Also wieder einmal Frauentag.
Zum diesem fällt mir heuer echt nix mehr ein.
Außer, dass ich immer wieder lese: „Am 8. März feiern wir den Internationalen Frauentag!“
Häääh? Feiern? Was gibt es da zu feiern?
Sollen wir vielleicht feiern, dass wir es seit dem 1. Frauentag – 1911 – immer noch nicht geschafft haben, diesen abzuschaffen, weil die Forderungen nach Gleichstellung, Gleichberechtigung, gleichen Chancen, gleichem Lohn für Frauen immer noch nicht Realität ist.
Die EU Kommisarin Viviane Reding plädierte bereits 2008 für die Abschaffung des Frauentages: „Solange wir einen Frauentag feiern müssen, bedeutet das, dass wir keine Gleichberechtigung haben.“
Tja, solange das nicht der Fall ist, werden wir ihn wohl am 8. März in unserem Kalender haben.
Frauen und Sklaven in der Bibel
Und solange Religionen wie die christliche Ernst genommen werden und einen guten Teil der moralischen und auch weltlichen Macht und des Kapitals haben, werden wir uns alle mit der Gleichstellung wahrscheinlich schwer tun. Eine Religion, die in ihren grundlegenden 10 Geboten die Frau als Besitz des Mannes* ansieht und wie eine Ware auflistet und die in 2 Geboten locker-flockig von Sklaven spricht (und damit an Sklaverei auch nichts auszusetzen hat). Und das sind immer noch unwidersprochen die Grundregeln, die Kindern im Religionsunterricht ins Hirn gehämmert werden.
Naja zumindest hat Gott nicht gegendert, wenn er gleich im 1. Gebot verkündet, dass man keine Götter neben ihn haben soll. Von Göttinnen ist da ja nicht die Rede. Wobei natürlich viele Bibelstellen vom eifersüchtigen Kampf Gottes gegen die große Urmutter und Himmelskönigin Ascherah handeln (siehe auch mein Blogbeitrag vom Oktober 2015)
Göttinnen für Frauenrechte
Gibt’s eigentlich eine Göttin für den Frauentag, wurde ich neulich gefragt.
Nicht wirklich, aber jede Menge Göttinnen, die für Gleichheit und Frauenrechte stehen. Denn das Thema ist ja kein neues.
Wenn wir diese allerdings bei den ganz alten Göttinnen suchen, dann werden wir in deren Mythen wenig bis gar nichts finden, das auf die Notwendigkeit der Gleichstellung von Frauen hinweist. Vermutlich hat das mit matriarchalen Kulturen zu tun, in denen sich dieses Thema nicht stellte: Matriarchale Gesellschaften sind … Gesellschaften mit komplementärer Gleichheit oder „Gleichwertigkeit“ bei allen Unterschieden, wobei sehr darauf geachtet wird, die gesellschaftliche Balance zu bewahren. (Zitat Heide Göttner-Abendroth)
In jenen Gesellschaften, in denen die patriarchale Störung bereits Einzug gehalten hat, wie z.B. im antiken, olympischen Griechenland werden die Frauenrechte dann aber Thema.
Stellvertretend dafür drei Göttinnen, die ich jetzt einmal für die Matronen des Frauentages küre:
Aphrodite – ja die „Schaumgeboren“, die als so liebreizend, verführerisch und sinnlich wahrgenommen wird. Also gar nicht das Bild der für Frauenrechte kämpfenden Persönlichkeit. Doch das Verspielt-Erotische ist nur eine Seite ihres Charakters.
Denn Aphrodite ist eine mächtige, kraftvolle, eigensinnige, selbständige und selbstbestimmte Göttin. Sie weiß, was sie will, was ihr zusteht und nimmt sich dies auch. Sie lässt sich nicht in patriarchale Schablonen pressen. Sie ist nichts und niemanden zugehörig und entscheidet aus ihrer tiefen inneren Weisheit – genauso, wie sie selbst aus den Tiefen des Ozeans empor gestiegen ist.
Und vor allem regiert Aphrodite die Welt mit dem sogenannten „Ius naturae“, dem natürlichen Gesetz des Matriarchats.
Demnach ist jeder Mensch von Natur aus (also nicht durch Konvention) mit unveräußerlichen Rechten ausgestattet – unabhängig von Geschlecht, Alter, Ort, Staatszugehörigkeit oder der Zeit und der Staatsform, in der er oder sie lebt. Dazu gehören das Recht auf Leben und auf Unversehrtheit sowie das Recht auf persönliche Freiheit. Die matriarchalen Naturrechte werden als vor- und überstaatliche „ewige“ Rechte angesehen.
Von der ebenfalls griechischen Themis ist überliefert, dass sie als Göttin der göttlichen und menschlichen Rechtsordnung, des gesellschaftlichen Zusammenhaltes vor allem Frauen zu ihrem Recht verhilft. Interessant ist, dass sie als Kult Gruppentänze und anmutige Bewegungen als Symbol für den Zusammenhalt einer Gruppe verlangt. Eine Form, in der alle gleich sind und miteinander zum Gelingen des Ganzen beitragen. Dieses Offensichtliche wurde dann offenbar auf andere Lebensbereiche übertragen. (Was für ein Unterschied zu den 10. Geboten!)
Ich würde mir gerne so manchen „Gruppentanz“ anschauen, den nur alle Männer einer Firma (oder z.B. einer österreichischen Landesregierung) vollführen. Da würde wahrscheinlich recht schnell klar werden, dass ein gleichberechtigtes Miteinander von Frauen und Männern zielführender wäre.
Bei den keltischen IrInnen hielt Aeval um Mitternacht Gericht darüber, ob Ehemänner ihre Frauen sexuell befriedigten. Frauen konnten sich auch diesbezüglich bei Aeval beschweren.
Meist dauerten diese Verhandlungen die ganze Nacht, weil sich so viele Frauen beschwerten. Aeval hörte sich beide Seiten an.
Die Beschwerden schienen meist über die sexuelle Befriedigung hinauszugehen. Denn die Männer wurden nicht nur beschuldigt prüde zu sein oder ausschließlich auf ihre eigenen Kosten bei erotischen Aktivitäten kommen zu wollen.
Ganz allgemein wurde ihnen attestiert, dass sie faul seinen und die Hauptlast bei der Bewältigung des Alltags bei den Frauen liegt. Aeval befahl den Männern schließlich, das zu tun, was die Frauen gerne von ihnen wollten, um sie zufrieden zu stellen – in allen Belangen.
So, jetzt ist mir doch noch einiges zum Frauentag eingefallen.
Ansonsten verweise ich auf meine Beiträge von 2014 und 2015.
Mehr zu den erwähnten Göttinnen:
Aeval
Aphrodite
Ascherah
Themis
* „… du sollst nicht die Frau, nicht das Haus deines Nächsten begehren, nicht sein Feld, seinen Sklaven oder seine Sklavin, sein Rind oder seinen Esel, nichts, was deinem Nächsten gehört …“ (Das Buch Deuteronomium – 5.Mose 5 = 10. Gebot)
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Danke für deinen Beitrag! Zu feiern gibt es wirklich da nix…
Die Idee mit einer Göttin zum Tag gefällt mir.. Kali wär dich auch nett.
S.
Soo.. hier muss dann doch das ein oder andere hinzufügen. Das wichtigste zuerst:
In der Auflistung fehlt definitiv Bastet! Wobei deren Interpretation ja sehr weitläufig ist, aber grundlegend in Verbindung mit Sachmet als das Sinnbild für Gleichberechtigung bei Frauen verwendbar ist.
Das andere Thema ist, dass den Wortlaut von etwa 1500 Jahre alten Schriften heute 1 zu 1 umsetzen doch ein wenig fragwürdig ist. Wir alle wissen, dass die schriftliche Auslegung der Worte Jesus einen gewissen, patriarchalen Klang hat. Lag vermutlich auch an der Zeit und eventuell daran, dass alle Evangelien von Männern geschrieben wurden. Davon abgesehen weiß niemand mehr wie der exakte ursprüngliche Wortlaut war. Der Vatikan vielleicht noch.
Ich zum Beispiel habe bei den Geboten gelernt: Du sollst nicht Ehebrechen. Modernisierung tut auch Religionen gut *zwinker*
Sklaverei war zur Zeit Jesus ebenfalls ganz normal. Frauen allerdings nach dem alten Wortlaut mit Sklaven gleichzustellen halte ich für sehr gewagt.
Naja, ich denke das war alles. Schönen Weltfrauentag *schmunzelt* 🐾🐱
Danke, Neko für deine Anmerkungen. Es geht hier übrigens nicht um Jesus und seine Zeit sondern ich zitiere die 10 Gebote. Und die hat angeblich Moses höchstpersönlich von Gottvater diktiert bekommen. Das war lange vor Jesus.
Was heißt das? Immerhin ist es GOTT. Muss der sich an den Zeitgeist halten? Oder kann er neue Maßstäbe setzen. Wenn er Sklaverei, die zu irgendeiner Zeit „ganz normal war“ selbst gut + richtig findet, dann redet er so, wie er es in den 10 Geboten getan hat. Wenn Gott Frauen in einem Atemzug mit Haus, Feld und Rind nennt, dann wird er das schon so gemeint haben. Sonst hätte er ja Moses Gebote diktiert, die sicherstellen, dass Menschen keine anderen Menschen als Sklaven halten dürfen und dass alle Menschen absolut den gleichen Wert und die gleichen Rechte haben.
Egal in welcher Zeit wer was in die Bibel hineingeschrieben hat. Mit geht es darum, aufzuzeigen, dass christliche Kirchen das alles nach wie vor unwidersprochen in ihrer Lehre und ihrem Glauben haben. Vielleicht da und dort eine kleine kosmetische Korrektur bei der Übersetzung vornehmen und „Sklaven“ mit dem Wort „Knechte“ übersetzen.
Und durch die Macht, die vor allem der Vatikan immer noch hat, ist dies auch alles so in unsere Köpfe eingebrannt, dass wir uns schwer tun, unser Bewusstsein in Richtung Gleichstellung und Chancengleichheit für alle Menschen zu lenken.
Args! Ach verdammt… immer mal wieder passiert es mir, dass mich irgendwo verhasple.
Ich wollte damit keineswegs ausdrücken dass ich die Formulierung gut finden oder allgemein Sklaverei und der dergleichen.
Allerdings bin ich der Meinung, dass wenn Gott jemanden vor 4000 Jahren etwas diktiert hat, dann hoffentlich auch so, dass sie es verstanden haben.
Auf der anderen Seite kommt mir das mit den Sklaven jetzt doch etwas Spanisch vor, da doch Moses Volk Jahrelang nur Sklaven waren.
Nochmal zusammengefasst: Finde weder die Formulierung noch Sklaverei gut, halte es aber auch nicht für gerechtfertigt sich an überalterten Formulierungen aufzuhängen.
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