Am Ende der Rauhnächte „erscheint“ die Befana

Am heutigen 6. Januar kommen nicht nur die sogenannten Heiligen Drei Könige, die es so in der Bibel ja gar nicht gibt, weder heilig, noch drei noch Könige (siehe dieser Blogbeitrag).
In alpenländischen Regionen gibt es den Glauben um, dass in der „Nacht der Wunder“ noch einmal die Percht mitsamt ihrer Wilden Jagd über die Welt zieht, ihre Gaben verteilt und die Häuser und Höfe für das kommende Jahr mit ihrem Schutz segnet.

Wer erscheint hier?

Dieser Tag wurde früher Epiphanie genannt – hergeleitet vom griechischen epiphaneia (= „Erscheinung“). Im christlichen Sinn wird dies als „Fest der Erscheinung des Herrn“ begangen. Die Wurzeln dafür sind aber viel älter: Die Percht erscheint nun in ihrer weißen, strahlend hellen Gestalt und kündigt in der Perath-Nacht, der „Nacht der Leuchtenden“ das neue Strahlen und Leuchten an, das die Zeit des Todes und der Dunkelheit beendet.
Und in Italien kommt an diesem Tag die Befana. Und ihr Name klingt nicht von ungefähr ähnlich wie Epiphanie, er ist eine Verballhornung der griechischen Bezeichnung für Erscheinung. Und wenn sie „erscheint“, dann bringt sie den Kindern als „gute Hexe“ Geschenke. Diese steckt sie in bereitgestellte Schuhe oder Strümpfe.

Die italienische „Cousine“ der Percht

La Befana ist so etwas wie die italienische „Cousine“ der alpenländischen Percht.
Im Volksglauben wurde die christliche Heiligengeschichte mit den Erzählungen rund um die alte Muttergöttin vermischt. So soll Befana von den Hirten die frohe Botschaft gehört haben. Der Stern sollte sie zur Krippe führen. Dieser war aber be­reits verloschen und so konnte sie die Krippe nicht finden. In der Hoffnung, dass eines der Kinder das Christ­kind sei, stapfte die Be­fana mit ihrem Besen von Haus zu Haus und mach­te allen Kindern Geschenke.

Ihr Erscheinungsbild schwankt zwischen dem einer typisch dargestellten Hexe und einer guten Fee. Letzteres vor allem, weil sie es ja ist, die die Geschenke bringt.
Meist wird sie als alte, störrische Frau beschrieben – genau so hässlich wie gütig.
Wer am 6. Januar, dem Tag an dem Befana erscheint, geboren wird, gilt auch als eine „befana“ oder ein „befano“, als ein eigenwillig und dennoch liebenswürdig.

Angeblich soll Befana auch durch die Lüfte fliegen können und von oben ihre Gaben auf die Erde fallen lassen. Diese Aufgabe übernahm in spätere Zeiten Santa Claus bzw. der Weihnachtsmann.
Der Besen, den sie mit sich trägt, ist ja das Symbol für eine sogenannte Hexe. Fliegen kann sie darauf – wie alle anderen Frauen, die als Hexen bezeichnet werden – nicht.
Er ist vielmehr ein Kraft­stab von weisen Frauen, ein sehr brauch­ba­res Werk­zeug, um rituell Altes aus dem Haus zu kehren. Und das ist am Ende der Rauhnächte auch oft notwendig. Vielleicht muss sich Befana auch den Weg vom Schnee frei zu kehren.
Der Besen gilt vielfach als Zep­ter der weiblichen Kraft, er ist ein gutes Wurf­ge­rät, um Ge­fahr zu ver­trei­ben. Besen wurden als Re­de­stab ver­wendet und waren in der geheimen „Besensprache“ ein Zeichen, mit Hilfe dessen Frauen sich untereinander verständigen.
So konnte Befana auch auf ihrem Gang durch die Winternacht an der Art wie ein Besen vor dem Haus steht, erkennen, ob ihr Besuch erwünscht war. (HIER gibt es mehr Informationen zu Besen und Besensprache.)

Was hätte Befana wohl im Stall gemacht?

Es gibt ja diesen Witz: Wie wäre die ganze Sache abgelaufen, wenn statt den Heiligen Drei Könige Königinnen gekommen wären. Sie hätten sicherlich einfach nach dem Weg gefragt und wären dann auch pünktlich da gewesen, um bei der Geburt zu helfen. Danach hätten sie alles weggeräumt, die Mutter und das Kind versorgt und den Stall sauber und gemütlich gemacht. Die Geschenke, die sie dabeigehabt hätten wären ganz bestimmt für einen Neugeborenen sinnvoll und brauchbar gewesen und an Essen und Trinken hätten sie auch gedacht.
Ähnlich können wir das auch bei der Befana sehen: Sie kommt, kehrt einmal mit ihrem Besen ordentlich den Stall aus, hat in ihrem Korb Windeln, nahrhaftes Essen für die Mutter, eine Babyrassel und vielleicht eine Flasche Schnaps für den frischgebackenen Vater und die Hirten. Dann nimmt sie den Säugling in ihre Obhut und lässt die von der Geburt erschöpfte Mutter einmal schlafen. Die drei Könige scheucht sie spätestens am nächsten Morgen mürrisch herum und teilt sie zu allerlei Arbeiten ein: Du da hackst Holz und machst ein Feuer, du holst frisches Wasser und du verhandelst mit dem Wirt, dass er ein besseres Zimmer bereit stellt, bezahlen kannst du das gleich mit dem Gold, das du mitgebracht hast …
Ist doch ein netter Gedanke.

Die italienischen Kinder freuen sich jedenfalls alljährlich auf die Befana und begrüßen sie mit folgendem Gedicht:

La Befana vien di Notte
con le scarpe tutte rotte
il cappello alla romana
viva viva la Befana    

Die Befana kommt bei Nacht
mit ihr’n ganz kaputten Schuhen
mit dem Hut auf römische Art
Hoch soll leben die Befana

**************

Mehr Infos zu den erwähnten Göttinnen:
Befana
Percht

***************

Dieser Beitrag wurde unter Göttinnen abgelegt und mit , , , , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert