V-Day – Vagina, Vulva und „Victory over Violence“

V-Day! Das V steht nicht nur für Valentin sondern auch für Vagina, Vulva und vor allem für Victory over Violence.
Dazu gleich einmal eine Begriffsklärung: Vagina und Vulva werden immer wieder verwechselt. Und da beginnt eigentlich schon das, was gerade bei Gewalt gegen Frauen in Sprachlosigkeit mündet: Viele Frauen können nicht exakt ihre Anatomie beschreiben.
Also: Die Vulva ist der äußere Bereich des Genital-Systems der Frau. Die Vagina ist das innen liegende schlauchförmige Gebilde, das die Vulva mit Muttermund und Gebärmutter verbindet.

Scheide oder Börse?

Übrigens finde ich die Bezeichnung „Vagina“ schrecklich! Das Wort stammt aus dem Griechischen und heißt übersetzt „Schwerthalter“ oder „Schwertscheide“, im Deutschen sagen wir ja auch „Scheide“ dazu. Also hier wird der Bezug zum „Schwert“ hergestellt, und damit wird dieser weibliche Körperteil zu so etwas wie einem Gebrauchsgegenstand.
Auf jeden Fall wurde diese Bezeichnung aus einem männlichen Blickwinkel gewählt.
Doch dieser wichtige Teil des weiblichen Körpers steht ganz für sich und ist immerhin jener, der neues Leben aus der Gebärmutter heraus befördert.
Im englischen Sprachgebrauch hat sich übrigens „Pussy“ durchgesetzt (damit wird gleichermaßen Vulva wie Vagina bezeichnet). Und dieses Wort kommt vom altenglischen bzw. altnorwegischen Wort für „Börse“. Und in einer Börse befindet sich das Geld, der Schatz, der gesamte Reichtum. Also der Reichtum des neuen Lebens.
Und: Wer das Geld, den Schatz in seiner Börse hat ist auch im Besitz der Macht!

Tag gegen die Gewalt

Das V in V-Day steht auch für „Victory over Violence“ (Sieg über die Gewalt).
Es geht um das alleinige Recht, das jede Frau auf ihren ganzen Körper, ihre Psyche, ihren Willen, ihre persönliche Freiheit und ihre Selbstbestimmung hat. Und gerade dieser verkitschte scheinheilige Valentinstag am 14. Februar schien am besten dafür geeignet, den V-Day auf diesen Datum zu setzen.

Es sollten nicht mehr Blümchen und Schokoladeherzen im Mittelpunkt stehen, sondern das große Nein zu Gewalt gegen Frauen, gegen Unterdrückung, Erniedrigung und Angst.
Im übrigen wird in diesem Zusammenhang auch immer auch das Wort Missbrauch verwendet.
Auch so eine schreckliche fehlgeleitete Bezeichnung!
Denn dies inkludiert, dass es auch einen (ordnungsgemäßen) „Gebrauch“ geben kann.
Und weder Frauen noch Kinder kann man(n) gebrauchen und daher auch nicht missbrauchen.
Das sind die Themen, um die es heute – und natürlich nicht nur heute am Valentingstag –  gehen sollte!
Denn die Weltgesundheitsorganisation (WHO) geht davon aus, dass ein Drittel aller Frauen weltweit körperliche Gewalt durch den eigenen Partner erfahren hat. Rund sieben Prozent aller Frauen werden laut WHO-Studien im Laufe ihres Lebens von einem sexuellen Übergriff außerhalb ihrer Beziehung betroffen sein.

Eine Milliarde erhebt sich

„Wenn deine Vagina sprechen könnte, was würde sie sagen?“, fragte die amerikanische Theaterautorin Eve Ensler in ihren „Vagina-Monologen“.
Diese wurden 1996 zum ersten Mal an einem Off-Broadway-Theater aufgeführt.
Ein Jahr später rief Eve Ensler die „V-Day-Initiative“ ins Leben und erklärte den Valentinstag am 14. Februar zu einem Aktionstag gegen Gewalt an Frauen.
Die Formen der Gewalt sind vielfältig.
Während weltweit Ausbeutung, moderne Sklaverei, Frauenhandel und weibliche Genitalverstümmelung dominieren, ist es in den Ländern der westlichen Welt vor allem die häusliche Gewalt oder jene im Beruf, unter der die Frauen leiden (Stichwort: me too).
Aus der V-Day-Bewegung ist die Kampagne „One Billion Rising“ (eine Milliarde erhebt sich) entstanden.
Weltweit wurde eine Milliarde (engl. billion) Frauen zu Streiks und Protestkundgebungen aufgerufen. Indem sie ihre Häuser, Geschäfte und Arbeitsstellen verlassen und gemeinsam öffentlich tanzen , sollten sie ihre Solidarität und gemeinsame Kraft demonstrieren.
Das Ereignis sollte am 15. Jahrestag der V(agina)-Day-Aktionstage gegen Gewalt gegen Frauen (victory over violence) am 14. Februar 2013 stattfinden.
Die „Milliarde“ steht für die statistische Aussage der UN, dass ein Drittel aller Frauen und Mädchen weltweit in ihrem Leben Opfer von Gewalt werden. Das Event findet seitdem jährlich am 14. Februar weltweit statt.
Es ist zu einem der größten Kampagnen geworden, um zur Beendigung von Gewalt gegen Frauen aufzurufen, mit tausenden von Events in bis zu 190 Ländern der Welt.

Tanz als Stilmittel des Protests

Warum Warum wurde gerade der Tanz als Stilmittel des Protests gewählt?
Eine Milliarde tanzender Frauen ist eine Revolution:
Eve Ensler: „Durch Tanzen nehmen wir Platz ein, und obwohl es keine feste Richtung hat, tun wir es gemeinsam. Tanz ist gefährlich, fröhlich, sexuell, heilig, störend und ansteckend und er bricht die Regeln. Es kann überall passieren, jederzeit mit jeder und jedem, und es ist kostenlos. Tanz verbindet uns und treibt uns, weiter zu gehen, und das ist der Grund, warum er im Zentrum von One Billion Rising ist.“

Auch wenn es heuer in Zeiten der Pandemie weniger große V-Day-Tanzveranstaltungen und Flash-Mobs gibt, sondern sich die Aktivitäten mehr in den digitalen Raum verlagert haben, ist der Spirit vorhanden.
Es gibt z.B. von One Billion Rising einige Aktivitäten. Informationen dazu unter diesem Link (für Österreich).
Die deutsche OBR Rising ist für dieses Jahr nicht aktiv – also einfach googeln, ob es in eurer Stadt Aktionen gibt, wie z.B. hier in München, hier in Hamburg oder hier in Köln.

Das große V hat sich übrigens immer mehr zum universellen Frauenzeichen entwickelt.
Und es lässt sich so leicht darstellen: Mit zwei gespreizten Fingern. Auch die bekannte „Merkel-Raute” ist eine Form davon oder das V gebildet mit hoch erhobenen Armen …

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Mehr zur wechselhaften Geschichte des Valentinstag gibt es im 
artedea-Valentinstag-eBook.
Hier kannst du es kostenlos downloaden:

„Valentinstag:
Die lustvolle Göttin und der keusche Heilige“

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Bildquellen:
Sheela-na-gig /artedea.net
Vagina Monologues Poster / de.wikipedia.org / Nicky Fernandes
One Billion Rising in Washington D.C. /  de.wikipedia.org / Elvert Barnes
Angela Merkel, Juli 2010 / commons.wikimedia.org / Armin Linnartz

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