Morgen am 21. Juni ist um exakt 06:24 Uhr nicht nur Sommerbeginn sondern wir feiern auch den „Tag des Schlafes“.
Das Datum für diesen Schlaftag ist ja echt bemerkenswert. Würde man diesen ja eher in einen der langen Winternächte vermuten und nicht just zu jenem Zeitpunkt in Jahr, in dem der längste Tag und die kürzeste Nacht ist.
Aber vielleicht ist dieses Datum auch ganz bewusst gewählt, beginnen doch jetzt die heißen Sommernächte, die den Schlaf schon gehörig rauben können. Und auch die extrem kurzen Nächte können für Schlafstörungen sorgen.
Spät wird es dunkel und schon sehr früh wieder hell. Am 21. Juni geht die Sonne um 04:41 auf und um 21:35 unter. Das ist die längste Zeit im Jahr, in der es innerhalb von 24 Stunden hell ist, nämlich 16:54 Stunden.
Zum Vergleich: Am 21. Dezember – also auf der gegenüberliegenden Seite im Jahreskreis, geht die Sonne um 08:13 auf und um 15:56 unter. Damit ist es nur 07:43 Stunden hell.
Schlaf ist wichtig
Den Tag des Schlafes gibt es seit 1999 und er soll darauf aufmerksam machen, dass unzureichender oder nicht erholsamer Schlaf schwerwiegende Folgen haben kann.
Die Medizin kennt 88 verschiedene Schlafstörungen. Diese können zu extremer Reizbarkeit und Ungeduld führen und haben Auswirkungen auf Leistungsfähigkeit, Kurzzeitgedächtnis und Selbstorganisation. Langzeitfolgen können unter anderem Übergewicht, Infektanfälligkeit, ein erhöhtes Risiko für Herzerkrankungen und frühzeitige Alterung sein.
Der Heilschlaf der Göttinnen
Schon im Altertum war man sich bewusst, wie wichtig Schlaf ist. Das drückt sich in zahlreichen Göttinnen-Mythen aus. Am bekanntesten ist wahrscheinlich die „schlafende Göttin von Malta“.
Sie (oder ihre Priesterinnen) wurden in zahlreichen Statuen und Figurinen dargestellt. Auf Malta wurde eine gewaltige Tempelanlage erbaut. Von oben betrachtet haben die Tempel die Umrisse einer rundlichen, dicken Frau mit Kopf, Brüsten und Hüften bzw. den Grundriss eines 3-, 5- oder 7-blättrigen Kleeblatts, ein uraltes matriarchales Symbol. Im unterirdischen Hypogäum, einem Labyrinth aus vielen unterirdischer Gänge, Hallen und Nischen, das sich sich über drei Etagen erstreckt, wurde die wohl berühmteste Darstellung der maltesischen schlafenden Muttergöttin gefunden. Zu ihrer Bedeutung bzw. ihren mythologischen Hintergrund gibt es einige Versionen:
So kann es sich tatsächlich um die Erdmutter handeln, die in diesem unterirdischen Labyrinth ruht, wie auch die alte Erde tief innen im Zentrum in sich ruht. Anderseits wird angenommen, dass es sich um die Darstellung einer Priesterin in Trance handelt, die aus ihrem Zustand Weissagung macht oder die Krankheit von PatientInnen feststellt. Vielleicht handelt es sich auch um eine Pilgerin, die nach Malta, dem heiligen Zentrum gekommen ist und nun in einem tiefen Heilschlaf liegt. Möglicherweise verbrachten die Menschen in Erwartung prophetischer Träume oder baldiger Genesung eine Nacht schlafend in einem Heiligtum.
Über die Jahrtausende hinweg hat die Darstellung dieser Göttin bzw. Frauenfigur eine beruhigende Wirkung. Sie schenkt guten Schlaf und süße Träume. Vor allem erschöpfte und gestresste Frauen können sich ihre sanfte Kraft holen, so oft sie sie brauchen.
Auch die gallisch-keltische Göttin Sequana wurde in einem großen Tempelbezirk verehrt. Durch einen heiligen Schrein gelangte man dort in einen großen Schlafsaal, von dem vermutet wird, dass Menschen hier in eine Art Heilschlaf versetzt wurden, womöglich um in diesem heilende Botschaften und Visionen von der Göttin zu bekommen.
Schlummern und ruhen wie eine Göttin
Aber auch andere Göttinnen erinnern uns daran, wie wichtig und erholsam Schlaf ist:
Die ägyptische Katzengöttin Bast ist – wie alle Katzen – dafür bekannt, dass sie viel, gut und ausgiebig schläft. Katzen liegen ja nicht – wie die meisten Tiere – ständig auf der Lauer, sondern können halbschlummernd vollkommen entspannen. Und sie erwachen mit hellem Bewusstsein genau in dem Moment, wo Aktivität von ihnen verlangt wird. Die Katze ist zu einer ganz besonderen Form des Ruhens fähig: Der Körper ist völlig entspannt, die seelischen Kräfte aber sind wachsam und aufnahmefähig. Sie registrieren jede Veränderung der Umgebung und können blitzschnell vom Schlafzustand in hellwache Aktivität wechseln.
Tipp bei Schlafstörungen: Einfach die schlafende Katze ansehen und sich in ihren Atemrhythmus einklinken. Schon nach ein paar Minuten tritt die Entspannung ein. Selbst ausprobiert – funktioniert bei mir immer!
Die griechische Göttin des Schlafes ist Brizo. Besonders in den Übergängen von der Nacht zum Tag, in denen man nicht mehr tief schläft, sondern eigentlich schlummert, soll man die Göttin für kurze Momente sehen können, wenn sie im Morgendunst die schmale Mondsichel vom Himmel hinunter in das Meer holt. Auf der Insel Delos, wo sie verehrt wurde, war man der Auffassung, Brizo gäbe den Menschen prophetische und erhellende Träume. Daher auch der Begriff „Brizomantie“ (= Wahrsagen durch Traumdeutung).
Brizo gibt Antworten und Lösungen im Schlaf. Entscheidungen oder Problemen kann man ihr daher vor dem Einschlafen anvertrauen. Mit „einmal darüber schlafen“ ergeben sich Lösungen bzw. eine klare Sicht oft ganz von selbst.
Die griechische Aergia und die lettische Gausu mate erinnern daran, Ruhepausen einzulegen – ein gemütliches Stündchen am Sofa zwischendurch oder ein erfrischendes Mittagsschläfchen.
Was in ihren Mythen ganz selbstverständlich war, ist im übrigen jetzt auch wissenschaftlich nachgewiesen worden: Der Mittagsschlaf ist überaus erholsam.
Er ist eine optimale Kraftquelle, die zu einer raschen Regeneration von Körper, Geist und Seele führt.
Also wenn es Abends und morgens ohnehin hell ist und das den Schlaf stört, kann man diese kühleren Stunden für Aktivität nutzen. Und die helle, aber auch heiße Mittagszeit nutzen, sich in dunkle kühle Räume zurück zu ziehen, wie es ja viele Menschen im Süden machen, wenn sie ihre Siesta halten.
Erstaunlich eigentlich, dass es noch gar keinen „Internationalen Tag des Mittagsschlafes“ gibt, den ich hiermit offiziell ausrufe!
Ansonsten wünsche ich allen eine wunderbare Mittsommernacht – feiert und genießt den laaaaangen Abend und die zauberhafte kurze Nacht, an dem das „Kleine Volk“ – wie wir es ja vom A Midsummer Night’s Dream von Shakespeare wissen – besonders aktiv sein soll.
Gibt es dann am nächsten Tag einen Schlafrückstand, dann können wir das ja in einem Mittagsschläfchen sofort wieder ausgleichen.
Mehr zu den erwähnten Göttinnen:
Aergia
Bast
Brizo
Gausu mate
Schlafende Göttin von Malta
Sequana
Mehr zu den Bräuchen und Mythen rund um die Sommersonnenwende gibt es im artedea-eBook:
Sommersonnenwende – Litha – Mittsommer: Das feurige Fest des Sommerbeginns