Der Ur-Ur-Ur-Enkel der alten Muttergöttin

Ich will heute keine Krampus-Geschichte schreiben, obwohl meine Barbara-Zweige ganz wie eine Krampusrute aussehen. Daher ein Nachtrag zum gestrigen Barbara-Borbeth-Tag – es geht auch um so einen „Helden“.
Die Göttin Borbeth hat ja eine sehr wechselhafte Geschichte. Im Ursprung als Teil der „Drei Bethen“ eine Sonnengöttin, wurde sie in eine katholische Heilige Barbara umgewandelt – mit einer ganz schauderhaften Märtyrerinnen-Geschichte.
Denn immer, wenn die Menschen Vertrauen in eine alte Muttergöttin hatten und diese in ihrem Leben mit Ritualen und auch speziellen Plätzen und Zeiten im Jahr integriert war, haben sich die christlichen Kirchenväter schwer getan. Ausradieren konnte man diese nicht und auch Verbote brachten wenig. Daher wendete man – vor allem in der katholischen Kirche – den Kunstkniff an und „inhalierte“ diese Göttinen sozusagen. Durch die Umwandlung in eine Heilige nützte man weiterhin die Kraft der Göttin, auch die Bräuche blieben meist nahezu unverändert, nur die Menschen glaubten nach und nach, dass es sich hierbei um christlich-katholischen Glaubensinhalt ginge. In der Bibel steht davon natürlich rein gar nichts und daher wäre all das streng genommen, dem puren Aberglauben zuzuschreiben.

Alles viel zu weiblich

Diese Umwandlung funktionierte bei den meisten Heiligen ganz gut. Doch mit Barbara und ihren 2 „Schwestern“ Katharina und Margarethe (die alten Muttergöttinnen Wilbeth und Ambeth) gab es da offenbar immer Schwierigkeiten. Die Kraft der Drei Bethen war noch so deutlich spürbar und daher waren die drei heiligen Frauen der Kirche immer noch zu weiblich. Interessanter Weise gibt es ja sogar zahlreiche Abbildungen dieser „Heiligen Drei Madl’n“ in Kirchen, bei denen die alten Bethen-Namen in unterschiedlicher Schreibweise verwendet wurden und nicht die Namen der christlichen Heiligen Katharina, Margarethe und Barbara.

Also musste ihnen auch die Weiblichkeit genommen werden. Und da boten sich drei Männer an, von denen in der Bibel übrigens auch kein Wörtchen steht: Weder als „heilig“ noch als „drei“ noch als „Könige“.
Richtig: Die heiligen Drei Könige, die ja am 6. Januar, dem traditionellen alten Perchten-(Bethen)-Tag mit ihren Gaben kommen.
Das bekannte Zeichen K x M x B steht ursprünglich für die „Heiligen drei Madln” Katharina, Margarethe und Barbara. Wobei man es früher mit einem x als Zeichen der Geburt (näheres dazu siehe: Göttin Rozhanitza) geschrieben hat und erst später wurde daraus das Kreuz + als Zeichen des Todes.

Bringt das Gold der alten Sonnengöttin

kasperlAus Borbeth, der alten Göttin, die den schwarzen Aspekt der Bethen-Triade innehatte, wurde so auf wundersame Weise Kaspar, der schwarzhäutige Kollege der Heiligen Drei Könige.
Kaspar wurde übrigens erst um das Jahr 1.500 – also mit Beginn der Neuzeit – dunkelhäutig dargestellt. Sein Name soll sich vom persischen „Kandschwar“ ableiten, was „Schatzmeister“ heißt. Als sol­cher bringt er interessanter Wei­se das Gold nach Bethlehem mit – das Sym­bol der al­ten Son­nen­göt­tin Bor­beth!
Kaspar war immer schon ein wenig ein Außenseiter und das hat nicht nur mit sei­ner Hautfarbe zu tun. Er ist der jüngste der drei ehr­würdigen Herren – jener, der sich am wenig­sten könig­lich ver­hält und eher den hei­teren Part ein­nimmt.
Es dauerte nicht lan­ge, bis eben dieser Kaspar eine eigenstän­dige Fi­gur wur­de und als Spaßma­cher in dem nach ihm benannten Kas­perl-Thea­ter die Welt auf den Kopf stellt.
Und da­mit tritt er wieder in die Fußstapfen seiner Ur-Mut­ter, der Borbeth.
Die „schwarze Kraft“ in der Konstellation der drei­fa­chen Göttin ist ja nicht im­mer nur die „Weise Alte“. Sie steht auch über den Din­gen und ist damit auch die „närrische Alte“.
Sie „pfeift sich nix“, sie be­nennt Dinge beim Na­men, bringt das Augen­zwin­kern rein, bewäl­tigt mit ih­rer Le­benser­fah­rung schein­bar un­lös­ba­re Auf­gaben – ganz so, wie ihr Ur-Ur-Ur-Enkel, der Kasperl!

Mehr zu den erwähnten Göttinnen:

Ambeth
Bethen
Borbeth
Rozhanitza
Percht
Wilbeth

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Weitere Geschichten rund um den Advent, die Weihenächte sowie die Rauhnachtszeit finden sich in den artedea-eBooks:

Noch tiefer eintauchen in diese magische Zeit, die jetzt beginnt, könnt ihr in eWorkshop:
Mit Göttinnen durch die Rauhnächte

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Bildnachweis:
Darstellung der Drei Bethen auf der Mitteltafel des Triptychons in St. Alto in Leutstetten.
de.wikipedia.org
Wolfgang Rieger

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pixabay.com

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