Auf einem Kurzurlaub in der schönen Steiermark stoße ich auf jede Menge erstaunliche Frauen und Göttinnen.
Viele Flüsse rund um den Erdkreis werden ja als Göttinnen wahrgenommen und so ist es nicht verwunderlich, dass auch die Mur eine Göttin hat: Murna!
Sie ist in den Schwarzenberger Archiven bereits mit dem keltischen Namen erwähnt, der sowohl für den Fluss, wie auch für dessen Göttin gilt.
Eine sehr schöne Darstellung dieser Flussgöttin habe ich an der Murpromenade gefunden. Der Bildhauer Rudolf Hirt hat sie genau an der Stelle, an der sich die Mur vom Bach in einen Fluss wandelt, als Bronzefigur dargestellt und zwar in ihrer noch jugendliche Form. In Graz sehen wir sie dann schon als gereifte Göttin am Erzherzog-Johann-Brunnen.
Ein kleines Stück weiter an der Murpromenade in Murau finde ich eine weitere erstaunliche Figur:
Die Katzenkönigin oder, wie auf einem Schild vermerkt ist, die Katzengöttin Xenia.
Katzen haben in Murau eine große Bedeutung, es gibt im Schloss Murau einen eigenen Katzensaal. Die Katzen des Schlosses sollen früher immer wieder hinunter in die Stadt gekommen sein, was die Menschen als großes Glück empfunden haben.
Sie fühlten sich von den Katzen beschützt, sodass sie in den Rang einer Göttin erhoben wurde.
Die Katzengöttin erhielt den Namen Xenia, was im griechischen sowohl „die Gastfreundliche“ als auch „die Fremde“ bedeutet.
Die Figur der Katzengöttin zeigt eine Frau mit zwei Katzenköpfen. Das soll zum Ausdruck bringen, dass Katzen viele Gesichter haben und ihrer ganzen Umgebung gegenüber sehr aufmerksam sind.
Daher fühlten sich die BewohnerInnen von Murau wohl auch von den Katzen beschützt. Der lange Haarzopf und die würdevolle Körperhaltung verdeutlichen die Erdverbundenheit der Göttin.
Überlebte 2 Hexenprozesse und 5 Ehemänner
Die Katzengöttin findet sich auch beim Denkmal der Anna Neumann, einer großen Tochter der Stadt Murau. Sie lebte von 1535 – 1623 und prägte über 58 Jahre die Geschicke der Stadt.
Sie war überaus geschäftstüchtig wie auch sehr sozial eingestellt, bewirtete arme Leute und BettlerInnen, gab ihnen Essen, Kleidung und ein paar Kreuzer.
Sie überlebte 5 Ehemänner und 2 Hexenprozesse. In Folge dieser Prozesse wurden jeweils diejenigen, die sie angeklagt hatten, hingerichtet, was insofern kein Wunder war, denn als „Herrin von Murau“ waren auch die Richter ihr unterstellt. Allerdings ist zu bemerken, dass laut Gerichtsprotokolle die AnklägerInnen jeweils mit ihren Anschuldigungen einknickten und damit war bewiesen, dass Anna Neumann unschuldig war und die KlägerInnen eigentlich die Missetaten begangen hatten.
Das Vermögen der Anna Neumann ging nach ihrem Tod in den Besitz ihres sechsten und letzten Ehemanns über und begründete damit den Wohlstand der Schwarzenberg-Dynastie.
Hier einige Infos zu ihrem erstaunlichen Leben.
Die schönen Madonnen und eine Trans-Frau
Anna Neumann ist in der Familiengruft der Kapuzinerkirche in Murau beigesetzt, in dessen Garten auch ihr Denkmal steht. In der Kapuzinerkirche habe ich dann noch zwei bemerkensweise Madonnenfiguren gefunden. In der Loretto-Kapelle in einem Seitenschiff der Kirche eine schwarze Madonna und gleich beim Eingang eine sehr mystische Grottenmadonna.
Und zum Abschluss noch ein interessanter Mann, der allerdings als Frau verkleidet Karriere machte (das passt doch zum heutigen Tag, an dem die Regenbogenparade stattfindet).
Ulrich von Liechtenstein ging 1227 als Minnesänger und zwar als Frau verkleidet auf eine Dichter-Tournee, welche ihn bis nach Venetien und Bayern brachte. 1237 entstieg er in kostbaren Frauenkleidern mit perlengeschmückten Zöpfen als Frau Venus „in Venedig dem Meer“ und zog vier Wochen lang über Friaul, Kärnten, Steiermark und Österreich bis Böhmen von Turnier zu Turnier.
Ihm voran ritten der Marschall, ein Koch und fünf weiß gekleidete Knappen.
Zwei Posaunenbläser begleiteten „Frau Venus“ und kündigten ihr Kommen an.
Gekleidet wie eine Frau – als Göttin Venus – lehrte er seinen Mitmenschen, wie eine Dame zu lieben und zu ehren sei. Dazu verfasste er auch das Frauenbuch.
Die Minnelyrik Ulrichs wurde im 14. Jahrhundert in die große Sammlung des Codex Manesse aufgenommen.
Er erbaute die erste Burg 1232 am heutigen Murauer Schlossberg und gründete schließlich im Jahre 1250 Murau. Die Frauenburg (heute Burgruine) soll sein Lieblingssitz gewesen sein, wo er auch bestattet ist.
Mehr zu den erwähnten Göttinnen:
Murna
Venus
Xenia
Bildquellen:
Codex Manesse Ulrich von Liechtenstein / commons.wikimedia.org
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