Was ist das für ein seltsames Jahr, dieses 2020. Und damit meine ich ausnahmsweise nicht die Corona-Situation.
Zur Sommersonnenwende, den allerhellsten Punkt im Jahr hatten wir heuer Schwarzmond. Die längste Nacht war in dunkles Licht getaucht. Und jetzt zu Halloween wird uns der volle Mond scheinen.
Halloween bzw. Samhain hat jedes Jahr die Energie von Abschiednehmen. Wir gehen in uns, so wie sich die gesamte Natur zurückzieht. Diese Zeit um Halloween ist immer mit ein wenig Wehmut verbunden. Wir spüren verstärkt alles, von dem wir aktuell Abschied nehmen müssen. Und auch all jenes, das in diesem Jahr zu Ende gegangen ist. Wir gedenken der Toten, der Ahninnen und Ahnen und die nebelgraue Zeit rund um Samhain wirkt so wie ein Schleier, der sich da und dort vielleicht ein wenig lüftet und uns durch einen kleinen Spalt in andere Welten spähen lässt. So erzählen es zumindest die alten Mythen.
Das kollektive Abschied nehmen
Dieses Abschied nehmen, das war in all den Jahren ein individueller Prozess.
Und jetzt, heuer im Jahr 2020 ist das ein weltweites, kollektives Geschehen.
Wir alle, alle, alle müssen von dem Abschied nehmen, was wir gewohnt waren. Von all den Selbstverständlichkeiten, die unseren Lebensstil geprägt haben. Bei wem ist das Leben noch genauso, wie es vor einem Jahr war?
Hab ich soeben geschrieben, dass es ausnahmsweise nicht um die Corona-Situation geht? Natürlich geht es um diese. Und dieser Halloween-Vollmond, sowie auch der Sommersonnenwende-Schwarzmond sind geradezu himmlisch-mystische Zeichen dieser wahnwitzigen Zeit.
Zu Sommerbeginn, wo wir uns von der ersten Lock-Down-Schockstarre wieder ein wenig erholt haben, in der das Leben wieder anhob, leicht zu werden, war es gerade diese längste Nacht, in der viele endlich, endlich wieder fröhliche Feste und Rituale feierten. Aber diese Sonnenwende war keine helle, leichte Nacht, sondern in das tiefste Dunkel des Schwarzmonds gehüllt. Fast wie ein Omen, findet ihr nicht auch?
Und nun, es wirkt fast wie ein kosmischer Joke, gibt es einen Samhain-Vollmond.
Und exakt jetzt in dieser Samhain-Zeit prasseln nahezu explosionsartig die wildesten Corona-Nachrichten auf uns herein. Machen uns Angst, lähmen uns, schüren unseren Widerstand – je nachdem.
Die allerwenigsten lässt das kalt.
Mir kommt fast so vor, als würde dieser Vollmond einen Riesen-Scheinwerfer auf all das werfen, was hier geschieht, im großen Außen wie im Innen von allen einzelnen Individuen.
Es ist fast so wie ein Ruf: Sieh hin! Was passiert hier? Was macht das mit dir?
Zum Samhain 2020 können wir uns nicht einfach in der Dunkelheit verstecken, Decke überm Kopf.
In dieser magischen Zauberzeit im Jahr geht es heuer wahrscheinlich darum, den Dingen ins Auge zu sehen, in dieser hellen Mondennacht.
Zaubermond der starken Frauenkraft
Die gute Nachricht: Dieser Samhain-Vollmond ist kein normaler Vollmond, nein es ist ein sogenannter Blauer Mond. Und dieser kommt nur alle paar Jahre vor, immer dann, wenn es innerhalb eines Kalendermonats zwei Vollmonde gibt.
„Once in a blue moon“, wie es die englische Redensart verdeutlicht.
Es heißt, dieser Blaue Mond sei besonders zauberkräftig, das gelte vor allem für Frauen.
Hier ein kleines Rechenexempel, wie es zu einem Blauen Mond kommt:
Matriarchale Kulturen kannten einen großen Zyklus, der 13 Vollmonde umfasst. Patriarchale Einflüsse konnten diese sehr weibliche Einteilung, die sich nicht nur an den Mondphasen, sondern auch am Menstruationszyklus der Frauen orientierte, nicht mehr als Zeiteinteilung gelten lassen.
Und so wurde aus dem lunaren der solare Kalender, der die willkürliche Einteilung in 12 Monate vorsieht. Die einzelnen Monate mit ungleich vielen Tagen – 28, 29, 30, 31.
Allerdings gäbe es eine viel einfachere Unterteilung dieser 365 Tage. Teilen wir diese durch 28, so kommen wir im Jahr auf 13 Monate, was viel eher einem natürlichen Rhythmus – zumindest jenem der Frauen – entspräche.
Der Julianische Kalender nach Julius Cäsar legte diese zwölf Abschnitte fest, bei denen der Mond keine Rolle mehr spielt – lediglich die Ähnlichkeit der Worte „Mond“ und „Monat“ erinnert an seine frühere (matriarchale) Bedeutung für den Kalender.
Der natürliche Zyklus der Vollmonde reibt immer wieder mit der willkürlich-patriarchalen Jahreseinteilung in 12 Monate. Und so passiert es, dass wir hie und da in einem Kalendermonat einen zweiten Vollmond haben.
Sollten wir sie vergessen haben, das ist der Fingerzeig, der uns auf die zyklische Kraft der Frauen hinweist.
Jene Kraft, die – so natürlich sie ist – das große Geheimnis in sich birgt.
Das Geheimnis von Werden und Vergehen und Wieder-Werden.
Das zeigt sich in den Mondzyklen ebenso wie im Menstruationszyklus, in dem es in jeder Mondphase die Chance auf neues Leben gibt. Wird die Chance nicht genutzt, dann wird das nicht befruchtete Ei mit der nächsten Blutung ganz selbstverständlich weg geschwemmt und macht Platz für ein neues, für eine neue Chance, für einen neuen Lebensimpuls.
Abschied und Neu-Werden
Heuer zu Samhain steht der Blaue Mond wie ein fruchtbares großes Ei am Himmel.
Eine gute Zeit, um das Neue ins Leben einzuladen, denn wie es scheint, hat das Althergebrachte seine Gültigkeit verloren.
Ich schreibe diesen Blog-Beitrag bewusst schon zwei Tage vor Samhain/Halloween, damit du dich jetzt schon darauf einstimmen kannst:
Feiere dein eigenes ganz spezielles magisches Ritual, frohlocke, zelebriere den Abschied, gehe in stille Meditation, nimm Kontakt mit deinen AhnInnen auf, gehe hinaus, wandere durch die Schleier, weine und tanze im Mondenschein …
Bei all dem werde dir der zyklischen Kraft bewusst.
Ja, es geht um Abschied, aber es geht auch um ein Neu-Werden.
Zu Samhain beginnt erst einmal die Zeit der großen Stille, des Rückzugs, der Innenschau, die sich über den November, Dezember bis nach die Rauhnächte zieht.
Das Virus-Geschehen wird uns das heuer wohl mehr denn je verdeutlichen.
Lass dir Zeit, sei geduldig mit dir selbst. Nach Schwarzmond ist auch nicht am nächsten Tag Vollmond, das neue Ei braucht auch seine Zeit zum Heranreifen.
Mehr denn in all den Jahren davor ist das die Energie von Halloween, die wir heuer spüren und magisch nutzen können.
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„Samhain :: Halloween –
Das Fest des Rückzugs und der Stille“
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Bildquellen:
artedea.net
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Ich überlege grade wo die 13 Monate dann anfangen. Gibt es auch einen Namen für den 13. Monat? Mir war so…
Super Bericht
Danke, Gruß Ria🦋