Süßes oder Saures oder ein Striezel – die Halloween-Speisen

Zu den zahlreichen Bräuchen der Nacht vom 31. Oktober auf den 1. November, die wir als Halloween oder Samhain kennen, gehören auch zahlreiche spezielle Speisen. So ist es Sitte in dieser Nacht, etwas vom abendlichen Festmahl vor die Haustüre zu stellen, um wohlgesinnte AhnInnen zu nähren und die nicht ganz so wohlmeinende mit diesem Mahl derart zu besänftigen, dass sie draußen vor der Türe bleiben.

Arme Menschen wuss­ten das und haben sich um die Häuser geschli­chen, um aus diesen für die AhnInnen vor­gese­he­nen Schüs­seln etwas zu essen zu be­kommen.
Gefinkelte sollen sich auch als Geis­ter verklei­det ha­ben, da­mit die Haus­be­woh­nerIn­nen aus Angst noch mehr Spei­sen hinaus stellen. Aus die­ser Tradition wur­de das bekannte „Trick ’n Treat“-Spiel der Kinder, das bei uns als „Süßes oder Saures“-Spaß bekannt ist.

In Irland ist der Brauch des ganz offi­ziel­len Er­bittens von „Seelen­kuchen bekannt.
Die armen Leute zo­gen von Haus zu Haus und ver­spra­chen, als Gegen­leis­tung für die Spei­se, ein Gebet für die ar­men See­len des Hau­ses zu sprechen. Im christlichen Sinn soll­te damit deren Fe­ge­feuerzeit ab­ge­kürzt werden.

Verzopftes soll schützen

Früher war es auch in vielen Regionen Öster­reichs und Bayerns üblich, zu Allerheiligen die Armen mit Brot zu beschenken.

Daraus entwickelte sich der Allerheiligenstriezel, auch unter Allerseelenzopf, Allerheiligenspitz, Seelenbrot, Seelenspitze, „Seel-Wöckn“ (Seelenwecken), Allerheiligen-Laibl (im Mühlviertel) oder Allerseelenbreze bekannt.
Im Raum Kirchdorf an der Krems (Oberöster­reich) kennt man ein ganz besonderes Gebildbrot – die sogenannte „Himmelsleiter“ (HIER Bilder und das Rezept), die aus an­ein­ander gereihten S-förmigen Stücken aus Brioche- oder Semmelteig besteht und seit En­de des 19. Jahrhunderts zu Allerheiligen nach der Anzahl der „Sprossen“ verkauft wird.
Diese Gebildbrote sind meist aus Germ/Hefe- oder Briocheteig geflochtene süße Zöpfe, die mit reichlich Hagel­zucker be­streut wer­den. Üblich sind auch klei­ne runde Mür­be­teig­kekse mit Ro­sinen­augen und Mün­dern aus kan­dier­ten Kir­schen.
Diese wurden als mil­de Gabe ver­schenkt – an ar­me umher­zie­hende Men­schen, Non­nen oder Mön­che.
Kinder bekom­men sie von ih­ren Tauf- oder Firm­pa­tIn­nen. Interessant ist in diesem Zusam­men­hang, dass je nach Re­gion Tauf- oder Firm­pa­tIn­nen in der Mundart auch „God“, „Godl“, „Göde“, „Göd“, „Göte“, „Gotta“, „Göti“ und ganz im Westen der Schweiz „Götti“ heißt – was uns sehr nahe an den Be­griff „Göt­tin“ führt. So ein süßes Gebäck kann also ein Geschenk der „Göttin“ betrachtet wer­den.

Es war auf jeden Fall ge­rade für Fami­lien, die nicht be­gütert waren, ein wich­ti­ges, nahrhaf­tes Le­bensmittel am Be­ginn der langen Win­terzeit. Oft war darin auch ein Geldstück ein­ge­backen.
Auch andere spirituelle Ga­ben wie Gebete, Heiligenbildchen, Licht und Weihwasser, mancherorts auch Äpfel, Getreide, Mehl und Schmalz prägten diesen Tag und diese Nacht.

Der Brauch rund um das gefloch­tene Back­werk war ver­mutlich auch in anti­ken Trauer­kulten üb­lich, als man sich die ge­floch­tenen Haare ab­schnitt, um sei­ne Trauer auszu­drücken – die Striezel wa­ren Symbol dafür.

Geflochtenes Ge­bäck (in Zopfform oder auch als Bre­zel) hat auch im­mer die Funktion, Böses abzuwen­den. Schlechte Energien oder bö­se Geister sollen durch die Verwindungen der Zöpfe so verwirrt werden, dass sie sozusagen ab­prallen und nicht dort hineindringen kön­nen, wo sie ge­fährlich oder schädlich werden kön­nen. Aus diesem Grund wurden auch z.B. vor Kir­chen verschieden­ar­ti­ge geschwun­ge­ne, ver­wun­de­ne und gefloch­tene Säulen ange­bracht oder Pullover und Mützen mit Zopfmuster gestrickt – eine sehr alte Form des Schutzes.

Mit dem Flechten werden auch gute Wün­sche in den Striezel eingebracht. Denn Flechtwerk bedeutet immer, dass ein Segen besser hält.
Gerade zu „heiligen Zeiten“ – wie z.B. auch zu Ostern, wo man Osterstriezel bäckt, legte man großen Wert darauf, dass diese Feste nicht von „bö­sen Kräften“ übernommen werden. Daher scheint man sich vom Verzehr die­ses gefloch­tenen „magischen“ Gebäcks Schutz verspro­chen haben.

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Bildquellen:
Osterzopf / tournee / fotolia.com
Halloween Zucca e Caramelle-Halloween Pumpkin and Candies-Vector / BluedarkArt / fotolia.com

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2 Antworten zu Süßes oder Saures oder ein Striezel – die Halloween-Speisen

  1. boelleli sagt:

    Sehr interessant – Merci aus der 🇨🇭 (wo Gotte und Götti heute leider meistens nicht mehr die „ursprüngliche Aufgabe“ haben – Traditionen verschwinden je längs je mehr😉).

  2. Pingback: Süßes oder Saures oder ein Striezel – die Halloween-Speisen | Oh Göttin – Kon/Spira[l]

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