Das Wetter ist ja gerade nicht danach. Aber heute am 3. Mai ist der „Tag der Sonne“.
Von US-Präsident Jimmy Carter bereits 1978 ins Leben gerufen, sollte dieser Aktionstag die amerikanische Bevölkerung auf das Potenzial von Solarenergie hinzuweisen. Also man hat schon vor über 40 Jahren erkannt, wie wichtig die Rolle der Sonne als Energielieferantin ist. Die Sonnenenergie verursacht keinen gefährlichen Giftmüll, wie beispielsweise die Kernenergie, und ist im Gegensatz zu fossiler Energie unbegrenzt vorhanden.
Trotz ihrer Entfernung von durchschnittlich 150Millionen Kilometern ist die Sonne für das Leben auf der Erde von fundamentaler Bedeutung. Die Erde hat genau den richtigen Abstand zur Sonne ohne zu verbrennen. Sie ist so weit von der Sonne entfernt, dass genau so viel Wärme ankommt, wie alle Menschen, Tiere und Pflanzen zum Leben brauchen.
Die gesamte Evolution des Lebens auf der Erde hat sich unter dem Licht der Sonne vollzogen. Ein Großteil der Flora und Fauna ist auf das Sonnenlicht angewiesen, um zu gedeihen und zu überleben.
Starke, kraftvolle mütterliche Sonnengöttinnen
Diese überragende Bedeutung ist den Menschen seit Urzeiten bewusst. Es ist daher nicht verwunderlich, dass dieser große Feuerball da draußen als etwas Göttliches angesehen wurde, seine tägliche Wiederkehr vielfach mit magischen Ritualen beschworen.
Welch große Bestürzung löste das aus, wenn das Licht z.B. bei einer Sonnenfinsternis oder einem Vulkanausbruch plötzlich unerwartet verschwand.
Oft denken wir dabei an die großen Sonnengötter der alten Kulturen, während wir beim Mond eher an Göttinnen denken.
Doch es gibt auch eine ganze Reihe an Sonnengöttinnen, die Symbol für die starke, mütterliche Kraft sind, die alles Leben schenken, uns uns Licht, Wärme und Fruchtbarkeit bringen.
Ahnin des japanischen Kaisergeschlechts
Allen voran die japanische Göttin Amaterasu, die jüngst bei der Thronbesteigung des neuen Kaisers Naruhito und der Abdankung des alten Kaisers Akihito in den Zeremonien eine große Rolle spielte. Der alte Kaiser kündigte in den Amaterasu-Schreinen der japanischen Ur-Religion Shinto der Göttin seine Abdankung an.
Den Mythen nach beruft sich das japanische Kaisergeschlecht in seiner Abstammung auf die Sonnengöttin, deren die unmittelbaren Nachfahren sie sind.
Der neue Monarch bekam die Throninsignien, ein Schwert sowie einen Juwel, das das Kaiserhaus der Legende nach von der Sonnengöttin Amaterasu erhalten hat.
Amaterasu ist „Die am Himmel leuchtende, große, erhabene Gottheit“. Ihr Mythos erzählt, dass sie sich nach einer Schandtat ihres Bruders in eine dunkle Höhle zurückgezogen hat und es auf der Erde es finster wurde. Damit herrschten Nacht und Winter und Dämonen der Finsternis auf der Erde und das ganze Land wurde unfruchtbar.
800 Gottheiten versuchten sie – erfolglos – aus der Höhle zu locken.
Erst der Göttin Ama No Uzume gelang dies, als sie vor der Höhle einen verrückten, lasziven Tanz aufführte, der die anderen Gottheiten zum Lachen brachte, Amatersu neugierig machte und aus der Höhle lockte. Sie ist immer noch als aufgehende Sonne auf der japanischen Flagge zu sehen.
Mütterliche Kraft
Eine weitere Sonnengöttinn ist Saule. In der baltischen Mythologie ist die Sonne eine zentrale mütterliche Gestalt.
Sie wärmt, tröstet, beschenkt und verziert Menschen, aber auch Bäume und Gräser.
Sie regiert alle Bereiche des Lebens, von der Geburt in ihr Licht bis zum Tod. Der Sonnengöttin Saule wird daher größte Wertschätzung und Verehrung entgegengebracht.
Ihr Name Saule bedeutet einfach auch nur „Sonne“, ihre Beinamen lauten „Sonnenjungfrau“ und „Mutter Sonne“.
Unzählige Dainas (Volkslieder und Gedichte), Hymnen und Gebete sind ihr gewidmet.
Sie ist Himmelskönigin und Gebieterin des gesamten Universums. Es heißt, dass das erstes Kind von Saule die Erde ist. Nach wie vor bescheint sie ihre Tochter, die Erdgöttin Zemyna liebevoll und macht damit alles Wachstum, Fruchtbarkeit, Licht und Wärme möglich.
In den Veden, den heiligen Schriften des Hinduismus taucht Surya als Sonnengöttin auf. Im Gegensatz zu Saule ist die Erde nicht die Tochter der Sonnengöttin, sondern sie ist die Tochter der Erdgöttin Prithivi. Surya wird auch als das „Prinzip Sonne“, das sich am Himmel in einem von sieben Pferden gezogenen Himmelswagen fortbewegt. Geweckt wird Surya jeden Morgen von ihrer Schwester Ushas, der Göttin der Morgenröte.
Grian ist die irisch-keltische Sonnengöttin. Der Sage nach wurde die Sonne von dieser frühen irischen Göttin regiert. Sowohl die Sonne, wie auch die Göttin hatten den Namen Grian.
Die Göttin hat neun Töchter, diese lebten als irische Frauen in offenen Häusern, die Griannonn (Sonnenhäuser) genannt wurden.
Auf diese und auf alle anderen Menschen blickt Grian herab und erscheint mitunter den Menschen als Fee, wenn ihre Hilfe benötigt wird.
Aditi, die große Göttin der Hindu, ist die Frau, „die mit der Sonne bekleidet ist“.
Sie ist die indische Muttergöttin, die sich selbst und den Kosmos erschaffen hat, die Schöpferin allen Lebens.
Eigentlich ist sie die Mutter der Sonne, ihr Mythos erzählt, dass sie sieben Söhne geboren hat und dann ein riesiges Ei zur Welt brachte, das in den Himmel aufstieg und zur Sonne wurde.
Auch die chinesische Xi Hou ist nicht die Sonne selbst sondern wird als Mutter von zehn Sonnen verehrt. Jeden Morgen badet sie alle ihre Sonnenkinder in einem See am Ostrand des Himmels.
Alle Sonnen klettern dann in die Bäume. Jene Sonne, deren Aufgabe es ist, an diesem Tag zu leuchten, klettert bis auf die Baumspitze. An diesem Punkt setzt Xi Hou diese Sonne dann in einen von Drachen gezogenen Wagen.
Auch Mu Olokukurtilisop, die große Ur- und Schöpfungsgöttin der Cuna (ein matriarchal strukturiertes Volk in Panama) ist die Sonnenmutter. Sie hat parthenogenetisch, also durch Jungfernzeugung den Sonnengott hervorgebacht.
In der Mythologie der australischen UreinwohnerInnen im Südosten des Kontinents ist Gnowee eine Sonnengöttin, die einst auf der Erde gelebt hat. In den frühen Tagen war es nämlich auf der Erde dunkel und es gab auch am Himmel nichts, was diese beleuchtet hätte. Die Menschen mussten Fackeln oder andere Lichtquellen tragen, um sehen zu können.
Eines Tages lief ihr kleiner Sohn davon. Sie begann nach ihm zu suchen und hielt dabei eine große Fackel in der Hand.
Sie konnte ihn nicht finden – bis heute nicht. Aber sie gibt ihre Suche nicht auf.
Seit damals steigt sie jeden Tag hoch hinauf in den Himmel, mit ihrer großen Fackel, die die Sonne ist und schaut hinab auf die Erde in der Hoffnung, dass sie ihren Sohn wieder findet. Damit erhellt und wärmt die „suchende Mutter“ den Menschen auf Erden ihr Leben.
Glück und Bedrohung
Marici ist die buddhistische Göttin der Sonne.
Ihr wird auch mit „Lichtstrahl“ übersetzt. Sie wird als die Glorreiche, die Ruhmvolle, die Sonne der Fröhlichkeit und des Glücks bezeichnet. All dies soll sie auch den Menschen bringen.
Sul ist die bretonisch-gallisch-keltische Quellen- und Sonnengöttin. Die Wurzel ihres Namens bedeutet „Auge“ — eine archetypische Verbindung zur Sonne. Der Name der Sonne wird im schottisch-gälischen dichterisch „Sùil Dhè mhòir“ bezeichnet, was „großes göttliches Auge“ bedeutet.
Sul steht in der Bretagne für Liebe, Lebenslust und Sinnlichkeit. Für sie wurden lustvolle Feste mit Gesang und Tanz gefeiert. In ihren Tempel brannte ein ewiges Feuer.
Aber nicht immer haben Sonnengöttinnen einen freudvollen Charakter. So wie die Sonne einerseits wegen ihrer wärmenden und lichtvollen Eigenschaften höchst Willkommen ist und verehrt wird, so bedrohlich kann sie auch sein. Ein Beispiel dafür ist Sekhmet. In der ägyptischen Mythologie gilt sie als Tochter der Sonne, aus deren Auge sie geboren wurde. Sie wird mit dem zerstörerischen Aspekt der Sonne, mit dem heißen, erbarmungslosen Wüstenwind verbunden, der die Krankheiten bringt. Dargestellt wird Sekhmet meist in Frauengestalt mit einem Löwenkopf.
Auf dem Kopf trägt sie die Sonnenscheibe mit der Uräusschlange, die auf all jene Feuer speit, die die Schützlinge der Göttin bedrohen.
Aber die Sonne hat auch die Kraft, Dämonen zu töten. Wie der Mythos der hinduistischen Göttin Sankranti erzählt. Sie ist sowohl Erd- wie auch Sonnengöttin.
Das Festes zu ihren Ehren wird 14. Januar gefeiert.
Als Erdgöttin erwacht sie nach Monaten, in denen sie tief und fest geschlafen hat, endlich wieder und streckt sich der Sonne entgegen, die von nun an jeden Tag früher aufgeht und Licht und Wärme bringt.
An diesem Tag erinnern sich die Menschen daran, dass die Göttin einst vom Himmel als eine Kugel herabgekommen ist und einen Dämonen namens Sankarasur getötet haben soll. Vermutlich ist dieser „Dämon“ der Winter und die Kälte.
Um die warme Jahreszeit zu begrüßen werden Papierdrachen in den Himmel geschickt, um damit die Göttin in ihrem Sonnenaspekt begrüßen.
Beim Volk der Paiwan in Taiwan erscheint Qadav, die „Frau Sonne“ jeden Tag im Osten als große Schöpfungsgöttin.
Zuerst erblicken die Menschen ihr Gesicht, das von der Sonnenkugel umgeben ist.
Nach und nach erscheint ihr Körper, der jedoch vor Schönheit und Vollkommenheit so strahlt, dass man geblendet ist, wenn man ihn anschauen will (daher hat auch noch niemand den Körper der Frau Sonne sehen können). Erst am Abend kann man wieder im Westen in ihr errötendes Gesicht blicken.
Sie bringt mit ihrem Strahlen und ihrer Wärme alles Leben, gebietet aber auch über den Tod, wenn sie untergeht, bzw. wenn sie einmal ihre Gaben verweigern sollte.
Zeit und Zyklen
Die georgische Sonnengöttin Mzekala ist als Sonnengöttin vor allem dafür zuständig, dass die Trauben wachsen. Sie wird vor allem mit dem Rad und mit Kreisen und damit mit allem Zyklischen in Verbindung gebracht.
Sie dreht als Sonnengöttin natürlich auch das „Jahresrad“, an dem wir zur Sommersonnenwende – wo ihre Kraft am stärksten ist – den höchsten Punkt im dessen Umlauf erreicht haben und das von nun abwärts geht.
Unter christlichen Einfluss ist Mzekala in Georgien in die Heilige Barbale (Barbara) umgewandelt worden.
Diese lässt sich auf die alten keltisch-alpenländische Sonnengöttin Borbeth zurückführen, die warmherzige, sonnige Kraft der Göttinnen-Triade der Drei Bethen.
Der Name Borbeth entstammt in seiner ersten Hälfte wahrscheinlich dem keltischen Stammwort „borm“, dies ist auch der Wortstamm für „warm“, „wärmen“.
Unelanuhi, die Sonnengöttin der Cherokee wird auch „wunderschöne Frau“ oder „glühender Sonnenaufgang“ genannt. Die Legende über sie erzählt: Als die Welt hatte noch keine Sonne hatte, wurde die Beutelratte losgeschickt, um eine zu holen.
Sie hat sich aber mit der Sonnenglut am Schwanz verbrannt. Dann versuchte es der Geier, versengte aber bei diesem Versuch seine Federn.
Schließlich webte die alte Spinnengroßmutter ein Netz und konnte damit Unelanuhi, die Sonne fangen.
Alle Tiere konnten nun aus ihren Höhlen der Unterwelt heraus kommen und auf der Erdoberfläche leben und auch die Menschen bekamen das Sonnenlicht und die Wärme. Sie ist die lustvolle Bejahung der hellen, strahlenden, kraftvollen und femininen Energie des Lichtes und der Wärme auf der Erde.
Unelanuhi schafft mit ihrer Bewegung durch den Himmel die Zeit und teilt sie in Einheiten (Stunden, Tag, Nacht, Jahreszeiten) auf.
Pferde und Wagen
Der Name der russischen Frühlings- und Sommergöttin Iarila kann mit „Glühende Sonne“ übersetzt werden. Sie reitet oft auf einem Pferd – ein Motiv, das immer wieder im Zusammenhang mit Sonnengöttinnen zu finden ist.
Ihre Jahreszeiten sind der Frühling und der Sommer und ihr großes Fest wird am Übergang dieser beiden Jahreszeiten, der Sommersonnenwende in vielen Regionen Russlands mit Feuer und Wasser gefeiert.
Die ungarische Sonnengöttin Xatel-Ekwa hat nicht nur ein Pferd sondern gleich drei Rösser, auf denen sie gleichzeitig jeden Tag über den Himmel reitet. Ist in anderen Kulturen die Sonne mit ihrer Hitze eher auch bedrohlich, so wird Xatel-Ekwa als gut und wohltätig anerkannt. Sie wird auch deswegen so geschätzt, weil sie die Dunkelheit vertreibt. Das macht sie jeden Tag. Und man erhofft von ihr auch, dass sie „dunkle Seelenzustände“ erhellt und heilt.
Ihre Tochter ist Xoli-Kaltes, die Göttin der Morgenröte.
Die Zorya, slawische Himmels-, Licht- und Schicksalsgöttinnen sind der Sonne behilflich. In alten russischen Mythen sind Zorya Utrennaya und Zorya Vechernyaya zwei Göttinnen, welche der Sonne die Himmelstore öffnen und schließen.
Das Wort „zorya“ geht nämlich auf das indoeuropäische Wurzelwort für „Sonne“ zurück.
Die Zorya-Schwestern sind auch die Schutzgöttinnen der Pferde. Sie müssen die Kraft haben, die wilden Pferde, die vor den Wagen der Sonne gespannt sind, so lange zurückzuhalten, bis der Tag anbricht und sie die Himmelstore für die Sonne öffnen kann.
In manchen Überlieferungen wird Zorya als eine einzige Göttin, die Gemahlin des Mondgottes Myesyats, dargestellt. Als Sonnengöttin ist sie damit die wichtigste Gottheit.
Zorya Polunochnaya, die dritte Schwester wird oft nicht genannt oder in Geschichten bewusst weggelassen, kann man sie ja nicht sehen und nur zur Morgen- und Abenddämmerung erahnen. Sie ist daher die magischeste, unergründlichste und weiseste von allen.
Dotter und Butter
Päivätär ist die finnische Göttin der Sonne. Als Ilmatar, die Göttin der Lüfte die Eier eines Entenvogels zerbrach, entstand Päivätär aus dem Dotter. Päivätär ist auch die Göttin des Webens und des Spinnens. Sie sitzt im Himmelsgewölbe und webt weiße strahlende Gewänder mit einem goldenen Weberschiffchen und einem silbernen Weberkamm. Mit Unterstützung der Sonnengöttin Päivätär können Frauen helle Fäden in einen oft schwierigen und trüben Alltag weben. Um sie zu ehren und etwas von ihrer Kraft geschenkt zu bekommen, ist es gut, helle Kleider zu tragen.
Die Sonnen- und Frühlingsgöttin der SamInnen Beiwe bringt Menschen, Tieren und Pflanzen die neuen Sonne nach der dunklen Winterzeit.
Zur Ehre Beiwes wird zu Frühlingsbeginn Butter auf die Türpfosten gestrichen, die von der Sonne geschmolzen wird.
Dies dient Beiwe als Nahrung, die ihr dabei helfen soll, sich nach dem langen, kalten Winter zu regenerieren und zu wieder zu Kräften zu kommen.
Zur Sommersonnenwende wird Beiwe eigens geehrt, da sie nun ihre ganze Kraft zur Verfügung stellt.
Es werden ihr zu Ehren Sonnenkränze aus Blättern angefertigt und Butter gegessen.
Die zarten und heißblütigen Göttinnen des Sonnenaufgangs
Ganz besonders beliebt sind die Göttinnen der aufgehenden Sonne, wie die römische Aurora. Sie erscheint in der Frühe aus der dunklen Luft. Sie hebt mit Rosenfingern den Schleier der Nacht auf und leuchtet den Sterblichen eine Weile. Dann verschwindet sie vor dem Glanz des Tages.
Wer an sie glaubt hat Hoffnung und Zuversicht, denn sie kommt immer wieder mit dem schwachen Schein des ersten Lichtes und diesem unvergleichlichen Duft und Tons des frühen Morgens.
Ihr griechisches Pendant ist die Göttin Eos. Sie ist der Inbegriff des rosafarbenen Himmels, des erwachenden Tages und auch des Neuanfangs.
Sie taucht allmorgendlich mit ihrem Gespann aus der Tiefe des Meeres und kündigt damit den Tag an. Mit der Göttin Eos kann man natürlich am besten zu Tagesanbruch in Verbindung treten.
Wer die zarte Energie der ersten Sonnenstrahlen, des erwachenden Tages kennt, weiß um ihre zarte Schönheit.
Ihr können alle Wünsche in Zusammenhang mit Neubeginn anvertraut werden. Die ersten zarten „Pflanzen“ neuer Ideen, die noch nicht das grelle Sonnen- bzw. Rampenlicht vertragen können von Eos mit ihren zarten Strahlen geküsst werden.
Während in anderen Kulturen und Mythologien Göttinnen des Sonnenaufgangs eher als zart und lieblich beschrieben werden, ist Xoli-Kaltes die ungarische Variante ganz schön feurig und gefährlich. Sie ist eine überaus heißblütige junge Frau. So berauschend schön und begehrenswert, dass viele Männer ihr den Hof machen. Sie aber findet großen Gefallen daran, diese Verehrer zu backen, wenn sie sich ihr allzusehr nähern. Als das ihre Mutter, die Sonnengöttin Xatel-Ekwa einmal bemerkte, rettete und heilte diese einen solchen „gebackenen Mann“.
Allerdings symbolisieren seit Millennien die Brüste der Xoli-Kaltes auch den göttlichen Quell lebensspendender Feuchtigkeit, den der Morgentau mit sich bringt.
Die beständige Kraft der Sonne und der Sonnenfrauen
In vielen Religionen gibt es männliche Sonnengötter, tatsächlich aber erscheinen sie ziemlich spät auf der Szene, als die Dominanz der männlichen Priesterschaften die älteren Priesterinnen der Sonnengöttin ersetzte. Sie versuchten, die Kraft des Weiblichen herabzusetzen, indem sie den Mond, das kleinere Licht, weiblich machten und die Kraft und das Licht der Sonne für sich selbst beanspruchten.
Das zeigen sehr alte vor-babylonische und sumerische Dialekte sowie Sanskrit und Altgotisch, in denen die Sonne weiblich ist. Daher gibt es unter der Oberfläche der späteren, männlich-dominanten Kulte einen weltweiten Reichtum an Beweisen für eine viel ältere und mächtige Sonnengöttin.
Wir wundern uns ja oft, warum in der deutschen Sprache die Sonne weiblich ist. Im Gegensatz zu vielen anderen Sprachen. Doch nicht nur in unserem heutigen Deutsch ist die Sonne weiblich, sondern auch in allen alten germanischen Sprachen wie auch noch im Altenglischen. Das schimmert noch im Lied „Lady Sunshine und Mister Moon“ ein wenig durch.
Auch im Arabischen, Schwedischen, Isländischen, Ungarischen und in der marokkanischen Berbersprache (Tašilḥiyt) hat die Sonne einen femininen Artikel.
Eine alte arabische Geschichte erklärt auch warum dies so ist: Die Sonne ist wie alle Frauen beständig und auf sie können sich die Menschen tagtäglich verlassen. Der männliche Mond hingegen sei wie alle Männer, wankelmütig und er verliert auch schnell einmal seine Kraft. Er braucht 14 Tage, um zur vollen Kraft zu gelangen und fängt gleich einmal danach schon wieder zu schwächeln an.
Wie dem auch immer ist: Auf unsere gute alte Sonne können wir uns verlassen und das können wir am heutigen „Tag der Sonne“ feiern. Sie schenkt uns nicht nur Licht und Wärme sondern ist endlose Energielieferantin. Und damit eine wunderbare Göttin!
Mehr Informationen zu den erwähnten Göttinnen:
Aditi
Ama No Uzume
Amaterasu
Aurora
Beiwe
Bethen
Borbeth
Eos
Gnowee
Grian
Iarila
Ilmatar
Marici
Mzekala
Mu Olokukurtilisop
Päivätär
Prithivi
Qadav
Sankranti
Saule
Sekhmet
Spinnengroßmutter
Sul
Surya
Unelanuhi
Ushas
Xatel-Ekwa
Xi Hou
Xoli-Kaltes
Zemyna
Zorya
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