Perchtensprung hinein ins Neue

Die Rauhnächte neigen sich ihrem Ende zu und in der morgigen Nacht – so heißt es in den alten alpenländischen Geschichten – geht noch einmal die Percht um, noch einmal fegt ihre Wilde Jagd um die Häuser, um alles mitzunehmen, was im Neuen Jahr keinen Platz und keine Berechtigung mehr hat.
Vom 5. auf den 6. Januar, der letzten der Rauhnächte ist die große Festnacht der Percht, im Volksglauben auch die „Nacht der Wunder“ genannt.
Frauen feiern den Perchtentag, in dem sie sich treffen und mit den Wünschen für das kommende Jahr, die sie sich in den Rauhnächten erträumt haben, um das Perchtenfeuer tanzen und auch über dieses springen, um sich von der alten Muttergöttin Percht Kraft für das Kommende holen.
All jene, die nicht die Möglichkeit haben, über ein Feuer draußen unter dem Sternenhimmel zu springen, können dies auch mit einigen Kerzen machen.

Gut ist es, sich darauf zu besinnen, was man zurücklassen und mit welchem „wunderbaren“ Gedanken man hinein ins Neue springen will.
Eine Meditation über folgende Fragen vor dem Perchtensprung kann dabei vielleicht Klarheit bringen:

  • Was habe ich in den letzten 12 Monaten über mich gelernt?
  • Worauf habe ich in letzter Zeit vergessen?
  • Wieviel Zeit verbringe ich mit lieben Menschen?
  • Was ist mein größter Herzenswunsch?
  • Wie will ich meine Welt umträumen?
  • Was macht mich lebendig?
  • Wem oder was möchte ich mehr Aufmerksamkeit schenken?
  • Wie wahre ich meine Grenzen?
  • Welche Türen kann ich öffnen, damit das, was mich glücklich macht, zu mir kommen kann?
  • Woran halte ich fest, was ich besser loslassen sollte?
  • Bin ich mit mir selbst liebevoll?
  • Wofür ist es nie zu spät?
  • Was vermisse ich in meinem Leben?
  • Wann fühle ich mich geborgen?
  • Welche Freiheit nehme ich mir?
  • Welche Entscheidung, die ich in diesem Jahr treffe, könnte die wichtigste für die nächsten Jahre werden?

Die Magie der Bärmutter

Beim Perchtensprung über das Feuer werden von unten auch die wichtigen weiblichen Organe so richtig befeuert, was Fruchtbarkeit auf allen Ebenen bringen soll.
Vielerort wird die Percht ja auch Bär­mut­ter oder Ber­muada genannt. Dass hier nicht nur der Bär bzw. die Bärin, sondern vor allem auch die Ge-Bärmut­ter gemeint ist, liegt auf der Hand. Percht ist ja auch die Gebä­rende des stär­ker werden­den Lichts auch wenn alles ringsum noch in Dunkelheit und Kälte erstarrt und wie tot er­scheint.
Ist das Feuer herunter gebrannt, können sich Frauen breitbeinig über die Glut stellen und die wunderbar wärmende Perchtenenergie, die Magie der „Bärmutter“ heilend in ihre Gebärmutter aufsteigen lassen. Frauen, die keine physische Gebärmutter mehr haben, können sich auf diese Weise mit der universellen Gebärmutter der Göttin verbinden und sie in ihren Körper als Kraftquelle holen.
Die Glut des Perchtenfeuers eignet sich auch ganz hervorragend zum Orakeln. Dazu denkt sich eine Frau eine wichtige Frage, auf die sie von der Percht eine Antwort oder einen Hinweis erhalten will. Alle anderen Frauen halten ihre Gedanken einstweilen zurück. Dann beobachten alle, wie sich die Glut verändert, wie da und dort Flämmchen züngeln oder Rauch aufsteigt, welche Gestalten, Tiere, Gesichter sich in der Glut zeigen, wo Holz knackt und runterfällt, ob es knistert und zischt oder ob alles ruhig bleibt. All das sind Hinweise der Percht, die von der Fragenden und allen anderen gedeutet werden können.

Nach dem Perchtensprung zieht die Percht mit der Wilden Jagd weiter – die Rauhnächte sind offiziell beendet.

Hier mehr zur Göttin Percht

 

Bildquellen:
artedea.net
flickr.com/Jan Beck

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