Der „Kuh-riose“ Ehrentag – feiern wir die Kuh-Göttinnen!

büffelfrau1Heute ist der „Ehrentag der Kuh“, dieser wird vor allem in den Vereinigten Staaten von Amerika jeweils am zweiten Dienstag im Juli gefeiert, englisch: „Cow Appreciation Day“. Ein guter Anlass, sich mit Göttinnen in Kuh-Gestalt zu beschäftigen.
Die Initiative zum Kuh-Tag ist allerdings mehr als profan und geht auf die US-amerikanische Fastfood-Kette Chick-fil-A zurück, die ihr Geld primär durch den Verkauf von Hühnerfleisch-Produkten verdient. Die größte Konkurrenz waren Unternehmen, die Rindfleisch-Produkte verkaufen. So war dieser „Ehrentag der Kuh“ ein Marketing-Gag, um den Umsatz der Hühnerprodukte anzukurbeln. Die Werbekampagne „Eat-Mor-Chikin“, bei der als Kühe verkleidete Menschen gratis Chicken-Burger bekommen, bekam große Aufmerksamkeit .
Das wirkt alles sehr zynisch, zumal die Hühner-Fastfood-Kette auch sonst durch seltsame christlich-fundamentalistische Botschaften auffällt.

Besondere und heilige Tiere

Allerdings ging die Wirkung über diesen Marketing-Gag hinaus und in Amerika ist der heutige Tag daher ganz speziell den Kühen gewidmet. Vielleicht, weil da noch etwas ganz anderes, viel Ursprünglicheres mitschwingt.
Denn die besondere Beziehung von Menschen zu Kühen kommt nicht von ungefähr. Seit das Rind zum Haustier wurde, war es für die Menschen sehr wertvoll. In vielen Religionen sind Kühe als besondere und sogar heilige Tiere bedeutend.
Schon seit alten Zeiten ist das domestizierte Rind Lieferant von Nahrung, vor allem von Milch, von Kleidung und Behausung (Kuhfelle als Zeltplanen), auch als Energie- und Wärmespender (Kuhdung) sowie als Zugtier. Die Welt der Tiere war mit dem menschlichen Leben aufs engste verknüpft. Tiere, in Ackerbaukulturen besonders Stiere, waren in den Religionen in Rituale einbezogen.
Es entstanden zahlreiche Mythen, Sagen und Legenden, in denen Rinder eine wichtige Rolle spielen.
Kühe gelten trotz ihrer körperlichen Größe von sanftem Wesen und sind als Milchspenderinnen der Inbegriff einer nährenden Mutter. Daher gibt es auch viele Göttinnen, die in Kuh-Gestalt erscheinen oder mit Kühen, Stieren, Kälbern in Verbindung gebracht werden.

Die Kuh-Göttinnen

hathor_600So werden sowohl die altägyptische Hathor wie auch Isis entweder als Frauen mit Kuhkopf dargestellt oder mit mondsichelförmigen Kuhhörnern, zwischen denen sie die Sonnen- bzw. die Vollmondscheibe tragen. Auch Bildnisse von ihnen als geflügelte Kuh sind bekannt.

Auch deren „Kollegin“ Hesat wurde als „Himmlische Kuh“ verehrt. Sie hat als Muttergöttin den König (Pharao) in der Gestalt eines goldenen Kalbes geboren und ihn anschließend genährt. In Heliopolis gab es einen speziell der Hesat gewidmeten Friedhof, auf dem Mutterkühe nach dem Tod begraben wurden.

Und auch die ägyptische Bat wird mit menschlichem Antlitz, Kuhohren und Kuhhörnern abgebildet. Eine prädynastische Palette zeigt eine Kuhgöttin von Sternen umgeben. Die Sterne weisen auf ihre kosmische Bedeutung hin. Die Milchstraße symbolisiert die Nahrung, die die Kuhgöttin Bat über den Himmel gießt.

Der Name der sumerischen Göttin Ninsun bedeutet „Gebieterin der Wildkuh” bzw. „Mutterwildkuh“. Auch Ninhursanga erscheint als heilige Kuh. Mit ihrer heiligen Milch wurden viele mesopotanische Könige genährt. Ihre Qualifikation für den Thron schlossen sie aus der Tatsache, dass sie mit der „heiligen Milch von Ninhursanga“ genährt wurden.

Das heilige Tier der hindustischen Göttin Prithivi ist die Kuh, als die sie auch manchmal selbst dargestellt wird. Daher wird die erste Milch jeder Kuh ihr als Weihegabe dargereicht. In den hinduistischen Religionen ist der Schutz der als heilig geltenden Kuh bis in die heutige Zeit ein wichtiges Element.
Auch die indische Göttin Aditi wird manchmal auch als Kuh dargestellt, die das ganze Weltall nährt (Milchstraße).

In der nordischen Mythologie ist Audhumbla die Urkuh, die „Milchreiche“. Sie erschien zu Beginn der Schöpfung als erstes Tier aus der gähnenden Leere. Kurz darauf entstand auch der Riese Ymir. Dieser wurde von den vier Milchströmen aus Audhumblas Euter genährt.

Der Name der keltischen Göttin Damona wird mit „Gesegnete Kuh“ oder „Weiße Kuh“ übersetzt. Die weiße Kuh deutet auch auf die nährende Milch hin. Die Göttin schien darum gebeten worden zu sein, dass der Lebensfluss (im Form von Milch aber auch im übertragenen Sinn) nicht versiegen.

Spannend ist auch die Geschichte der Weißen Büffel-Kalb-Frau (White buffalo-calf-woman), der mythologischen Figur der nordamerikanischen Stämme Lakota und Dakota. Büffel sind ja Wildrinder.
White buffalo-calf-woman hat ihre Gestalt in ein weißes Büffelkalb gewandelt mit der Prophezeiung, dann zurückzukommen, wenn die Menschheit dabei ist, die Erde endgültig zu zerstören. Dann wird sie mit der „Großen Reinigung der Erde“ beginnen. Diese alte Prophezeiung über die Rückkehr der Weißen Büffel-Kalb-Frau ist bei allen nordamerikanischen indigenen Stämmen seit vielen Jahrhunderten verbreitet. Und es gibt Anzeichen, dass diese Zeit unmittelbar bevorsteht, es werden auffallend viele weiße Büffel-Kälber geboren.

europa2In den antiken griechischen Mythen hatten Kuh-Göttinnen einen sehr wichtigen Stellenwert: Allen voran Hera, deren heiliges Tier die Kuh ist. Sie wird auch die „Kuhäugige“ genannt, was ein besonderes Kompliment für ihre schönen Augen ist. Nur wer von den Brüsten Heras Milch gesaugt hatte, konnte unsterblich werden.
Einen besonderen Bezug hat Hera auch zu Io, jener mythologischen Gestalt, die von Zeus in eine weiße Kuh verwandelt wurde. Der Mythos, wie er üblicherweise erzählt wird, strotzt nur so von patriarchalen Überlagerungen, allem voran der Konkurrenz zwischen zwei Frauen. Da Io eine Priesterin der Hera war, stand sie unter deren besonderen Schutz. Der Zorn der Hera war ganz gewiss nicht in einem Gefühl der Eifersucht begründet, sondern richtete sich gegen ihren „Göttergatten“ deswegen, weil er Frauen gegenüber immer wieder auf übelste Art gewalttätig wurde. Io wurde auch von Hera in Ägypten, dem Land der Kuh-Göttinnen, in dem sie vor Zeus sicher sein konnte, in ihre menschliche Gestalt zurückverwandelt.

Und dann gibt es natürlich auch noch Europa, die Urmutter unseres Kontinents. Auch sie macht keine guten Erfahrungen mit Zeus und auch ihr Mythos wird üblicherweise auch aus einer sehr patriarchalen Sicht erzählt. Allerdings ritt Europa schon lange bevor es diese Geschichte mit dem als Stier verwandelten Zeus gab, auf ihrem Mondstier nächtens aus.
Europas Sohn Minos war möglicherweise der Minotaurus – halb Stier, halb Mensch – im Labyrinth von Knossos.
Europa wurde schon in alten, vorolympischen Zeiten auf einem Stier reitend dargestellt.
Dies stellt vermutlich den Triumph der Mondgöttin über den Sonnengott (den Stier) dar, den sie reitend beherrscht. Und hat weniger damit zu tun, dass der als Stier verkleidete Zeus sie entführt hat — erkennbar vor allem daran, wie lässig und unerschrocken sie auf antiken Darstellungen auf dem Tierrücken sitzt.

Das Symbol der „Stierhörner“, das ja besonders auf Kreta sehr machtvoll ist, hat im übrigen nicht zwingend etwas mit den Hörnern des männlichen Tieres der Rinder zu tun. Denn auch Kühe haben Hörner — und diese werden immer als Mondsymbole der Großen Göttin angesehen.

Mehr Infos zu den erwähnten Göttinnen:
Aditi
Audhumbla
Bat
Damona
Europa
Hathor
Hera
Hesat
Io
Isis 
Ninhursanga
Ninsun
Prithivi
Weiße Büffel-Kalb-Frau

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3 Antworten zu Der „Kuh-riose“ Ehrentag – feiern wir die Kuh-Göttinnen!

  1. Roswitha Haala sagt:

    Herzlichen Dank Andrea!
    Ja, in Knossos sind es Kuhhörner. Es muss ja immer alles „verstiert“ werden 😉 . Aber wie beim Menschen: Ohne Frau keine Kinder, ohne Kuh kein Stier 😉 .
    Es gibt auch viele Menschen, die denken, Ziegen besäßen keine Hörner und keinen Ziegenbart. Nur ihre Böcke. Irrtum 😉 .
    Hornlose Ziegen und Ziegenböcke sind eine Züchtung, die die Natur durch vermehrte Unfruchtbarkeit beantwortet.
    Entsetzliche Tierquälerei ist die Entfernung der Hörner!

  2. kat+susann sagt:

    Eine kuhäugige Frau ist ja eigentlich kein Kompliment heutzutage. Aber diese Sichtweise ist interessant. Wieder was gelernt. Kat.

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