Dem Tag des Waldes gestern folgt heute der Tag des Wassers, der seit 1993 jeweils am 22. März begangen wird.
Ziel des Weltwassertages ist es, auf die Bedeutung des Wassers als Lebensgrundlage für die Menschheit hinzuweisen.
Vor allem NGO’s wollen an diesem Tag die Aufmerksamkeit auf die kritischen Wasserthemen unserer Zeit lenken.
Wasser ist nicht nur elementarer Bestandteil des Lebens – es ist ein Menschenrecht.
2,2 Milliarden Menschen weltweit haben keinen regelmäßigen Zugang zu sauberem Wasser.
Rund 785 Millionen Menschen haben nicht einmal eine Grundversorgung mit Trinkwasser.
Dabei sind mehr als zwei Drittel der Erde von Wasser bedeckt, allerdings sind nur weniger als drei Prozent davon trinkbar. Und dieses Trinkwasser ist zudem sehr ungleich verteilt. Nach einem UNICEF-Bericht herrscht besonders in Afrika, Lateinamerika und Asien vielerorts dramatische Wasserknappheit. Schätzungsweise 3,6 Milliarden Menschen leben heute in Gebieten, die mindestens einen Monat pro Jahr extrem wasserarm sind.
Ohne Wasser und Hygiene verbreiten sich Krankheiten besonders schnell:
Spätestens seit dem Auftreten des Coronavirus sind auch wir hier noch stärker dafür sensibilisiert, dass Hygiene äußerst wichtig ist für die Vermeidung von Krankheiten, einfach schon allein durch regelmäßiges Händewaschen. Etwas, das für uns ganz selbstverständlich, in anderen Regionen dieser Erde großer Luxus ist.
Der Klimawandel verschärft insgesamt die Wasserknappheit und kann die Konkurrenz um die begrenzten Wasserressourcen noch verstärken. Zahlreiche Menschen werden in Zukunft gezwungen sein, in andere Gebiete zu ziehen.
Ein großes Thema ist auch die Wasserprivatisierung: Internationale Konzerne kaufen Wasserrechte von staatlichen Wasserbehörden. Wesentliche Forderung: Wasser muss kostenfrei überall auf der Erde zur Verfügung stehen.
Die verehrten Mütter des Wassers
Schon immer war den Menschen klar, welch kostbares Gut Wasser ist. Das äußert sich auch in den Mythen und Geschichten zahlreicher Wassergöttinnen, die es rund um den Erdball gibt.
Auch diese sollen an diesem Weltwassertag erwähnt werden, denn die Wassermütter haben uns über die Jahrtausende hinweg viel von ihrem Element zu erzählen:
Sie stehen für die Urkraft des tiefen weiten Ozeans und wir finden ihre Energie im kleinsten glitzernden Tautropfen.
Sie durchziehen wie nährende Lebensadern als Flüsse die Erde, wie z.B. die indische Ganga und man glaubte, dass sie uns das kühle Nass des Regens wie Muttermilch von den Sternen oder den schneebedeckten Bergen bringen.
Sie durchfluten uns als Körperflüssigkeiten und bestimmen die Zyklen der Frauen und jene von Mutter Erde als Ebbe und Flut, als Eis und Schnee, der sich wandelt in Frühlingsbäche, die Seen speist und wiederum gefrieren lässt.
Sie entspringen tief in der Erde als sprudelnde Quellen, wie z.B. die keltische Sirona.
In ihre Brunnen steigen Schamaninnen und junge Frauen, wenn sie zur einer Muttergöttin, wie Holla gelangen wollen.
Sie sind die Flüsse der Unterwelt, wie die griechische Letho, die Vergessen sowie Allwissen schenken oder als Menstruationsblut der Erde gelten und unverwundbar machen, wie jenes der griechischen Göttin Styx.
Sie bilden mit ihrem Körper den Hafen, wie Diana Munichia, das fruchtbare Schwemmland und sie sind der Urschlamm, aus dem alles Leben kommt.
Sie leben in der Gischt, im Nebel, sie sind die Wolken und der Dampf von heißen sprudelnden Heilquellen.
Sie bilden die bunten Regenbögen, die von Verheißung künden und die eine Brücke zwischen dem Göttlichen und den Menschen bilden …
Immer, immer, immer war es die weibliche Urkraft, verkörpert durch mythologische Figuren und die Göttinnen des Wassers, die Leben brachten.
Nährend, heilend, wiegend – mächtig, stark, zerstörerisch
Auffallend ist, dass alle drei monotheistisch-patriarchalen Weltreligionen mit einem männlichen (strafenden, zürnenden) Gott in einer wasserarmen Region entstanden sind.
In Ländern, die mit üppigem und reich fließendem Wasser gesegnet sind, erscheint das Element Wasser in vielen Mythen in weiblicher Form – als Schöpfungs- und Geburtsflüssigkeit, nährend, heilend, wiegend – auch als mächtige, starke, ja zerstörerische Kraft.
Menschen ehrten das Wasser daher als sanfte, nährende Wassermütter, als spielerisch-neckische sinnliche Nymphen.
Und sie hatten große Ehrfurcht vor den aufbrausenden, strengen, zornigen Gestalten, die Überflutungen, Muren, Tsunami schicken, wenn sich Menschen nicht an ihre Gesetze halten und z.B. ihre Gabe, die Meerestiere als Nahrungsquelle zu sehr ausbeuten.
Oder sie in ihrem freien Fluss zu sehr beeinflussen, indem sie Flüsse und Bäche begradigen, in ein unnatürliches Bett zwängen.
Frauen und Wasser – die alte Verbindung
Die Urgewalten des Wassers sind daher mit jenen der Frauen zu vergleichen:
Dieses als weiblich angesehene Element lässt sich viel gefallen, doch schlummert in ihm eine Urgewalt, die jederzeit wach werden kann.
Denn wirkliche Kraft kann man lange stilllegen, doch nie ganz eliminieren.
Umso heftiger treten regulierte Bäche und Flüsse über die Ufer, wenn der Stau zu groß wird, umso dramatischer spüren wir die Auswirkungen, wenn die Pole schmelzen und die Meeresspiegel steigen lassen.
Und umso machtvoller wirken Frauen, wenn sie genug von Unterdrückung und Zähmung und Ausbeutung haben und sich wieder auf ihren wilden inneren Kern besinnen – und ganz wie das Wasser über ihre Ufer treten, aufbrausen, schäumen, in Sturzfluten herabregnen und alles hinwegschwemmen, das ihnen im Weg steht …
Daher waren es auch immer die Frauen, die mit den Göttinnen des Wassers kommuniziert haben, eine alte „heilige“ Verbindung, die in vielfältigen Mythen und Ritualen zum Ausdruck kommt.
Und: Wir alle sind einmal in Fruchtwasser geschwommen und von ihm genährt worden. Auch das muss am Weltwassertag einmal dankbar und ehrend erwähnt werden!
*****************
Viel mehr interessante Geschichten zu den Wassergöttinnen
gibt es in diesem eBook:
*****************
Mehr zu den erwähnten und auf den Bildern gezeigten Göttinnen:
Diana Munichia
Egeria
Ganga
Holla
Juras Mate
Letho
Nammu
Sirona
Styx