Heute ist in Georgien der Georgstag. Ein Nationalfeiertag für den heiligen „Drachentöter“. Und damit komme ich nochmals auf die Zerstörung der Pacha Mama-Figuren anlässlich der Amazonas-Synode zurück.
Von diesen Taten der Verbrennung und Ertränkung der alten Muttergöttin hat sich der aktuelle Papst ja distanziert und bei allen entschuldigt, die sich davon beleidigt gefühlt haben.
Von erzkatholischen Kreisen wurde ihm ja vorgehalten, dass gerade er, der mit bürgerlichem Namen Jorge heißt (also die spanische Form von Georg) und mit dem großen Drachentöter als Namenspatron, es überhaupt zugelassen hat, dass die Figuren der „Drachengöttin“ Pacha Mama in Rom aufgestellt werden durften.
Aber: Immerhin hat er als Papst ja den Namen des Heiligen Franziskus angenommen und dieser war ja bekanntlich der große Tierschützer und dazu gehören auch Fabeltiere!
Jetzt ist mir dieses Bild vom Heiligen Georg untergekommen. Und ich habe echt schmunzeln müssen.
Georg – der Geograph und Landbezwinger
Ja, also dieser Georg! Warum heißt er so und warum steckt in seinem Namen die Silbe „geo“? Also jene Silbe, deren Ursprung in „Gaia“, der großen Erdgöttin steckt.
Die Drachenkraft dient auch immer als Symbol für die Erd-Kraft.
Der Kampf mit Drachen kann auch durchaus als agrarisch verstanden werden: Die Muttererde muss bearbeitet und kultiviert werden, damit sie ihre Früchte in der von den Menschen gewünschten Form Preis gibt.
Und dieses Urbar-Machen des Bodens ist ein harter Kampf. Ein beinhartes Ringen mit harten Schollen, stechenden Disteln, schlammigem oder steinigem Untergrund.
Nicht von ungefähr bezwingt gerade der Heilige Georg den Drachen. Er ist, wie sein Name schon sagt, der Landmann, der „Geograph“, der Landbeherrscher und -bezwinger – einer der ältesten christlichen Heiligen.
Tötet oder kitzelt er den Drachen?
Was allerdings bei den Bildnissen des Georgs mit dem Drachen auffällt, ist, dass das Tier so gut wie nie tot ist. Die Drachen bäumen sich auf, einige von ihnen schauen auch eher gleichgültig oder erstaunt, manche grimmig – aber alle sind lebendig.
Den Speer, den der „Drachentöter“ verwendet, rammt dieser auch selten tief in den Körper des Tieres. Es scheint vielmehr so, als würde er damit das Tier eher kitzeln oder die Haut des Drachens nur leicht picksen oder ritzen.
Das erinnert fast an den Einsatz von Akupunktur-Nadeln.
Und tatsächlich:
In der Geomantie geht man davon aus, dass es so etwas wie Akupunkturpunkte der Erde gibt und die „Drachen-Heiligen“ offenbar über diese auch Bescheid wussten.
Sie haben mit ihren Lanzen diese speziellen Stellen der Erde sozusagen akupunktiert.
Dies aus verschiedenen Gründen, z.B. um die Erdkraft anzuzapfen und sich diese nutzbar zu machen. Oder um an einem Druckpunkt – ähnlich wie bei Akupunkturpunkten des menschlichen Körpers – einen Stau zu lösen und die Energie wieder zum Fließen zu bringen bzw. auszugleichen.
Ganz wichtig war es immer auch, besondere Punkte der Erde zu „fixieren“. Denn man hatte offenbar immer Angst, dass spürbar kraftvolle Erdpunkte in irgendeiner Art und Weise „verrutschen“ könnten.
Und daran war man natürlich nicht interessiert. Das galt es zu verhindern.
So wurden von Wissenden Maßnahmen getroffen, die – oft drachenähnlich schlängelnde – Erdkraft an einem Punkt zu halten. Genauso könnte auch der Einsatz von Lanzen, Schwerten, Speeren und Kruzifixen der „Drachen-Heiligen“ verstanden werden.
Die zu fixierenden Punkte sind z.B. die Dorfmitte, daher wird dieses Zentrum oft auch mit einem Pfahl wie z.B. einen Maibaum „fixiert“. Noch unangenehmer wären solche „Verschiebungen“ bei Bergen. Daher versuchte man, auch diese Erdkräfte mit einem Gipfelkreuz zu fixieren.
Das alles wirft nun doch ein ganz anderes Licht auf Georg.
Ein „Mann von Welt“
Kommen wir nochmals zu Georgien, das nach dem Heiligen benannt wurde, der dort heute groß gefeiert wird. Auch die Dardanellen wurden dereinst als Meerenge des heiligen Georg bezeichnet. Die Meerenge zwischen Irland und Wales, die die Irische See mit dem Atlantik verbindet, heißt St-George’s Channel, denselben Namen trägt die Meerenge zwischen den Inseln Neu Britain und New Ireland in Papua-Neuguinea.
Warum all dies nach Georg benannt wurde, weiß niemand so genau. Fest steht, dass er weder jemals in Georgien, in England und schon gar nicht in Papua-Neuguinea war.
2005 beschloss der Landtag des österreichischen Bundeslandes Tirol, Georg neben Joseph zum zweiten Landespatron zu erklären. Auch dort war Georg nie und vermutlich würde er sich wundern, worum es geht, wenn er den Namen Tirol hörte.
Aber als echter „Georg“ in direkter Verbindung mit Gaia der Erdmutter und ihrer südamerikanischen Form der Pacha Mama ist er ohnehin auf der ganzen Erde daheim.
**********************************
Teile dieses Textes sind ein Auszug des artedea-eBooks
Drachenfrau und Schlangenmädchen
Dieses gibt es zur Zeit zum halben Preis im artedea-Shop.
**********************************
Mehr zu den erwähnten Göttinnen:
Gaia
Pacha Mama
Bildquellen
artedea.net
St George by Raphael – de.wikipedia.org
Pingback: Der Tag des heiligen Georgs – Drachentöter oder Landmann? | Oh Göttin – Kon/Spira[l]