Juni – Monat der Göttinnen in ihrer strahlendsten Kraft

Juni!!!
Der hellste Monat des Jahres, Übergang von der Blüte zur Reife, die Zeit der ersten Ernte.
Ein Monat, in der immer schon Göttinnen in ihrer strahlendsten Kraft gefeiert wurden – als Ausdruck für die langen Tage, das helle Sonnenlicht, die Natur in ihrer stärksten Form. Jetzt – so waren die Menschen in alten Zeiten überzeugt – bringt die Große Göt­tin­ Fülle und Über­fluss. Voll erblüht regiert sie von nun an den ganzen Sommer.
Gleich am 1. Juni wurde im antiken Rom das Fest der Cardea gefeiert. Sie ist die Göttin der Schwellen, der Türscharniere und der Türgriffe. Ihr Name kommt von cardo und bedeutet Türangel. Dieser 1. Juni wurde als Wendepunkt (Drehpunkt, Türangel) im Jahr angesehen.Daher ist der 1. Juni auch der Festtag dieser Göttin.
Sie lebt in den Türangeln, überwacht von dort das Kommen und gehen im Haus.
An ihrem Feiertag wurden Masken, Kugeln und Figürchen an Eingängen angebracht, das sollte das weitere Wohlwollen der Göttin garantieren, zudem wurden diese Symbole auch auf Bäumen aufgehängt um damit das Getreidewachstum anzuregen.

Die allumfassende Juni-Göttin ist natürlich Juno.
Diese geht auf die sabinisch-etruskische Muttergöttin Uni zurück, deren Name wiederum verwandt ist mit „Yoni“ und „Uni-versum“.
Und an klaren Juniabenden stellt sich ja ganz oft das Gefühl ein, man könnte in die Tiefen des Universums blicken.
Juno begleitet jede Frau durchs Leben. Im Juni zeigt sie sich von ihrer eindeutigsten Seite – sie ist nicht mehr das frühlingshafte Mädchen sondern die junge, starke, erwachte Frau, die ihr ganzes fruchtbares Sommerleben noch vor sich hat.
Jede römische Frau verkörperte einen Teil des Wesens dieser Göttin, trug ihre eigene „Juno“ (eine Leben spendende Macht, die sie führt und beschützt) in sich, wie jeder Mann einen „Genius“ in sich trug. Im patriarchalen Sprachgebrauch ging das Wort Juno verloren, Genius hingegen nicht.

In der aztekischen Mythologie wurde im Juni Huixtocihuatl, eine Regengöttin gefeiert. Die Festivitäten für diese Göttin wurden im siebenten Monat des achtzehntheiligen mexikanischen Jahres, also im Juni abgehalten, in dem Monat, in dem der Regen kommt und das Getreide zu reifen beginnt.

Im antiken Ägypten stand zu dieser Jahreszeit Nathor, die Göttin der fruchtbaren Nilschwemme ganz hoch im Kurs. Der Beginn der Nilschwemme wurde durch das jeweils erste Auftauchen des Sirius in der Morgendämmerung angekündigt.

Dieses Ereignis fand vor 5.000 Jahren jeweils Ende Juni statt. Um sicher zu gehen, dass die so wichtige Nilflut jedes Jahr wieder kommt, wurden vermutlich zeremonielle Handlungen an den Flussufern durchgeführt, bei denen die Menschen möglicherweise Figurinen der Göttin (oder deren Priesterinnen in Gebetshaltung) in die Erde steckten. Mit hoch erhobenen nach leicht nach hinten gestreckten Armen steht sie da, ruft die große Flut, beschwört die Energien des Kosmos, spendet Segen, greift nach den Sternen.
Wir kennen die Göttin des Nils in dieser Körperhaltung von einer der bekanntesten Statuetten, die es von Frauenfiguren gibt.

Natürlich wurden rund um die Sommersonnenwende eine ganze Reihe von Göttinnen gefeiert. Eine davon ist die römische Fortuna – wohl eine der heute noch bekanntesten Göttinnen. Wir kennen sie als Glücks- und Schicksalsgöttin.
Der traditionelle Feiertag der Fortuna ist der 24. Juni.
Dieser Stichtag markierte nach dem Julianischen Kalender die Sommersonnenwende. Dass Fortuna genau an diesem Tag geehrt und gefeiert wurde, kommt nicht von ungefähr: Jetzt ist vieles in der Natur herangereift, jetzt beginnt die Erntezeit, die sich bis in den Herbst zieht.

Und dazu braucht es —  neben all der harten Arbeit —  auch Glück und die Gunst von Fortuna.
Was gesät wurde, das muss nicht aufgehen, was geblüht hat, das kann durch schlechte Witterungsbedingungen nach der Blüte zunichte gemacht werden, was in der volle Reife steht, kann durch missgünstige Umstände, wie Schädlingsbefall ungenießbar werden.
Und auch die Erntearbeit selbst ist nicht ungefährlich. Daher hielten die Menschen zu Sommerbeginn inne, um sich mit der Göttin in Verbindung zu setzen und um ihr Wohlwollen und ihre Gunst zu bitten.

Mater Matuta gilt als die etruskisch-römische Göttin des frü­hen Lichtes. Es ist davon auszugehen, dass es sich bei ihr nicht nur simpel um eine Göttin der Morgenröte und des frühen Morgen jeden Tags handelt, sondern dass sie überhaupt als die „erste Mutter“ angesehen wurde – die, die der Welt das erste Licht am allerersten Morgen brachte.
In den ersten Sommertagen, in denen das Licht so ganz früh schon kommt, wurde sie besonders gefeiert.
Die Festivitäten dieser Göttin waren – jeweils am 11. Juni – die „Matralia“, das Fest der Mütter. Mater Matuta hatte im Antiken Rom gemein­sam mit der Göttin Fortuna, deren Festtag ja der 24. Juni war, ein Doppelheilig­tum.
Dieses hatte eine gemein­sa­me Zisterne mit 80 m³ Fassungsvermögen hatte.
Es ist anzunehmen, dass in der gan­zen Zeit­spanne zwischen die­sen beiden Fest­ta­gen der Göttinnen ge­feiert wur­de. Dabei spiel­te das Wasser aus der Zis­ter­ne des Dop­pel­heiligtums si­cher eine große kultische Rol­le, da der Juni in Süd­italien ein re­gen­lo­ser Monat ist.

Auch für die Göttin Vesta wurde im alten Rom zu dieser Jahreszeit ein eigenes mehrtägiges Fest begangen – die Vestalia, jeweils ab dem 9. Juni. Die Göttin des Feuers und des Her­des ist zwar besonders im Winter (überlebens-)notwendig. Die feurige Sonnenkraft, die das Getreide reifen lässt (das nachher in ihren Öfen zu Brot gebacken wird), ist Ausdruck der Vesta – und daher ist der Juni der besondere Monat der Vesta.
Der Tempel der Vesta war sonst nicht für das nor­male Volk geöffnet. In der Zeit vom 7. bis zum 15. Juni stand er für alle offen. Am 9. Juni gingen die römi­schen Matronen barfuß zum Tempel der Vesta brach­ten ihr „mola salsa“, ein ge­sal­zenes Weizen­ge­richt dar. Anschließend teil­ten dies die Priesterin­nen der Göttin, die Ves­ta­linnen an das Volk aus.

Im antiken Athen wurden zu Ehren der Göttin Bendis große Zeremonien und Prozessionen, die sogenannten Bendideia abgehalten. Sie wird als „leuchtende Frau“ gedeutet, vermutlich in ihrer Funktion als Mondgöttin, aber auch als Hinweis auf die strahlende Jahreszeit des Juni.
Der Kulttag endete mit einem großen orgiastischen Fest, bei dem Handklappern, Zimbeln und Pauken verwendet wurden.
Im attischen Kultkalender war dafür der 19. und 20. Thargelion vermerkt, der in die Zeit zwischen Mitte Mai bis Mitte Juni fällt.
Es ist zu vermuten, dass dieses Mondgöttinnen-Fest am Vollmond in dieser Zeitspanne gefeiert wurde.

Welche Freude – so lange Sonnentage!
Gilt in vielen Kulturen der Mond als das weibliche Element, so wird vielenorts die Sonne als das nährende, wärmende und damit mütterliche Gestirn angesehen. Wie z.B. in der baltischen My­tho­logie, in der die Sonne eine zen­t­rale müt­ter­li­che Ge­stalt ist. Der Sonnengöttin Saule wird daher größte Wertschätzung und Verehrung entgegen gebracht.

Ihr Name Saule bedeutet einfach auch nur „Sonne“.
Ihre Beinamen lauten „Sonnenjungfrau” und „Mutter Sonne”.
Der Göttin Saule wird täglich gehuldigt, indem sich ihr Volk nach Osten verbeugt, um sie zu begrüßen.Ihr Hauptfest ist die Sommersonnenwende im Juni, Rasa oder Kupolines genannt.
Zu dieser Zeit erhebt sie sich, gekrönt mit einem Kranz aus roten Blüten und tanzt in ihren Silberschuhen auf den Kämmen der Hügel. Die Menschen springen in gegen Osten fließende Flüsse, um in ihrem Licht zu baden.Frauen setzen sich geflochtene Kränze auf – ähnlich wie jenen, die die Göttin trägt – und schreiten über die Felder, um deren Fruchtbarkeit zu beschwören.

Vor allem im Liedgut, wo die Sonne hüpft und flimmert, werden die Segnungen und die Rituale zu Ehren der Sonnengöttin anlässlich ihres großen Festes deutlich. Denn unzählige Dainas (Volks­lie­der und Ge­dich­te), Hymnen und Ge­be­te sind der Sonnengöttin ge­wid­met.

Was immer ihr für den Juni plant – Anlässe zum Feiern und das Leben zu genießen gibt es viele!!!

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Mehr Infos zu den erwähnten Göttinnen:

Bendis
Cardea
Fortuna
Huixtocihuatl
Juno
Mater Matuta
Nathor
Saule

Uni

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