Der 28. Dezember hat in der christlichen Tradition eine ganz schreckliche Bedeutung. Laut Bibel kam es zu einem Massen-Kindsmord:
Das „Fest der unschuldigen Kinder“ am 28. Dezember soll an jenen Tag erinnern, an dem König Herodes die Kinder von Bethlehem töten ließ – in der Hoffnung, dabei auch Jesus zu erwischen, den er als Konkurrenten befürchtete (siehe Matthäus 2,13-23).
Seltsam, dass in katholischen Kirchenkalendern hier immer noch der Ausdruck „Fest” gebraucht wird und nicht etwa Gedenktag oder Trauertag im Zusammenhang mit diesen unschuldigen Kindern.
Was es bei diesem „Fest“ zu feiern gibt, war mir schon immer schleierhaft.
Als ich selbst noch ein Kind war, war es wahrscheinlich genau diese Tat, die mich im Religionsunterricht am meisten bestürzt und verunsichert hat.
Und die mich dazu veranlasste, dieser Religion gegenüber kritisch zu sein.
Wie konnte Gott das zulassen?
Schon damals fragte ich mich und auch meine Religionslehrerin:
Wie kann ein Gott, der immerhin als allmächtig dargestellt wird, so etwas zulassen?
Was ist der eigentliche Sinn hinter dieser grauenvollen Tat, aus der sein eigener Sohn unversehrt herausgekommen ist?
Zitat aus der Bibel: „Ein Engel des Herrn erschien Joseph im Traum und sprach: Stehe auf und nimm das Kindlein und seine Mutter zu dir und flieh nach Ägyptenland und bleib allda, bis ich dir sage; denn es ist vorhanden, dass Herodes das Kindlein suche, dasselbe umzubringen.”
Warum hat dieser „gütige“ Gott nicht auch allen anderen Vätern und Müttern diesen warnenden Engel geschickt?
Warum schaut er nur auf sein „eigenes Erbgut“?
Die Frohe Botschaft aus dem Neuen Testament bekommt mit diesem angeblichen Massaker schon zu Beginn eine ziemliche Schlagseite.
Sehr viel mehr zu den Hintergründen dieses Massen-Kindsmordes habe ich in einem Blogbeitrag im letzten Jahr geschrieben: Warum schützte Gott nicht die „unschuldigen Kinder“?
Jesus und der Babyelefant
Heuer möchte ich meine Zeilen vom letzten Jahr mit einigen sehr aktuellen Gedanken ergänzen: In Österreich sind große Teile der Bevölkerung vom Bundespräsidenten und dem Erzbischof abwärts fassungslos über die „klare Linie“ des Bundeskanzlers, aus dem Lager von Lesbos keine Kinder aufzunehmen. Dies obwohl sich tausende Familien bereit erklären, diese Kinder und ihre Familie aufzunehmen (siehe dieses Interview mit Katharina Stemberger).
Kinder, die im Schlamm frieren, vergewaltigt, von Ratten angeknabbert. Ein Kanzler, der davon spricht, das wir aufgrund der Corona-Maßnahmen in Österreich „halbwegs würdige Weihnachten“ feiern können.
Ein Kanzler, der sich als PR-Gag mit einem kleinen Buben im Plüsch-Baby-Elefanten-Kostüm zeigt, wie herzig!
Was ist halbwegs würdig? Wo ist die Würde einer Partei, die sich als christlich-sozial bezeichnet?
All das könnten wir uns fragen. Wenn nicht dieser 28. Dezember wäre. Jener Tag, an dem „gefeiert“ wird, dass dutzende, hunderte (in manchen Auslegungen gar 14.000 oder 144.ooo) Knaben abgeschlachtet wurden. Und der Eine, der Einzige dank eines göttlichen Winks an Joseph, der seine heilige Familie zusammenpackte und nach Ägypten floh, davon verschont wurde.
Ist es also im Sinne des christlichen Gottes, dass Kinder verschont werden?
In den so wichtigen Zehn Geboten steht allerhand, was die Menschen tun oder lassen sollen. Kein einziges Wörtchen allerdings verliert Gott in seinem biblischen Auftrag an die Menschheit, dass Kinder beschützt werden sollen. Vater und Mutter ehren – ja.
Aber gut auf das Wohl der Kinder achten – so unwichtig, dass Gottvater das in seinen Zehn Geboten nicht erwähnenswert findet.
Also kann sich die christlich-soziale ÖVP getrost weiterhin das christliche Mäntelchen umhängen. Weil Kinder, die waren dem „lieben“ Gott schon wurscht.
Außer einem. Und Hauptsache dem Babyelefanten geht’s auch gut!
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Hier noch ein lesenswerter Beitrag zu diesem Thema in der Seuchenkolumne von Armin Turnher, Chefredakteur der Wiener Stadtzeitung Falter
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Spendenkonto Courage, der Initiative, an der Katharina Stemberger beteiligt ist: https://www.courage.jetzt/mitmachen/
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Bildquelle:
Codex Egberti, fol. 15v: Der Bethlehemitische Kindermord (Meister des Registrum Gregorii) – de.wikipedia.org
Pingback: Das Christentum und die unschuldigen Kinder – Jesus, Lesbos und Babyelefant | Oh Göttin – Kon/Spira[l]