Wenn man schnell hinhört, dann könnte es „Weltschöpfungstag“ heißen.
Aber nein: Der „Welt-ER-schöpfungstag“ („Earth Overshoot Day“), auch Erdüberlastungstag genannt, fällt 2021 auf den heutigen 29. Juli.
Das bedeutet: Heute haben wir Menschen die Ressourcen der Erde für dieses Jahr aufgebraucht. Ab jetzt leben wir auf „Pump“.
Denn von heute an verbrauchen wir mehr natürliche Ressourcen, als die Erde von sich aus wieder herstellen kann.
Um es noch einmal klar zu machen: Wir haben in weniger als acht Monaten den kompletten Jahresvorrat an erneuerbaren Ressourcen aufgebraucht und leben von nun an bis Jahresende von den Vorräten des nächsten Jahres und damit auf Kosten von zukünftigen Generationen.
Bislang war dieser Welterschöpfungstag von Jahr zu Jahr früher. 2020 war er erstmals drei Wochen später als im Vorjahr. Doch dieser Effekt der Corona-Krise und der weltweiten Lock-Downs hat nicht lange angehalten.
Diese Zahlen sprechen eine klare Sprache: Vor vierzig Jahren, im Jahr 1981 fiel der Welterschöpfungstag noch auf den 11. November, zehn Jahre später, 1991, auf den 9. Oktober. 2001 war er bereits auf den 21. September vorgerückt und vor zehn Jahren auf den 3. August. 2019 fiel er erstmalig schon auf den 29. Juli. Letztes Jahr war es (Corona-bedingt) der 22. August. Und heuer sind wir wieder exakt am Stand von 2019. Alle Hoffnungen, dass wir aus den Begleiterscheinungen der Corona-Krise etwas gelernt haben, haben sich offenbar nicht bewahrheitet.
Die Statistiken zeigen klar, dass wir – wenn es so weitergeht – bis Mitte des Jahrhunderts die Ressourcen von zwei Planeten beanspruchen.
Doch wir haben keinen Planeten B, es braucht daher einen Plan B – und das dringend.
Ansätze, gut umsetzbare Ideen gibt es jede Menge. Wir müssen JETZT ins Handeln kommen!
Erde als Untertan
Wichtig erscheint vor allem ein prinzipielles Umdenken, eine andere Einstellung zur Natur, die zur „Umwelt“ verkommen ist, zur Erde, die in vielen matriarchalen Kulturen als die große nährende Mutter angesehen wurde.
Das Patriarchat in Form von monotheistischen Religionen hat da voll zugeschlagen und ganze Arbeit geleistet:
„Seid fruchtbar und mehret euch … und füllet die Erde und machet sie euch untertan und herrschet über die Fische im Meer und über die Vögel unter dem Himmel und über das Vieh und über alles Getier, das auf Erden kriecht.“ (1. Mose)
Einer der verheerendsten Sätze, die je geschrieben wurden. Er rechtfertigt so ziemlich alles, was unseren Planeten an den Rand des Abgrunds gebracht hat.
Dieser „göttliche“ Auftrag war natürlich nur an das „auserwählte Volk“ gerichtet, alle anderen Menschen waren dem biblischen Gott ja unsympathisch bis höchst zuwider, wie es hunderte Bibelstellen belegen.
Mehr dazu siehe meinen Blog-Beitrag: Das aggressive, wütende, gewaltbereite „Ebenbild Gottes“
Göttlicher Auftrag zur Ausbeutung
Diesem auserwählten Volk schenkte Gottvater Land, das von Rechts wegen anderen Völkern gehörte und es ging hier einzig und allein um die Macht, die dieses immer größer werdende Volk allen anderen Menschen und Wesen auf dieser Erde gegenüber einnehmen sollte. (Um nicht missverstanden zu werden: Ich kritisiere hier nicht dieses „auserwählte Volk“ sondern den göttlichen Befehl an dieses.)
Dies ist ein Auftrag zur Willkür und Ausbeutung, der dazu auffordert, die Natur als Sache zu betrachten, die den Interessen des Menschen beliebig verfügbar gemacht werden kann.
Hintergrund zu dieser Aufforderung: Die Natur wird als grausam und gewalttätig empfunden und sie muss daher „gezähmt“ werden. Das ist auch schon fast alles, was der Bibel (also damit Gott persönlich) zu dem Thema einfällt, wie Menschen mit der Erde umgehen soll.
Erde als Mutter
Wie anders sind hier die Schöpfungsgeschichten und Mythen, die von einer Göttin berichten, von der Erde als mütterliches Land, als nährende Kraft.
Von dem liebevollen und achtsamen Verhältnis der Erde bzw. Schöpfungsgöttin zu all ihren Wesen (und umgekehrt).
Matriarchale Völker sehen die Erde als lebendiges Wesen, als unsere Mutter an, die uns Essen und Trinken gibt – freiwillig, weil sie es will und weil sie uns liebt.
Wir brauchen sie daher nicht zu unterwerfen oder sie uns untertan machen. Es geht darum, im Einklang mit ihr und ihren Ressourcen leben.
Die verhängnisvolle Entwicklung
Unsere Ökosysteme wären bei heutiger Technik in der Lage, 14 Milliarden ErdbewohnerInnen nachhaltig zu tragen – hätten diese die Ansprüche eines durchschnittlichen Menschen in Indien. Der Überkonsum vor allem in Europa und USA überfordert die Erde hingegen:
Sie könnte nur mit 2,5 Milliarden Menschen unserer Lebensweise fertig werden.
Oder anders ausgedrückt: Der Welterschöpfungstag wäre bereits in das Frühjahr gefallen, würden alle Menschen so leben wie jene in Österreich oder Deutschland. Österreich hat seinen Erschöpfungstag heuer bereits am 7. April erreicht!
Zur Zeit leben knapp 8 Milliarden Menschen auf der Erde. 1950 waren es erst 2, 5 Milliarden. Allein daraus erkennen wir, wie dringlich es ist, hier umzudenken!
Heute leben bereits 85 Prozent der Weltbevölkerung in Ländern, die deutlich mehr verbrauchen, als sie reproduzieren können.
„Overshoot“ (Überschreitung) bedeutet, dass wir, die Menschheit, viel zu weit gegangen sind: Zuviel Menschen verbrauchen viel zuviel Ressourcen, weit über die Tragfähigkeit der Erde hinaus.
Die biblische Vorstellung von der Herrschaftsstellung des Menschen hat einen nachhaltigen Einfluss auf die verhängnisvollen Entwicklung, die sich millionenfach in der Ausbeutung und der Vernichtung der Ressourcen unserer Erde ausdrückt.
Folge davon ist, dass wir Menschen der „zivilisierten Welt“ mehr und mehr entfremdet von der Natur und somit von Mutter Erde sind.
Viel zu lange wurde nicht nach Wegen und Möglichkeiten gesucht, eine Entwicklung im Einklang mit der Erde zu suchen, sondern immer nur gegen sie.
Die Geflechte des Seins
Worum es jetzt geht, ist vor allem einmal eine Wandlung unserer Wahrnehmung der Erde. Dazu braucht es ein neues Gefühl der Verbundenheit.
Denn erst wenn wir uns mit etwas verbunden fühlen, dann ist es möglich, zu verstehen und dementsprechend zu handeln.
Dabei kann uns das Bild von der Erde als mütterliche Kraft unterstützen.
Die vielen Mythen der Schöpfungs- und Erdgöttinnen zeigen uns so eindeutig, dass wir nicht abgekoppelt sind und führen uns viel besser und (be-)greifbarer als alle Statistiken und Ökostudien vor Augen, dass unser aller Schicksal mit der Erde verbunden ist – ganz lokal in unserem Lebensraum, ganz global in den Auswirkungen unseres Handelns für den ganzen Planeten.
Wir gehören zu und sind verantwortlich für die Geflechte allen Seins von Gaia, Pachamama, Tellus Mater, Jord, Rigani, Hawumea, Indara, Asase Yaa, Izanami, Zemyna, Estsanatlehi, Onile, Demeter, Nerthus, Bhumi und wie unser wunderbarer blauer Planet in seinen tausenden Namen der Göttin noch genannt wurde.
Ich persönlich feiere für mich heute nicht den „Welt – ER – Schöpfungstag“ sondern den Welt-Schöpfungstag, weil ich mich so freue, dass es diese Erde gibt, auf der ich leben darf.
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Mehr Informationen zu den Erdgöttinnen und ihren Mythen
finden sich im artedea-eBook
Die Magie der Erdgöttinnen
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Weitere Infos zu den erwähnten Göttinnen
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