Just einen Tag vor dem für die katholische Kirche so wichtigen Mariä Verkündigungs-Tag stellt Papst Franziskus in seiner wöchentlichen Videoansprache aus dem Vatikan eindeutig fest, dass Maria „nur“ eine Mutter und keinesfalls eine Göttin ist. Auch nicht so etwas wie eine Ko-Mittlerin zwischen Gott und den Menschen oder sogar „Miterlöserin“. Aber natürlich nehme sie als „als erste Jüngerin Jesu“ eine besondere Rolle ein.
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Aha! Also einerseits die „Magd des Herrn“, andererseits eine Jüngerin ihres Sohnes. Allein das ist schon absurd. Weil in Jüngerin steckt das Wort jünger.
Und wer ist hier jünger? Mutter oder Sohn?
Vom aktuellen Pontifex haben sich ja viele einiges erwartet in Hinblick auf Erneuerungsschritten.
Dass die katholische Kirche immer noch nicht in der Lebensrealität des 21. Jahrhunderts
angekommen ist, das hat jüngst die Verweigerung einer Segnung homosexueller Paare gezeigt, weil man „Sünde“ nicht segnen kann. Geht’s noch? Im 21. Jahr des 21. Jahrhunderts.
Was dabei interessant ist: Wie steht die Bibel zur Homosexualität?
Im Alten Testament (Levitikus) ist es „ein Gräuel“, wenn „ein Mann bei einem Mann liegt wie bei einer Frau“, und es steht die Todesstrafe darauf.
Der Apostel Paulus bezeichnete den gleichgeschlechtlichen Sex von Männern und Frauen als „wider die Natur“. Jesus hingegen äußert sich nirgends speziell über die Homosexualität, schon gar nicht im Sinne einer Strafandrohung.
Warum schweife ich auf das Thema Homosexualität ab, wenn es eigentlich um Maria und deren Verkündigung geht? Weil es sich die (katholische) Kirche richtet, wie es ihr passt. Bei gleichgeschlechtlicher Liebe greift man auf die Meinungen x-beliebiger Bibelfiguren zurück, was Jesus zu dem Thema gesagt hat, ist vollkommen wurscht.
Aber wenn es um Maria geht, dann ist die Einzigartigkeit Jesu unumstößlich. Wo kommen wir denn da hin, wenn da Maria ein wichtiger Stellenwert zugestanden wird. So wie es z.B. bei Paulus der Fall ist.
Spannend übrigens: Die größte Anzahl der katholischen Kirchen weltweit und auch oft der größte Raum innerhalb einer Kirche ist Maria und nicht ihrem Sohn und dessen Vater gewidmet. So sind z.B. die gothischen Kathedralen nicht Gott oder Jesus geweiht, sondern der „Notre Dame“. Aber das hat der Papst wahrscheinlich gerade verdrängt.
Was wird denn da verkündigt?
Kommen wir zurück zur „Verkündiung“. Was feiert die Kirche da heute?
Gehen wir den Hinweisen im Lukas-Evangelium nach, da spricht der Engel mit Maria (Lk 1,31 – 1,35): „Da sagte der Engel zu ihr: Fürchte dich nicht, Maria; denn du hast bei Gott Gnade gefunden. Du wirst ein Kind empfangen, einen Sohn wirst du gebären: dem sollst du den Namen Jesus geben. Er wird groß sein und Sohn des Höchsten genannt werden. Gott, der Herr, wird ihm den Thron seines Vaters David geben. Maria sagte zu dem Engel: Wie soll das geschehen, da ich keinen Mann erkenne? Der Engel antwortete ihr: Der Heilige Geist wird über dich kommen, und die Kraft des Höchsten wird dich überschatten. Deshalb wird auch das Kind heilig und Sohn Gottes genannt werden.“
Maria wundert sich über ihre bevorstehende Schwangerschaft, da sie ja (noch) keinen Mann „erkannt“ hat.
Gut – das lässt sich ja schnell ändern.
Dann führt der Engel noch weiter aus, was Maria zu erwarten hat: „Der Heilige Geist wird über dich kommen, und die Kraft des Höchsten wird dich überschatten.“
Was können wir unter dieser Aussage verstehen?
Das klingt schon recht eindeutig nach einer euphemistischen Verklärung einer Vergewaltigung. (Eine Begriffsklärung der Worte „überkommen“ und „überschatten“ findet sich am Ende dieser Seite.)
Maria ist ja in keinster Weise gefragt worden: „Junge Frau, täten’S gerne den Heiland zur Welt bringen? Hätten Sie Lust, diesen auch zu empfangen?“
Sie ist vor vollendete Tatsachen gestellt worden.
Ein Schicksal, das sie wohl mit vielen Frauen ihrer Zeit und allen Zeiten danach teilt.
Hurra, und das wird im Christentum 2021 Jahre danach immer noch am 25. März gefeiert!
Die Lady und die alte Erdgöttinnen-Tradition
In englischsprachigen Ländern wird dieser Tag der Mariä Verkündigung übrigens „Lady Day“ genannt. „Our Lady“ ist ja in der englischen Sprache eine Ehrenbezeichnung für Maria. Und ich mag das sehr, weil dies verdeutlicht, welch hochgestellte Figur diese Maria ist, weitab von der „Magd des Herrn“ oder der Jüngerin ihres Sohnes.
Und natürlich geht dieser Tag auf eine alte Göttinnen-Tradition zurück: Der 25. März ist ein wichtiger Tag im agrarischen Jahr. In slawischen Ländern durfte der Boden, also die Erdmutter bis zu diesem Datum nicht mit dem Pflug bearbeitet werden. Mehr dazu habe ich in meinem Blog-Beitrag im letzten Jahr geschrieben.
Nochmals kurz zurück zum Papst-Statement. Franziskus sagt: Maria zeichne sich dadurch aus, dass sie „demütige Dienerin des Herrn“ sei, versichert aber gleichzeitig, dass Maria auch in der Pandemie immer nahe sei. An sie gerichtete Gebete seien nicht vergeblich, so der Papst.
Aber „Ko-Mittlerin“, das ist sie keinesfalls.
Und, was macht dann die Mutter-Gottes mit den Gebeten? Weil eine erlösende Funktion steht ihr selbst ja auch nicht zu.
Da soll sich noch wer auskennen!
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Begriffsklärung der Worte „überkommen“ und „überschatten“
über jmd. kommen = überwältigen, herfallen, hermachen, übermannen, heimsuchen, sich bemächtigen, überfallen, laut Duden: jemanden erfassen, zu beherrschen beginnen, plötzlich und mit großer Intensität ergreifen
überschatten = verdunkeln, eindämmen, laut Duden: abschwächen, abträglich sein, beeinträchtigen, dämpfen, reduzieren, schmälern, stören, trüben, (gehoben) mindern, mit Unbehagen erfüllen, die Freude an etwas dämpfen