Fronleichnam – das “Hochfest”, das – theologisch gesehen – die Einsetzung des Sakramentes von Brot und Wein zum Inhalt hat.
Wieder so ein verzweifelter Versuch, zutiefst weibliche Symbole irgendwie in den patriarchalen Kontext des monotheistischen Glaubens zu stellen.
Wir erfahren im Geschichtsunterricht ja kaum etwas über das Leben der Menschen, viel mehr über die Entscheidungen der Machthaber. Die Mythen und Märchen geben aber unglaublich viel Aufschluss über das, worum es wirklich ging. Unter anderem auch über Symbole für heilige und ganz selbstverständliche Dinge.
Wenn Blut nicht Sinnbild für Verletzung und Tod ist, dann ist es – als Blut der Gebärmutter – die nährende, erschaffende Substanz.
Brot ist in diesem Zusammenhang immer Symbol für den Mutterkuchen.
Wo kommt das vor? Z.B. im Märchen Rotkäppchen. Das Mädchen an der Schwelle zur erwachsenen Frau geht auf ihren Initiationsweg zur Großmutter (Großen Mutter) und trägt in der Urfassung der Geschichte Brot und Wein unter ihrer Schürze (!). Erst in späteren Fassungen hat sie es hübsch in ein Weidenkörbchen gepackt. Beim Wein steht ja außer Zweifel, dass dies Rotwein ist.
Damit ist klar: Rotkäppchen hat die erste Menstruation und ist damit auch fähig, Mutterkuchen zu bilden.
Brot ist Mutterkuchen
Auch in der Tiroler Sage Frau Hitt kommt Brot vor. Frau Hitt lässt ihren Sohn mit Milch und Brot säubern – dies scheint auf ein uraltes Heil- bzw. Initiationsritual hinzuweisen. Die alte Bergmutter-Göttin nährt und segnet das Kind an einem seiner Entwicklungsschwellen mit den Symbolen für Mutter-Milch und Brot (das auch als Synonym für alles Materielle, auch den Mutterkuchen angesehen werden kann).
Darunter können wir einen Schritt der Loslösung von der Mutter verstehen. Das Kind wird von dieser sozusagen mit den lebenswichtigen nährenden mütterlichen Gaben noch einmal imprägniert.
Die Kirche verteufelt dieses Ritual natürlich als frevelhafte Handlung. Und damit ist die Sage über die alte Berggöttin zu einer schauderhaften moralinsauren Story verkommen, die vor allem als Kinderschreck dient. (Der matriarchale Hintergrund: HIER)
Im Bauchkessel entsteht alles und wird mit Blut genährt
Blut, Brot, Milch – immer, immer, immer weiblich! Wie könnte es auch anders sein.
Der Kelch, den wir auf allen christlichen Altären finden, ist ja Symbol für die Gebärmutter.
Das ist ja spätestens seit dem Roman “Sakrileg” von Dan Brown allgemein bekannt: Der “Heilige Gral”, der im Kelch – dem Trinkgefäß des Messweins – nachgebildet wird, interpretiert den Mutterschoß und die weibliche Gebärfähigkeit im Allgemeinen.
Zu finden natürlich auch im Kessel vieler Göttinnen, wie z.B. Cerridwen, die in der “Grals-Legende” ja auch eine bedeutende Rolle hat.
Der Bauchkessel vieler Göttinnen – wie z.B. jener der Adamu (siehe Bild oben) gleicht dem Universum: Hier entsteht alles, hier kann alles wachsen und wird mit Blut genährt. Hier wird alles in der großen Lebensspirale gedreht und gewendet, gemessen und gewogen, in das Leben oder in den Tod geschickt.
Adamu bedeutet im Sumerischen „Menschheit” bzw. heißt ‘adam’ = ‘aw-dam‘: Blut zeigen. Offenbar handelt es sich bei Adam (als Mann) um einen Übersetzungsfehler aus dem Aramäischen. Denn in Chaldäa, dem südlichen Teil Babyloniens war Adamu der Name des weiblichen Prinzips der Materie und der bedeutete ROT.
Das allerschändlichste Fest
Mich erheitert übrigens immer, wie die verschiedenen Vertreter der patriarchal-monotheistischen Religionen sich uneinig sind, wie dieser einzige Gott gefeiert und verehrt werden will: So wird Fronleichnam nur in der katholischen Tradition begangen.
Martin Luther stand dem Fronleichnamsfest ablehnend gegenüber: „Ich bin keinem Fest mehr feind … als diesem. Denn es ist das allerschändlichste Fest. An keinem Fest wird Gott und sein Christus mehr gelästert, denn an diesem Tage und sonderlich mit der Prozession. Denn da tut man alle Schmach dem heiligen Sakrament, dass man’s nur zum Schauspiel umträgt und eitel Abgötterei damit treibet. Es streitet mit seiner Schmink und erdicht’en Heiligkeit wider Christi Ordnung und Einsetzung. Denn er es nicht befohlen hat also umherumtragen. Darum hütet euch vor solchem Gottesdienst!“
Na dann …
Herzlichen Dank!