Das kommt nur sehr selten vor: Die längste Nacht des Jahres ist gleichzeitig auch die dunkelste, denn wir haben zur Wintersonnenwende 2014 eine Neumondnacht.
Der exakte Zeitpunkt der heurigen Wintersonnenwende ist Montag, der 22. Dezember um 00:03 MEZ. Der Neumond ist kurz darauf: um 02:36:15. Dieses Ereignis gibt es nur ca. alle 19 Jahre. Und das gilt es zu nutzen.
Diese Nacht ist ein ganz besonderer Wandlungs- und Wende-Zeitpunkt:
Der Neumond gilt ja immer als gute Gelegenheit, Neues zu beginnen, ganz frisch anzufangen, neue Ideen und Projekte entstehen zu lassen, die dann so wie der Mond runder, voller und leuchtender werden.
Die Wintersonnenwende ist immer die magische Zeit im Jahr: Aus der größten, längsten und tiefsten Dunkelheit heraus wird das neue Licht geboren. In vielen Religionen, spirituellen Richtungen und in zahlreichen Kulturkreisen wird daher die Wintersonnenwende in unterschiedlicher Art und Weise rituell gefeiert.
Es wendet sich die Zeit
Gerade in unseren Breitengraden machten sich die Menschen mit diesem Fest bewusst, dass sie nicht ewig in den Klauen des kalten Winters gefangen sind. Es war daher immer schon ein Fest der Hoffnung, des Lebens und des Neubeginns.
Denn in der größten Dunkelheit „wendet“ sich die Zeit. Ab nun, ab Winterbeginn werden die Tage allmählich wieder länger und die Sonne gewinnt täglich neue Kraft, kaum spürbar noch, doch hoffnungsfroh.
Menschen früherer Zeiten, die der Natur näher (ja ihr fast ausgeliefert) waren, haben sich vorgestellt, dass ab Herbstbeginn alles in den Schoß der großen Erdmutter zurückkehrt – das Licht, die Sonnenkraft ebenso wie die Pflanzen und auch die Tiere, die sich in Höhlen zum Winterschlaf zurückziehen.
Zum winterlichen Wendepunkt der Sonne bringt die Große Mutter das Licht erneut zur Welt, oft in Form eines „göttlichen Kindes“, eines Hoffnungsträgers, der die Welt errettet.
Nicht umsonst heißt diese Nacht auch Mutternacht, die je nach Auslegung die Nacht vom 21. auf den 22. bzw. vom 24. auf den 25. Dezember ist. Verehrt und gefeiert wurde in alten Zeiten die Mutter und nicht so sehr das Kind.
Und schließlich wird für jeden Menschen individuell die Welt errettet, wenn die eigene Zuversicht auf ein Weiterleben, auf einen neuen Zyklus, in dem es Blüte, Ernte und Nahrung geben wird, genährt wird. Wenn das Licht neu erstrahlt, wie das Mondenlicht nach Neumond und das Sonnenlicht nach der Wintersonnenwende.
Innehalten und die Dunkelheit feiern
Bei all der Freude um das neugeborene, wiedergewonnene Licht, sollten wir aber die Wintersonnenwende nicht ausschließlich zum triumphalen Sieg des Lichts über die Finsternis verkommen zu lassen, wie dies in patriarchalen Traditionen nur allzuoft geschehen ist. Hier folgt oft auf den Tag die Nacht, auf den Sommer der Winter, auf die Arbeit das Spiel.
In matriarchalen Gesellschaften ist das meist umgekehrt: die Nacht ist gefühlsmäßig vor dem Tag, der Winter vor dem Sommer, Ruhezeiten vor Aktivität. Wie entspannend, sich in diese Gedankenwelt hinein zu versetzen.
Denn gerade in manchen esoterisch-psychologischen-religiösen Ansätzen wird Licht als gut und Dunkel als böse angesehen. Und doch hat alles, alles, alles seinen Ursprung in der Dunkelheit – in der dunklen Geborgenheit des Mutterschoßes, in der Stille tief in der Erde, in der zur Zeit die Blumen ihrem neuerlichen Erblühen entgegen schlummern, im samtigen Schwarz des Weltalls, aus dessen großen Geheimnis alles entstanden ist.
Viele wollen, dass diese Düsternis des Novembers und Dezembers möglichst schnell vorübergehen soll, genauso wie sie Schmerzen, Trauer, Einsamkeit möglichst rasch aus ihrem Leben (am besten mit einer Pille) verbannen wollen.
Ein Ritual zu dieser Zeit des Jahres wird erst rund, wenn auch die große Dunkelheit gefeiert, gespürt und geehrt wird – dieser Urzustand, in dem alles Potential vorhanden ist, dieses Innehalten, das ruhig werden der Natur, das Zurückziehen in den innersten (Wesens-)Kern.
Wer diese Zeit rund um die Wintersonnenwende nützt, um bewusst in diese Qualität der tiefsten und längsten Nacht einzutauchen, kann sich dadurch auch für „dunklere und kältere Zustände“ der eigenen Seele wappnen und wie eine Pflanze die Wurzelkraft aus dieser Finsternis und Ruhe ziehen.
Das ist in dieser Neumond-Wintersonnwend-Nacht ganz besonders gut möglich.
Ich wünsche euch allen eine ganz besonders magische Zeit und einen guten Wandel hinein in Lebensfreude, Frieden, Gesundheit auf allen Ebenen.
Kleine Anmerkung:
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Herzlichen Dank, liebe Andrea!
Ich habe eben die heutige Wintersonnenwende – das Allein~sein zuhause genießend ~ mit Trommeln, Singen, Tanzen, Flöten, Rasseln, Räuchern,…gefeiert, mein vor 12 Tagen gebundenes „Weibakraftbündel“ damit aufgeladen und dann im Kachelofen verbrannt :)…mögen all meine Samen aufgehen und sich viel Lebendiges entfalten! Für mich sowie für ganzes Universum! Alles Liebe! Möge Segen sein! (*) Brigid
Vielen lieben Dank!
Danke Andrea!!!
“In matriarchalen Gesellschaften ist das meist umgekehrt: die Nacht ist gefühlsmäßig vor dem Tag, der Winter vor dem Sommer, Ruhezeiten vor Aktivität.” Dem kann ich nur zustimmen! Ohne vorherige Ruhe keine Aktivität, sondern Aktionismus. Aus dem keine folgende, auffrischende Ruhe entsteht, sondern erschöpfte Passivität.
“Denn gerade in manchen esoterisch-psychologischen-religiösen Ansätzen wird Licht als gut und Dunkel als böse angesehen.” Das ist patriarchaler Schwach – Sinn. Vernunft in Hirn und Sinne!
“Und doch hat alles, alles, alles seinen Ursprung in der Dunkelheit – in der dunklen Geborgenheit des Mutterschoßes, in der Stille tief in der Erde, in der zur Zeit die Blumen ihrem neuerlichen Erblühen entgegen schlummern, im samtigen Schwarz des Weltalls, aus dessen großen Geheimnis alles entstanden ist.” Genau!
Und es sollte ein Samen in der Erde nicht vermessenerweise, gemäß dem patriarchalen Größenwahn mit einem Spermium verglichen und somit verwechselt werden.
Der Samen gleicht dem Ei. Das Spermium der Polle. Schlimmstenfalls einem Virus.
Genussvolle Rauhnächte wünschend!
Möge es ein glückliches Jahr werden.
Reblogged this on Der Steppenwolf and commented:
Dankeschön für diesen Post!
Reblogged this on Richard J. Palfalvi and commented:
Schöne Gedanken zu der heutigen Wintersonnenwende-Nacht, die heuer auch auf eine Neumondnacht fällt! Ein Zusammentreffen, das nur alle 19 Jahre stattfindet ….
oh vielen dank
liebe grüße
birgit
Danke für diesen guten Hinweis, dass erst am 22.Dezember 2014 die eigentliche Wintersonnenwende stattfindet – so werde ich es den weisen generationen vor mir gleich tun und erst morgen das Feuer entzünden – und Deine Worte zum Schatten/Dunkelheit umarmen, wie ich es nenne, kann ich nur zustimmen – in meiner Seelenschmelze-Praxis begleite ich Menschen ganz oft in dieses Annehmen vom „anderen Teil des Lichts“ – der Dunkelheit.