Viele interessanten Gespräche heute Nachmittag bei der „Feministischen Tischgesellschaft“ in Wien. Politisch-feministische Frauen begegnen dem Bild der „Göttin“ ja oft sehr zurückhaltend. Was durchaus verständlich ist, denn hier kommt so manches verkitscht daher und vieles wird durch die Brille monotheistisch-patriarchaler Religionen bewertet und gesehen.
Die Göttin ist aber nicht die weibliche Form von Gott. Nicht ein -in hintendran und zwei Pünktchen auf dem o. Genauso wie Matriarchat nicht die weibliche Form von Patriarchat ist.
Ich habe versucht zusammenzufassen, worum es mir geht, wenn ich von Göttin spreche.
Hier meine Gedanken:
Warum Göttin?
Erfülle nicht die Vorstellungen, die die Gesellschaft von einer Frau hat.
Finde den ursprünglichen Willen.
Unterwerfe dich nicht.
Das Bild der Göttin kann als Ausdruck verwendet werden für die Selbstbestimmung der Frauen nach ihrer wahren Natur – und zwar so, wie es jede Einzelne für sich empfindet.
Sie veranschaulicht die ursprüngliche Weiblichkeit: „Eine Frau/Göttin gehört sich selbst“
Das ist die Matrix, die alle Frauen zutiefst verinnerlicht haben (lat. Matrix: „Gebärmutter“, eigentlich „Muttertier“).
Die Göttin ist das Symbol für die weibliche Urkraft. Damit werden alle Verletzungen, alle Schmerzen und Kränkungen der weiblichen Seele bewusst, die Frauen im Patriarchat ständig, überall, ganz alltäglich, erleiden, ohne es zu merken, die wir für selbstverständlich halten.
Die Göttin ist nichts von dir Getrenntes.
Sie stellt keine Bedingungen und Gebote.
Sie unterwirft dich nicht – die Göttin erhebt dich zu ihresgleichen.
Ihr Anspruch: Richte dich nicht nach den Dogmen, Ansprüchen, Zuschreibungen und Richtlinien der Mächtigen, denn du bist eine freie Frau. Geh in den Widerstand, forme die Welt nach deinen Wünschen und Bedürfnissen
Wenn sie – die Machthabenden – dich verachten und beschimpfen, wenn sie Druck ausüben und dich erpressen, dann sei dir immer bewusst:
Du bist die Göttin in deiner Welt und daher haben sie keine Macht über dich!
Und genau das ist es, was sie dich vergessen machen wollen, was sie mit allen Mitteln unterdrücken und bekämpfen müssen.
Vielen der alten Mythen über die unterschiedlichsten Göttinnen liegt zugrunde: „Ich bin die, die aus sich selbst heraus alles erschaffen hat!“
Und traut man es der Göttin zu, dann traut man es auch den Frauen zu!
Die Göttin führt dir vor Augen: Es gibt nichts, das außerhalb ist – du bist in der Einheit und gleichzeitig die ganze Vielheit des Lebens.
Dein Bewusstsein erschafft die Welt. Wenn sich dein Bewusstsein ändert, dann ändert sich auch deine Welt.
Das Bild der Göttin steht für die Freiheit deines Wesens.
Ihre Werte sind eigenverantwortliches Denken, Entscheiden und Handeln, Gleichwertigkeit, Würde, Selbstbestimmung, sexuelle Unabhängigkeit, Unterschiedlichkeit als Bereicherung, das Recht auf ein gutes Leben – für dich und alle anderen.
Dieses Wissen und diese Werte wurden durch die Traditionen der Frauen weitergetragen.
Vor allem auch das Wissen, das die Gesundheit bewahren soll – die individuelle und die der ganzen Erde.
Frauenweisheit bedeutete zu allen Zeiten eine Kultur des (Über)Lebens zu schaffen, Kraft, um Zukunft zu gestalten.
Viele patriarchale Bestrebungen in oft seltsamen Schulterschlüssen von Staat und Kirche quer durch alle weltanschaulichen und religiösen Lager haben versucht, diese Werte und damit das Wissen der Frauen klein zu machen, auszurotten.
Die „Herrgötter“ wollen Macht.
Hinter der Idee der Göttin steht, sich selbst zu ermächtigen.
Herzlichen Dank und volle Zustimmung Andrea!