Equal Pay Day – Oh Moneta, lass Geld auf die Frauen regnen!

1. November – ein trauriger Tag. Nicht was ihr vielleicht meint, Allerheiligen und so. Nein, wir haben wieder Equal Pay Day in Österreich. Das heißt: Ab heute arbeiten in Österreich Frauen „gratis“.
Der Equal Pay Day ist statistisch gesehen jener Tag, an dem Männer bereits das Einkommen erreicht haben, für das Frauen noch bis Jahresende, also ganze zwei Monate arbeiten müssen.
Nochmal zur besseren Veranschaulichung: Österreichs Frauen arbeiten 2024 im Verhältnis zu den Männern 61 Tage unbezahlt. Denn Frauen bekommen für ihre Arbeit im landesweiten Durchschnitt 16,6 Prozent weniger Lohn als Männer. Damit liegt Österreich seit Jahren am vorletzten Platz in der gesamten EU.
Seit immerhin bereits 1979 gilt in Österreich das Gleichbehandlungsgesetz, das die Gleichbehandlung von Frauen und Männern im Arbeitsleben regelt. Trotzdem bestehen noch immer große Unterschiede:
Über ein Arbeitsleben von 40 bis 45 Jahren summiert sich der Lohnunterschied zwischen Frauen und Männern auf fast eine halbe Million Euro!

Altersarmut und die Sache mit der Teilzeit

Und dieses Ungleichgewicht müssen Frauen oft ein Leben lang tragen. Denn die Gehaltsschere wirkt sich auch auf die Pensionen aus, was dazu führt, dass viele Frauen unter Altersarmut leiden.

Mir schaudert es einfach, Schwestern, wenn ich mir all das bewusst mache. Und das im 24. Jahr des 21. Jahrhunderts.

Interessantes Detail: Diese Ungerechtigkeit bei der Bezahlung von Arbeitsleistung wird fälschlicherweise oft auf die hohe Teilzeitquote von Frauen geschoben.
Die Lohnschere resultiert jedoch aus dem Vergleich von ganzjährig vollbeschäftigten Frauen und Männern, Teilzeit ist demnach kein Argument.

Doch wenn wir gerade bei Teilzeit-Arbeit sind: Während Männer zu nur 10 Prozent Teilzeit arbeiten, sind es bei den Frauen satte 55 Prozent. Warum wohl ist das so?
Weil Frauen sich auf die faule Haut legen, sich mit Freundinnen einen gemütlichen Nachmittag im Kaffeehaus machen oder weil die Arbeit mit Haushalt und Familie nach dem Erwerbs-Job erst so richtig los geht?
In vielen Familien ist es klar, wer die Versorgungsarbeit übernimmt – die Person, die weniger verdient, damit genug Geld in die Haushaltskasse kommt. Da beißt sich die Katze in den Schweif.
Ein ganz wesentlicher Grund für die Notwendigkeit einer Teilzeitarbeit eines Familienmitgliedes: Es gibt in Österreich noch immer nicht genügend Kinderbetreuung. Und Väterkarenz ist übrigens noch immer die Ausnahme!

Wichtige Maßnahme: Lohntransparenz

Ein Hoffnungsschimmer gegen die Lohndiskriminierung ist eine neue EU-Richtlinie: Diese Richtlinie, die seit Mai 2023 in Kraft ist, schreibt sämtlichen EU-Ländern Lohntransparenz vor.
Für Frauen ist es nämlich oft schwer zu beurteilen, ob sie gerecht entlohnt werden.  Denn um das Gehalt wird in Österreich ein großes Geheimnis gemacht. Kaum eine Frau weiß, ob sie gleich wie ihr männlicher Kollege mit dem gleichen Aufgabengebiet entlohnt wird.

Die neue EU-Richtlinie sieht vor, dass künftig Unternehmen ab 100 MitarbeiterInnen gegenüber einer neu einzurichtenden Monitoringstelle ihre Löhne offenlegen müssen. Die Stelle wiederum ist verpflichtet, der EU darüber Bericht zu erstatten. Umzusetzen ist die Richtlinie bis spätestens Juni 2026. Und die neue Bundesregierung ist aufgefordert, die Umsetzung der Richtlinie und die Einrichtung der Monitoringstelle prioritär zu behandeln.
Damit haben Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer künftig die Möglichkeit, einzusehen, wie viel Gehalt man für einen bestimmten Job in einer bestimmten Region und Position im Schnitt erhalte und können so vergleichen, ob einzelne Unternehmen faire Löhne auszahlen.

Corona machte die Arbeits- und Einkommenssituation der Frauen deutlich

Die Corona-Krise hat ein helles Licht darauf geworfen, wie es Frauen im Arbeitsleben geht und womit sie, viel mehr noch als Männer, zu kämpfen haben:
So sind Arbeitsbereiche, in welchen viele Frauen tätig sind, wie zum Beispiel persönliche Dienstleistungen oder Tourismus ganz besonders von Arbeitslosigkeit und Kurzarbeit betroffen.
Dazu kommt, dass vor allem Frauen in sogenannten „systemrelevanten“ Bereichen beschäftigt sind. In den Pflegeberufen, im Handel, in der Reinigung, in der Kinder- und der 24-Stunden-Betreuung sind überdurchschnittlich viele Frauen beschäftigt. Und diese bekommen unterdurchschnittlich wenig Gehalt.
Fast wollte ich schon schreiben: Sie verdienen unterdurchschnittlich wenig. Doch das stimmt nicht. Sie würden viel mehr „verdienen“!
Skandal: Von elf als „systemrelevant“ eingestuften Berufsgruppen haben ausgerechnet jene fünf Gruppen, in denen der Frauenanteil am höchsten ist, Einkommen unter dem österreichischen Durchschnittslohn.

… und vieles wird auch gar nicht entlohnt

Wenn nichts mehr läuft wie gewohnt, wie wir es in den Corona-Lock-Downs erlebt haben, dann wurde es sehr schnell klar, wer in überdurchschnittlichem Ausmaß mit Haus- und Versorgungsarbeit befasst ist. Beide sind daheim, beide machen Home-Office. Wer kocht, bügelt, putzt? Wer stellt den alten Eltern die Einkäufe vor die Wohnungstür? Wer bespaßt, beruhigt und lernt mit den Kindern?
Das alles klingt total gestrig, aber da wird plötzlich ein traditionelles Rollenbild aus den untersten Schubladen geholt und feiert fröhliche Urständ‘.
Gratulation, wenn es bei euch daheim fifty-fifty zugeht!

Frauen leisten schon in normalen Zeiten einen Großteil der unbezahlten Arbeit.
Die Mehrfachbelastung durch Home Office und Home Schooling traf Frauen um einiges stärker als Männer.
Die Aufteilung von unbezahlter Arbeit wie Hausarbeit, Kinderbetreuung und Pflege von Angehörigen muss nicht nur in vielen Familien neu verhandelt werden. Diese Diskussion sollte endlich in der Politik ankommen und auch dort neu bewertet werden.

Gleicher Lohn für gleiche Arbeit – das war eine Forderung der ersten Stunde, als 1909 der erste nationale Frauentag in den USA begangen wurde.
Dass das nach 115 Jahren noch nicht umgesetzt wurde, ist schon eine Schande für sich.
Dass unbezahlte Arbeit immer noch zu zwei Drittel von Frauen erledigt wird, ist wirklich nicht mehr zu verstehen. Das führt nicht nur zu Mehrfachbelastung, das wirkt sich drastisch auf die ökonomische Selbstständigkeit von Frauen aus. Sie haben in ihrer Berufsbiographie oft große Lücken, was ein großer Stolperstein für die Chancen auf attraktive und gut bezahlte Jobs ist.
Dass es immer noch selbstverständlich ist, dass Frauen überdurchschnittlich für Haushalt und Sorgetätigkeiten zuständig sind, führt auch dazu, dass sie oft nur Teilzeit arbeiten, was zur Folge hat, dass sie später auch eine kleinere Pension als Männer haben. Das führt geradewegs in die Altersarmut von Frauen.

Was tun?

  • Volle Lohntransparenz, damit Frauen wissen, was ihre männlichen Kollegen verdienen und ihnen womöglich vorenhalten wird.
  • Starke finanzielle Anreize für Paare, die sich die Karenzzeit fair teilen.
  • Flächendeckende Kinderbetreuung, vor allem auch in ländlichen Gebieten, wo die Lohnschere noch größer ist als in Städten. Und zwar auch am Nachmittag und bis in den Abend hinein.
  • Mädchen und Frauen fördern, wo immer es geht.
  • Keine einschränkenden Glaubenssätze in der Erziehung (z.B. zum Thema Familienarbeit)
  • Töchter für MINT-Fächer (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften, d.h. Biologie, Chemie, Physik, sowie Technik) begeistern und sie ermutigen, sich für Berufsfelder, die für Frauen untypisch sind, zu entscheiden.
  • Gendergerechte Sprache pflegen – hören Mädchen immer nur „Arzt“, „Apotheker“, „Rechtsanwalt“, „Pilot“ etc. – wie sollen sie dann von klein auf checken, dass es auch Ärztinnen, Apothekerinnen, Rechtsanwältinnen, Pilotinnen gibt.
  • Mädchen und junge Frauen bei der Entwicklung eigener Lebensentwürfe unterstützen, damit sie ihre Verhaltensweisen, Wünsche, Interessen nicht als unerfüllbare Utopien wahrnehmen.
  • Wertschätzende Haltung gegenüber allen Frauen (Frauen machen einfach andere Frauen nicht schlecht!)
  • Sich immer wieder bewusst machen, dass Frauen auf Strukturen, Prozesse und Situationen verändernd einwirken können und gemeinsam stark sind (am besten mit Vorbildwirkung für die Töchter).
  • Grenzen im Kopf abbauen – bei sich selbst und anderen.
  • Alle, die es in der Hand haben: Frauen (vor allem auch jungen) berufliche Chancen geben – bei der Einstellung und bei Karrieresprüngen.
  • Unterstützende Frauennetzwerke bilden – für private, vor allem auch für berufliche Belange.
  • Last but not least: Frauen und Mädchen mit weiblichen Vorbildern vertraut machen, auch was das „Gottesbild“ betrifft. Denn ist Gott ein Mann, dann sind auch alle Männer Götter.
    Die vielen, vielen Göttinnen, die es schon lange vor dem patriarchalen monotheistischen Gott gibt, findet ihr auf artedea.net

Hier mehr zur erwähnten Göttin Moneta

 

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