Equal Pay Day – Oh Moneta, lass Geld auf die Frauen regnen!

13. Oktober – ein Tag wie jeder andere und doch: Ab heute arbeiten in Österreich Frauen „gratis“.
Wir haben wieder Equal Pay Day in Österreich.
Oh Göttin Moneta, lass Geld auf die Frauen regnen!
Mir schaudert es einfach, Schwestern, wenn ich mir das bewusst mache: Wir alle gemeinsam werden bis Silvester sozusagen gratis arbeiten. Und das im 17. Jahr des 21. Jahrhunderts.
Equal Pay Day ist statistisch gesehen jener Tag, an dem Männer bereits das Einkommen erreicht haben, für das Frauen noch bis Jahresende arbeiten müssen.
Damit wird die Arbeitsleistung von Frauen 80 Tage lang nicht mehr entlohnt.
Der bundesweite Equal Pay Day findet in Österreich heuer am 13. Oktober statt. In Vorarlberg war dies bereits der 16. September, in Wien ist es erst am 30. Oktober so weit.

435.000 Euro weniger

Laut Berechnungen der Arbeiterkammer (AK) verlieren Frauen gegenüber Männern auf ihr ganzes Erwerbsleben gerechnet durchschnittlich 435.000 Euro.

Dafür gibt es zahlreiche Gründe:
Die Ungleichbehandlung beginnt schon vor dem Berufseinstieg. Die Entscheidung für die Ausbildung ihrer Söhne fällt in vielen Familien oftmals anders aus als jene für ihrer Töchter. Patriarchale Vorstellungen schlagen hier noch wie vor voll zu:
Zahlt es sich aus, genauso viel für die Ausbildung der Töchter wie für die Söhne zu investieren? Stichwort: Du heiratest ja eh!
Ja in welchem Jahrhundert leben wir den eigentlich?
Dann kommt die Berufsentscheidung von 15-Jährigen dazu: Während sich junge Frauen schwerpunktmäßig immer noch bei den Lehrberufen auf 1. Einzelhandel, 2. Bürokauffrau und 3. Friseurin beschränken, ist das Feld für junge Männer wesentlich breiter gestreut und an den ersten drei Stellen stehen Lehrberufe, die schon von Beginn an bessere Karrierechancen und bessere Bezahlung in Aussicht stellen: 1. Metalltechnik, 2. Elektrotechnik, 3. Kraftfahrzeugtechnik.
Das ist nicht deshalb so, weil Mädchen nichts anderes einfällt oder sie zu anderen Berufen nicht fähig sind, sondern weil sie am Lehrstellenmarkt einfach weniger Chancen haben, z.B. in der Metalltechnik zu arbeiten.
Die schlechte Bezahlung „typisch weiblicher” Berufe betragen auf das Erwerbsleben hochgerechnet 35.000 Euro.

Reproduktionsarbeit = Frauensache

Jungen Menschen mit Matura bzw. universitärer Ausbildung geht es nicht anders: Obwohl Frauen hierzulande durchschnittlich den besseren Notendurchschnitt haben und schneller mit ihrem Studium fertig sind, sind Männer bereits bei ihrem Einstiegsgehalt bevorzugt. Später, nach dem ersten/zweiten/dritten Kind sind es die Frauen, die einen Großteil der Karenzzeiten schultern und die „Familienarbeit“ übernehmen. Frauen wird in den allermeisten Familien die Reproduktionsarbeit (Haushalt, Pflege, Kindererziehung etc.) zugeteilt. Männer sind von dieser Tätigkeit oft„freigestellt“, um einer Erwerbsarbeit nachgehen zu können.
Warum? Oft gar nicht deshalb, weil Männer nicht wollen oder dazu nicht fähig wären, sich um Haushalt und Kinder zu kümmern. Sondern ganz einfach, weil Männer meist mehr verdienen und dieses höhere Einkommen für die Familie überlebenswichtig ist. Da beißt sich die Katze in den Schwanz.
Und wenn das Gehalt des Mannes doch nicht reicht, nehmen Frauen schlechter bezahlte Teilzeitjobs an, um Familie und Beruf unter einen Hut zu bekommen.
Folge: Karriereknick und Einkommenseinbuße.
Auch hier sind Frauen übrigens in ihrer Jobauswahl oft weit mehr eingeschränkt als Männer. Diese müssen sich nämlich meist keine Gedanken machen, wie weit der Arbeitsplatz vom Wohnort entfernt ist und wie die Arbeitszeiten sind.
Bei Frauen sind ein kurzer Weg zur Arbeit und „familiengerechte“ Arbeitszeiten ein großes Thema, um die Kinder und die Versorgungsarbeit für den Haushalt zu managen. Und da nimmt Frau, was sie kriegen kann – und macht Abstriche bei der Entlohnung.
Um Kinderbetreuung, Hausarbeit und Altenpflege zu leisten, verringern Frauen oft ihre Erwerbsarbeitszeit und verlieren dadurch durchschnittlich 586 Euro im Monat.

Benachteiligungen wie Teilzeitjobs oder schlechtere Bezahlung frauentypischer Berufe dienen meist als Erklärung für die Gender Pay Gap (geschlechtsspezifische Einkommenslücke). Aber selbst wenn diese Faktoren herausgerechnet werden, bleibt ein Rest von 187 Euro durchschnittlich im Monat, den Frauen weniger verdienen – im Laufe des Erwerbslebens summiert sich dies auf 90.000 Euro.

Vollzeit beschäftigte Frauen verdienen in der Europäischen Union im Durchschnitt 16,4% weniger als Vollzeit beschäftigte Männer. In Österreich erhalten Vollzeit beschäftigte Frauen pro Jahr ein um 11.555 Euro geringeres Einkommen als ihre männlichen Kollegen.

Gleiche Qualifikation – weniger Geld

Und immer noch: Frauen verdienen bei gleicher Qualifikation weniger Geld als Männern.
Erwerbsarbeit ist immer noch nach männlichen Lebensrealitäten gestaltet.
Damit tun sich Frauen schon im Einstellungsgespräch schwer bei Gehaltsverhandlungen, über ihnen schwebt immer das unsichtbare Schwert des „Wann wird sie schwanger?“ und „Wieviel Pflegefreistellung wird sie brauchen?“

Häufig ist Frauen ist nicht bewusst, dass sie eigentlich zu wenig für die geleistete Arbeit verdienen. Weniger jedenfalls als ihre männlichen Kollegen.
Aus diesem Grund ist es wichtig, dass Frauen ermutigt werden, sich mit dem eigenen Einkommen sowie jenem ihrer Kollegen auseinander zu setzen, dieses aktiver zu vergleichen um damit selbstbewusster mehr einzufordern.

Und: Männer haben oft mächtige Netzwerke, die ihnen die besseren Jobs, schnellere Karrieresprünge verschaffen. Sie haben zumeist auch mehr Zeit, diese Netzwerke zu pflegen, während Frauen sich um die Familienarbeit kümmern müssen.
Die Folge: Dort wo Frauen oft ihr ganzen Berufsleben an der „Gläsernen Decke“ kleben, werden sie von jüngeren, unerfahreneren, schlechter ausgebildeten Männern mit Leichtigkeit überholt.
Gleicher Lohn für gleiche Arbeit – das war eine Forderung der ersten Stunde, als 1909 der erste nationale Frauentag in den USA begangen wurde.
Dass das noch nicht umgesetzt wurde – nach mehr als 100 Jahren – ist schon eine Schande für sich.

Was tun?

  • Mädchen und Frauen fördern, wo immer es geht
  • keine einschränkenden Glaubenssätze in der Erziehung (z.B. zum Thema Familienarbeit)
  • Töchter für MINT-Fächer (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften, d.h. Biologie, Chemie, Physik, sowie Technik) begeistern und sie ermutigen, sich für Berufsfelder, die für Frauen untypisch sind, zu entscheiden
  • Gendergerechte Sprache pflegen – hören Mädchen immer nur „Arzt“, „Apotheker“, „Rechtsanwalt“, „Pilot“ etc. – wie sollen sie dann von klein auf checken, dass es auch Ärztinnen, Apothekerinnen, Rechtsanwältinnen, Pilotinnen gibt
  • Mädchen und junge Frauen bei der Entwicklung eigener Lebensentwürfe unterstützen, damit sie ihre Verhaltensweisen, Wünsche, Interessen nicht als unerfüllbare Utopien wahrnehmen
  • Wertschätzende Haltung gegenüber allen Frauen (Frauen machen einfach andere Frauen nicht schlecht!)
  • Sich immer wieder bewusst machen, dass Frauen auf Strukturen, Prozesse und Situationen verändernd einwirken können und gemeinsam stark sind (am besten mit Vorbildwirkung für die Töchter)
  • Grenzen im Kopf abbauen – bei sich selbst und anderen
  • Sich schlau machen, was andere (vor allem Männer) verdienen
  • Alle, die es in der Hand haben: Frauen (vor allem auch jungen) berufliche Chancen geben – bei der Einstellung und bei Karrieresprüngen
  • Unterstützende Frauennetzwerke bilden – für private, vor allem auch für berufliche Belange
  • Last but not least: Frauen und Mädchen mit weiblichen Vorbildern vertraut machen, auch was das „Gottesbild“ betrifft. Denn ist Gott ein Mann, dann sind auch alle Männer Götter.
    Die vielen, vielen Göttinnen, die es schon lange vor dem patriarchalen monotheistischen Gott gibt, findet ihr auf artedea.net

 

Hier mehr zur erwähnten Göttin Moneta

Dieser Beitrag wurde unter Göttinnen abgelegt und mit , , , , , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert