Was mich schon lange aufregt: Dass man junge Frauen als „Mädchen“ bezeichnet.
Zu allen möglichen Anlässen und ganz besonders im Sport. Daher rege ich mich jetzt im Hype rund um das Österreiche Frauenfußball-Nationalteam besonders auf.
Hey, das sind erwachsene Frauen! Kraftvolle Hochleistungssportlerinnen, die im Gegensatz zu männlichen Fußballprofis, ihren Lebensunterhalt nicht mit Fußball, sondern alle in anderen Berufen verdienen.
Verkleinert und versächlicht
Jetzt scheinen wir ja endlich dieses unselige Wort „Fräulein“ hinter uns gelassen zu haben. Wie sehr hat mich das gestört: Da hatte ich als gut ausgebildete 27-Jährige mit immerhin schon einigen Jahren Berufserfahrung einen Job mit Managementfunktion und irgendwelche Typen haben sich erdreistet, mich mit Fräulein anzusprechen. Warum? Weil ich ja nicht verheiratet war. Während der 16-Jährige im zweiten Lehrjahr ganz selbstverständlich mit „Herr“ (und nicht in eigentlich adäquater Form mit „Männlein“) angesprochen wurde.
Gut, also das Fräulein haben wir im Sprachgebrauch im letzten Jahrtausend gelassen.
Aber als Mädchen, Mädels ja sogar als „unsere Dirndln“ (vorzugsweise bei Schisport:„unsere Schi-Dirndln“) kommt diese verkleinerte, versachlichte Bezeichnung für Frauen wieder bei der Hintertür rein.
Wer würde zu Top-Sportlern „unsere Buben“ sagen. Ja natürlich werden sie – vor allem in Österreich – als „Burschen“ bezeichnet. Doch zwischen Burschen und Mädchen liegt ein entscheidender Unterschied:
Zum einen hebt sich Bursch ganz deutlich von Bub ab, und verweist damit auf die Tatsache, dass dieser kein Kind mehr ist. Bei weiblichen Bezeichnungen gibt es diese Zwischenstufe nicht. Mädchen – das beginnt zum Zeitpunkt der Geburt bis …
Ja bis wann eigentlich? Bis eine Frau ein „altes Mädchen“ ist?
Zum anderen ist sowohl Bub, wie auch Bursch eindeutig männlich.
Mädchen und übrigens auch Fräulein ist sächlich (das Mädchen, das Fräulein) und eine Verkleinerungsform.
Wer würde zur Männer-National-Elf „unsere Bübchen“ sagen. Und ein „Bürschchen“ (auf Wienerisch „Bürscherl“) – verkleinert und versächlicht – hat immer einen verächtlichen, abwertenden, ja anrüchigen Charakter. Und das „Männlein“ steht ja bekanntlich im Walde …
Bei Mädchen, Mädel, Mäderl, Fräulein ist der Diminutiv (lateinisch deminuere: „verringern, vermindern“, vgl. minus) ganz selbstverständlich, da denkt sich niemand was dabei.
Was impliziert das Wort „Mädchen“ in seiner sächlichen Form? Eben, dass es eine „Sache“ ist. Und eine Sache ist zu „gebrauchen“. Denn auch das Wort „Missbrauch“ weist ja eigentlich nur darauf hin, dass es hier auch einen erlaubten „Gebrauch“ gibt.
Klar ist: Frauen und Mädchen dürfen nicht miss-braucht werden, ge-braucht aber auch nicht!
Frauenbewusstsein durch Sprache
Sprache prägt Bewusstsein, transportieren Werte und Normen und ist untrennbar mit der Identität verbunden.
Beobachten wir also ganz genau unser Sprache! Bewusst angewandt stärkt sie Frauenbewusstsein. Irgendwie dahin geplappert schwächt sie uns.
Und falls ihr wissen wollt, wie ich weibliche Kinder bezeichne: Ich gehe immer mehr zur Form „Maid“ über – die Maid. Ein schönes altmodisches Wort, das im englischen „maiden“ ganz selbstverständlich ist. Die drei Lebensphasen von Frauen: Maiden – Mother – Crone.
Im übrigen finde ich die österreichischen Fußballfrauen auch super. Obwohl ich mit Fußball ja an sich nichts am Hut habe. Schon allein deshalb, weil sich im überschwelgenden Nationalstolz sogar einige der üblichen Verdächtigen zunehmend schwer tun, die „großen Töchter“ aus der Bundeshymne wegzuleugen.
****************************
Bildquelle: wikipedia.org