18. März: Tag der Fruchtbarkeitsgöttin

Am 18. März werden in den U.S.A. traditionell die Fruchtbarkeitsgöttinnen geehrt und gefeiert.
Im Zentrum des „Goddess of Fertility Day“ steht die griechische Göttin Aphrodite.
Im antiken griechischen Kanon der 12 olympischen Gottheiten ist sie die Göttin der Liebe, Schönheit und der sinnlichen Begierde. Schauen wir uns deren Mythos allerdings genauer an, so werden wir feststellen, dass die Figur ursprünglich für das Wachstum und Entstehen von Leben zuständig war. Erst später, vor allem im Zusammenhang mit der Schönheitskonkurrenz rund um den „Goldenen Apfel“ wurde sich auf die Rolle und Funktion der Schönheits- und Liebesgöttin reduziert. Eine zutiefst patriarchale Geschichte. (Wer sich dafür näher interessiert, möge die Geschichte bei Aphrodite nachlesen).
Ursprünglich war Aphrodite eine allumfassende Göttin, die Schöpferin und Behüterin der gesamten Natur mit allen ihren Erscheinungsformen.
Wozu sind ihre erotisch-sinnlichen Anteile letztendlich da? Um die Fertilität, also die Fähigkeit, Leben zu zeugen und zu gebären anzufachen und aufrecht zu erhalten.
Dies bei den Menschen, aber diese verströmende ausbreitende Wirkung umfasst natürlich die gesamte Natur, die sich dank dieser Kraft immer und immer wieder selbst reproduziert.

Im beginnenden Frühling ist die aufkeimende Fruchtbarkeit besonders gut zu spüren

Warum dieser Tag auf den 18. März, also knapp vor Frühlingsbeginn, fällt, erklärt sich wahrscheinlich daraus, dass jetzt die aufkeimende Fruchtbarkeit in der Natur so gut zu spüren ist.

Das Datum für den „Goddess of Fertility Day“ so kurz vor der Frühlings-Tag-und Nachtgleiche geht wahrscheinlich gar nicht auf Aphrodite, sondern auf die  nordisch-germanischen Fruchtbarkeitsgöttin Nerthus zurück. Zumindest gibt es Bauernregeln für den 17. März, welche an die Nerthusumzüge erinnern lassen.
Nerthus wurde in einem heiligen Hain auf einer Insel verehrt. Jeweils zu Frühlingsbeginn wurde von dieser Insel ein heiliger Wagen an Land geschifft.
Auf diesem befand sich die Göttin, wahrscheinlich in Person einer Priesterin.
Sie war bedeckt, niemand durfte sie sehen. Gezogen wurde der Wagen von heiligen Kühen.
Er fuhr über das ganze Land und durch die verschiedener Stammesterritorien.
Nerthus brachte damit den Menschen und der gesamten Natur nach dem langen und entbehrungsreichen Winter neuen Lebensmut und Fruchtbarkeit.
Dieser Umzug diente auch dazu, den Feldern Fruchtbarkeit zu bringen, damit es in dem jeweiligen Jahreszyklus ertragreiche Ernten gibt.
Und diese Zeit war auch wichtig, um den verschiedenen Stämmen Frieden oder zumindest ein wenig Ruhe in Form eines Waffenstillstands zu verschaffen.
Denn niemand durfte streiten, keine Waffe durfte ergriffen werden, solange Nerthus unterwegs war.
Unglaublich, dass gerade jetzt zu Frühlingsbeginn sich im Jahr 2020 so eine große Ruhe über alle Länder ausbreitet, und die Natur in ihrer Friedlichkeit so deutlich zu spüren ist.
Ein kleiner Gruß aus uralten Traditionen rund um die Göttin Nerthus?

Uralte Mythen mit höchst aktuellem Bezug

Ganz besonders möchte ich aber aus gegebenen Anlass auf zwei Göttinnen und deren Mythen hinweisen, die etwas damit zu tun haben, dass plötzlich das ganze Leben stillsteht und alles zum Erliegen kommt. Es sind dies Demeter und Amaterasu.

Der Mythos der griechischen Demeter ist den meisten wahrscheinlich bekannt.
Ihre Tochter Kore wurde von ihrem Onkel Hades in die Unterwelt entführt. Demeter war über alle Maßen über den Verlust ihrer Tochter erschüttert. In ihrer Trauer und in tiefem Schmerz zog sie ihre Lebenskraft von der gesamten Vegetation zurück. Alles erstarrte, die Zeit blieb stehen. Damit legte sich großes Leid über die Welt.

Schließlich gelang es Demeter mit Hilfe der Göttin Baubo die entschwundene Tochter wieder zu finden. Gereift stieg diese als Persephone wieder aus der Unterwelt. Und das Leben auf Erden konnte wieder weitergehen.
Diesen Reifungsprozess wünsche ich nun, in Zeiten des Corona-Virus, in der plötzlich so vieles ganz anders geworden ist, der gesamten Menschheit.

Der Mythos der japanischen Amaterasu verläuft sehr ähnlich. Ihr Mythos erzählt, dass sie sich nach einer Schandtat ihres Bruders Susanoo in eine dunkle Höhle zurückgezogen hat und es auf der Erde es finster wurde. Damit herrschten Nacht und Winter und Dämonen der Finsternis auf der Erde und das ganze Land wurde unfruchtbar. Auch hier stand die Zeit still und nichts regte sich mehr.

Es ist erstaunlich, wie diese uralten Mythen genau die Energie beschreiben, die wir gerade alle spüren.
Findet ihr nicht auch? Alles steht urplötzlich still.
So als bräuchte es so etwas wie einen Reset-Knopf, eine Auszeit, damit die ganze Welt Zeit zum Aufatmen und Durchatmen bekommt.

Das patriarchale System und was uns dabei hilft, herauszukommen

Sowohl bei Demeter als auch bei Amaterasu waren es ein Mann, der diese Reaktion bei der jeweiligen Fruchtbarkeitsgöttin auslöste. Beide waren die Brüder der jeweiligen Göttinnen. Für mich sind diese Männer stellvertretend für das patriarchale System.
Ich muss es immer wieder betonen: Es geht nicht um einzelne Männer, es geht um das patriarchale System!
Susanoo wollte seiner Schwester Amaterasu den Thron stehlen und die Macht an sich zu reißen.
Zeus hatte seinem Bruder Hades seine Tochter Kore als Gattin versprochen und half ihm auch noch bei der Entführung. Ein Vergewaltigungs- und Inzest-Drama, das auch nur einer patriarchalen Struktur entspringen kann. Wieviele junge Frauen werden noch heute weltweit irgendwelchen alten Onkels als Frau versprochen und können sich dagegen nicht wehren?

Wer oder was half in beiden Fällen, dass die Natur und die Fruchtbarkeit wieder zurückkehren konnte. Es waren Göttinnen des Humors und der kraftvoll zur Schau gestellten Weiblichkeit.

Bei Demeter war es die Göttin Baubo, der die entscheidende Wende gelang: Die tief verzweifelte Demeter saß an einem Brunnen und schrie den Namen ihrer Tochter hinein. Da ritt Baubo auf einem Schwein zu Demeter, um diese zu trösten.
Dazu muss man wissen: Baubos Bauch ist gleichzeitig ihr Kopf, ihre Augen sind ihre Brüste, ihre Vulva der Mund, mit dem sie zweideutige Witze erzählt und lacht.
Baubo also tanzte wild vor Demeter herum, erzählte ihr ein paar obszöne Witze und wackelte nebenbei noch mit ihren Brüsten. Da sie aber keinen Mund hatte, ließ sie ihre Vulva sprechen. Sie hob ihr Kleid und grinste Demeter mit ihrer sprechenden Vulva frech an. Dieser etwas eigenartige Anblick entlockte Demeter ein Lachen und sie vergaß kurz ihren Schmerz und lauschte den Witzen der Baubo.
Beide lachten, während sie noch am Brunnenrand saßen, so sehr, dass Hades neugierig wurde, an die Oberfläche stieg und nach einigem Hin und Her Persephone aus der Unterwelt entließ. Und so geschah es, dass die Erde, die Felder, die Meere und die Bäuche der Frauen (ob Mensch, ob Tier) wieder fruchtbar wurden.

Bei Amaterasu versuchten 800 Gottheiten – erfolglos – sie aus der Höhle zu locken.
Erst der Göttin Ama No Uzume gelang dies, als sie vor der Höhle einen verrückten, lasziven Tanz aufführte, der die anderen Gottheiten zum Lachen brachte. Mit pantomimischen und obszönen Gesten, entblößte sie ihre Brüste und Genitalien. Das Gelächter der Gottheiten machte Amatersu schließlich so neugierig, dass sie damit aus der Höhle gelockt werden konnte.

Also das offensiv zur Schau gestellte „Tor zum Leben“ und die Brüste als erste Nahrungsquelle konnte jeweils die ganze Situation zum Guten wenden.

Ich sag euch: Frauenpower ist auch jetzt gefragt. Was würden wir tun, gäbe es nicht die vielen, vielen Frauen, die in Pflegeberufen und im Handel arbeiten. Und das meist schwerst unterbezahlt, für das was sie leisten.

Die Liste der Fruchtbarkeitsgöttinnen

Nochmals zu den Fruchtbarkeitsgöttinnen: Auf meiner Seite artedea.net gibt es ja ein Verzeichnis „Göttinnen – wofür sie stehen“,

Hier findet ihr alles von „Abenddämmerung“ bis „Zyklen“, wofür Göttinnen verehrt und angerufen wurden, wofür sie zuständig, für welche Spezialgebiete sie verantwortlich waren.
Es ist kaum verwunderlich, dass unter dem Thema „Fruchtbarkeit“ mit Abstand die meisten Göttinnen zu finden sind – von Abnoba bis Ziva.
War Fruchtbarkeit doch über die Jahrtausende der Menschheitsgeschichte das zentrale Thema. Fruchtbarkeitskulte für Pflanzen, Tieren und Menschen zählen zu den ältesten ritualisierten religiösen Handlungen.

Viele von uns haben ja jetzt gerade ein wenig Zeit. Lest euch die erstaunlichen Mythen der vielen Fruchbarkeitsgöttinnen, und wenn ihr wollt, auch aller anderen durch.
Lesestoff für Monate ist garantiert!

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Alles Liebe an euch alle da draußen in euren Wohnzimmern und ganz besonders an all jene, die gerade in ihren Jobs unglaubliches leisten!

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Mehr Infos zu den erwähnten Göttinnen:
Ama No Uzume
Amaterasu
Aphrodite
Baubo
Demeter
Kore
Nerthus
Persephone

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Eine Antwort zu 18. März: Tag der Fruchtbarkeitsgöttin

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