Girl’s Day – sollte nicht nur heute sondern jeden Tag sein!

Heute, am 28. März ist „Girl’s Day“. Einmal im Jahr findet dieser, im Jahr 1993 in den USA initiierte, Aktionstag statt, der junge Frauen motivieren soll, technische und naturwissenschaftliche Berufe zu ergreifen. Unternehmen laden Schülerinnen ein und geben die Gelegenheit, Arbeitsplätze in Technik, Naturwissenschaften, Handwerk und Informationstechnik kennenzulernen. Damit soll dazu beigetragen werden, den Anteil der weiblichen Beschäftigten in den sogenannten „Männerberufen“ zu erhöhen.
Denn trotz besserer Schulabschlüsse entscheiden sich Mädchen immer noch überproportional häufig für „typisch weibliche“ Berufsfelder oder Studienfächer. Hintergrund dieses „Girl’s Day“ ist nicht nur die Stärkung und Chancengleichheit von Frauen am Arbeitsmarkt. Sinn dieses Aktionstages ist es vor allem auch, den sich abzeichnenden Fachkräftemangel in der Industrie zu verringern.

Frauen an die Arbeit (oder zurück an den Herd)

Wenn es an qualifizierten Männern mangelt, dann müssen Frauen her!
Das kennen wir mehrfach aus der Geschichte. Was sich ja auch als überaus praktisch erwiesen hat. Braucht man Frauen nämlich nicht mehr am Arbeitsmarkt, dann wendet sich das politische Interesse an weiblichen Arbeitskräften und es wird Frauen erschwert, am Arbeitsmarkt zu partizipieren.
Das geht sehr einfach, z.B. in dem Kinderbetreuungsangebote reduziert, verteuert, gestrichen werden.
Dann heißt es wieder: Zurück an den Herd.

Die Top 3 der Berufswahl von jungen Frauen ist immer noch Einzelhandel, Bürokauffrau und Friseurin. Bei den jungen Männern ist dies Metalltechnik,
Elektrotechnik und Kraftfahrzeugtechnik. Allein das spricht schon eine deutliche Sprache – vom ersten Lehrjahr an ist die Bezahlung bei den von Männern favorisierten Lehrberufen besser, und die Gehaltskurve steigt mit der Anzahl Berufsjahre viel steiler als bei den „weiblichen Berufen“, dazu kommen die wesentlich besseren Karrierechancen – Aufstiegschancen in der selben Berufssparte sowie Umstiegschancen und Weiterbildungsmöglichkeiten.

Die Göttin war eine Technikerin

„Was glaubst du, für welche Lebensbereiche stehen Göttinnen?“, diese Frage stelle ich immer wieder in Gesprächen, wenn ich meine Göttinnen-Arbeit erkläre.
Sehr stereotyp sind die Antworten: Liebe, Schönheit, Fruchtbarkeit. Ja eh.
Aber darüber hinaus sind die Zuständigkeitsbereiche von Göttinnen viel, viel umfassender: Metallurgie, Mathematik, Schmiedehandwerk, Architektur, Bergbau, Kampfkunst, Handwerk, Rechtssprechung, Staatsführung – um nur einige zu nennen.

Nehmen wir nur als Beispiel die etruskisch-römische Göttin Minerva. Ihr werden zahlreiche für die Menschen wichtigen Fähigkeiten und Tätigkeiten zugeschrieben.
Sie brachte ihrem Volk das Weben, Spinnen und Nähen, das Walken und Färben, das Kunsthandwerk, den Anbau des Ölbaums und die Gewinnung seiner Frucht, die Lehre und die Heilkunst, die Bau- und Bildhauerkunst, die Technik mit Schilden, Pferd und Wagen Krieg zu führen und damit die Kriegs-Strategie, den Wagenbau, Egge und Pflug, sie soll den Feuerstein erfunden haben und brachte damit die Metallurgie.
Im allgemeinen kann gesagt werden, dass Minerva für die Anwendung des Intellekts auf Alltagstätigkeiten zuständig ist. Sie wird daher auch die „Göttin aller Tätigkeiten“ bezeichnet. Sie ist die Schutzgöttin der HandwerkerInnen, KünstlerInnen, LehrerInnen und ÄrztInnen und all jener Menschen, deren handwerkliche Arbeit mit gedanklicher Gestaltungskraft verbunden ist.

Göttinnen sind immer der Ausdruck von lebendiger und gelebter Frauenkraft.
Hätte es keine Frauen gegeben, die gejagt haben, dann hätte es keine Jagdgöttinnen gegeben. Hätte es keine Schmiedinnen gegeben, dann gäbe es sicher keine Göttinnen des Schmiedehandwerks.

Die Erfindung ist weiblich

Es ist wichtig, dass wir uns darauf besinnen, dass technische Tätigkeiten in früheren Kulturen ganz selbstverständlich von Frauen ausgeführt wurden. Es wird sogar davon ausgegangen, dass die meisten Erfindungen Frauen zuzuschreiben sind.
Das betrifft die Frühgeschichte der Menschheit und zieht sich bis in die Jetztzeit.
Dazu gibt es übrigens ein sehr spannendes Buch – Es war die Frau: Die Erfindung der Technologien durch die Frau (Autor: Gerhard Habarta)

Einige Beispiele weiblicher Erfindungen:

Eine junge Frau sitzt an ihrem Spinnrad und sieht den Männern in der Sägerei nebenan dabei zu, wie elend sie sich mit einer normalen Säge zu zweit an einem Baumstamm abmühen. Wäre die Säge der Männer genauso rund wie ihr Spinnrad, denkt sich Tabitha Babbitt (1779–1853), so müsste die Arbeit der Männer doch viel leichter sein. So erfindet sie die Kreissäge.

Die polnisch stämmige Chemikerin Stephanie Kwolek (1923–2014) entdeckte die zähste synthetische Faser der Welt: Kevlar ist fünfmal stärker als Stahl, wird für Feuerwehrstiefel, schusssichere Westen und zur Bespannung der Tennisschläger verwendet.

Ada Lovelace (1815–1852) entwickelte für eine mechanische Rechenmaschine,  ein komplexes Programm, das die Basis für zukünftige Computerprogramme bildet.

Vor ihr hatten schon mehrere Männer versucht, eine kommerziell erfolgreiche, (natürlich noch) handbetriebene Geschirrspülmaschine zu bauen, doch erst Josephine Cochrane (1839–1913) schaffte es zur Geschirrspüler-Mogulin. Sie gewann 1892 an der Weltausstellung in Chicago für ihren „Dishwasher“ den ersten Preis für die beste Erfindung.
Mehr noch: Sie übernahm auch den Vertrieb und wagte es, ihre Kunden alleine, ohne die Begleitung ihres Vaters, Bruders oder Gatten aufzusuchen, damit sorgte sie für mehrere Skandale.

Die junge Alice H. Parker (1895 – 1919) ließ ihre Idee zur Zentralheizung, die die aufwendig zu betreibende Holzkohle-Heizung ablöste, im Dezember 1919 patentieren. Sie war ihrer Zeit weit voraus und verwendete Erdgas statt Kohle oder Feuerholz. Durch diese Erfindung musste man das Haus nicht mehr verlassen, um Heizmaterialien zu besorgen und die Feuergefahr wurde verringert, da nicht die ganze Nacht ein Feuer unterhalten werden musste. Weiterhin ist über sie nur bekannt, dass sie eine der wenigen afroamerikanischen Frauen war, die Anfang des 20. Jahrhunderts studieren durften.

Hedy Lamarr (1914-2000) wurde von Metro-Goldwyn-Meyer in den 30er-Jahren als „schönste Frau der Welt“ vermarktet. Sie war nicht nur schön, sondern auch unendlich klug!
Sie erfand das „Frequenzsprungverfahren“, eine störungssichere Funktechnik.

Grace Hopper (1906-1992) entwarf gemeinsam mit Howard Aiken 1944 den Computer Mark I.
Sie entwickelte ein Computerprogramm, das Quellcodes einer Programmiersprache übersetzt, damit der Computer sie ausführen kann. Sie gilt damit als Wegbereiterin für die Programmiersprache COBOL.

Was willst du einmal werden, wenn du groß bist?

Was bestimmt die Wahl des Berufs?
Geschlechtsspezifische Erwartungen der Eltern oder des gesellschaftlichen Umfeldes, die Orientierung an Werten und Vorbildern sind oft wichtiger als das persönliche Interesse und die Begabung.

Entscheidend sind vor allem aber auch die Rollenklischees – wie sie in der Familie und im sozialen Umfeld vorgelebt und wie sie in Lehrmitteln, Büchern und Medien vermittelt werden.
Dazu gehört vor allem auch eine geschlechtssensible Sprache. Das Kind, das immer nur die Berufsbezeichnungen „Arzt, Apotheker, Politiker, Pilot, Rechtsanwalt, Ingenieur“ hört, kann sich – soferne es ein Bub ist – gut vorstellen, selbst später so einen Beruf zu ergreifen.
Für Mädchen ist die Hürde da wesentlich höher.
„Mitgemeint“ – das Killerargument gegen gegenderte Sprache – ist eine Kategorie, die ein Kindergehirn nicht kennt.
Arzt, Apotheker, Politiker – das inkludiert einfach, dass das alles Männer sind. Irgendwann begreifen Mädchen natürlich, dass auch ihnen – je nach Begabung, Interesse und Neigung –  diese und viele weitere Berufe offen stehen.
Wie gesagt: Irgendwann einmal. Für Buben ist das schon immer selbstverständlich.

Daher sollte im Umgang mit Mädchen jeder einzelne Tag Girl’s Day sein und in der Kommunikation mit ihnen die Worte Ärztin, Apothekerin, Politikerin, Pilotin, Rechtsanwältin, Ingenieurin absolute Selbstverständlichkeit sein – als Grundstein für ein selbstbestimmtes Leben mit allen Wahlmöglichkeiten, die das Leben bereit halten kann.

Selbstbestimmte „Göttin“ im eigenen Leben

Aus genau diesem Grund ist mir übrigens auch die Arbeit mit dem Begriff „Göttin“ so wichtig. Der männliche Gott veranlasst Männer der patriarchalen Welt zu einem einfachen Umkehrschluss: Wenn Gott ein Mann ist, dann ist er „einer von uns“, dann ist das Männliche göttlich, ergo – jeder Mann so etwas wie ein Gott.

Wie wichtig ist es, Frauen und vor allem auch Mädchen bewusst zu machen, dass lange bevor es diesen einzigen, eifersüchtigen, rächenden Gott gab, viele Kulturen und spirituellen Richtungen eine weibliche Kraft, ein Göttin als große Schöpfungsenergie kannten und als ganz selbstverständlich wahrnahmen.
Ein Wissen, das Frauen ein völlig anderes Selbstbewusstsein gibt – in ihrem ganzen Leben und nicht zuletzt auch in ihrer Berufswahl, in der Möglichkeit sich zu entfalten, den persönlichen Talenten Ausdruck zu geben, ein Leben in selbst geschaffenem Wohlstand zu führen.

 

Hier mehr zur Göttin Minerva

Bildquellen:
artedea.net
Hedy Lamarr – Employee(s) of MGM – de.wikipedia.org
Josephine Cochrane – de.wikipedia.org
Stephanie Kwolek – Science History Institute – de.wikipedia.org

 

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