in den Einkaufsstraßen Kaskaden von Lichterketten und Leuchtreklamen gegen die Dunkelheit an, die so natürlich wäre in dieser Zeit. Hier eigentlich im wahrsten Sinne des Wortes Geld verbrannt, das wir wahrlich woanders gut brauchen könnten.
Um in diese samtige Dunkelheit hineinzugleiten, wäre es eigentlich sinnvoll, am 1. Adventsonntag alle vier Kerzen anzuzünden und jeden weiteren Sonntag um eine Kerze weniger. Ganz so, wie es ja jetzt immer dunkler wird, weil die Tage immer kürzer werden. Bis zur Wintersonnenwende und dem kürzesten Tag im Jahr.
Am 24. Dezember bzw. zur Wintersonnenwende können dann als Freude über die Tage, die nun wieder länger werden, viele, viele Kerzen angezündet werden (Stichwort: Weihnachtsbaum).
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Bildquelle:
advent-3001339_1920 / blende12 / pixabay-com