So, Maria hat also einen Sohn geboren.
Das ist ja das, was die Christenheit letzte Nacht gefeiert hat.
Aber wie hat sie diesen genannt?
Jesus? Ziemlich sicher nicht.
Denn Jesus ist die lateinische Form des altgriechischen Ιησούς.
Seine Eltern werden ihm wohl einen hebräischen oder aramäischen Namen gegeben haben – vielleicht Jehoschua, was in abgekürzter Namensform auch als „Joschua“ oder „Jeschua“ üblich war.
Dieser Name bedeutet so viel wie „Er wird erretten“.
Auch der Name Maria ist wohl nicht der richtige. Vermutlich hatte auch sie einen hebräischen oder aramäischen Namen wie Mirjam oder Mariam.
Und Joseph hieß möglicherweise Jasaf oder Yôsēp̄ (hebräisch) oder Jausef (aramäisch).
Christus als Hoheitstitel
Das „Christus“ in Jesus Christus hat sich Jesus übrigens auch nicht selbst gegeben, ebensowenig, wie er das Christentum, also eine neue Religion begründen, sondern viel mehr einfach nur das Judentum deuten, erklären und teilweise auch erneuern wollte.
Christus ist ein Beiname bzw. Hoheitstitel, der ihm später gegeben wurde.
Also ist das „Christkind“, das wir da zu Weihnachten feiern, natürlich auch nie so genannt worden.
Das Nomen Christus ist ein Verbaladjektiv von „chrío“. Das Verb heißt „einreiben“, „bestreichen“ bzw. „salben“. Ursprünglich kommt das Wort „Christus“ aus dem hebräischen מָשִׁיחַ und wird wie Maschiach gelesen.
Übersetzt bedeutet Christus also „Gesalbter“ und findet seinen Ursprung im Alten Testament, wo sich dieses Wort auf Hohepriester, Könige und Propheten bezieht.
Wer sind die Autoren und wie hießen sie?
Zurück zum Namen „Jesus“: Es mutet schon ein wenig seltsam an, dass im Neuen Testament ein lateinischer Name für die Hauptfigur verwendet wurde.
Während die Bücher des Alten Testaments in Hebräisch, der Sprache des Volkes Israel, geschrieben wurden und später auch in Aramäisch, wurde das Neue Testament in Griechisch verfasst.
An einzelnen Stellen finden sich aber Einsprengsel aus dem Aramäischen, der Muttersprache des sogenannten Jesus.
Seltsam, dass man nicht seinen „richtigen“ Namen verwendet hat?
Das ist in etwa so, als würde man einen deutschsprachigen Bericht über James Dean oder Prinz Charles schreiben und diese Jakob Dean und Prinz Karl nennen.
Wie wir wissen, ist das Neue Testament kein zeitgeschichtliches Dokument, denn vorerst schrieben die „Nazoräer“, wie man die „Christen“ zuerst nannte, gar nichts über ihren spirituellen Führer auf. Denn sie glaubten daran, dass er so bald wiederkäme, dass man keine dauerhaften Aufzeichnungen brauche.
Erst im Zeitraum von 20 und 70 Jahren nach seinem Kreuzestod wurden die Geschehnisse schriftlich erfasst – im sogenannten Neuen Testament, dessen Kernstück die Lebensgeschichte des sogenannten Jesus ist.
In vier kurzen Evangelien – und nur dort – wird diese erzählt.
Geschrieben haben diese Texte vier unbekannte Männer, denen erst die spätere Kirche folgende Namen gegeben hat: Matthäus, Markus, Lukas und Johannes.
Matthäus und Lukas haben die Geburtsgeschichte mit Betlehem, Futterkrippe, Hirten, Sterndeuter etc. niedergeschrieben, obwohl sie bei dieser ganz sicher nicht dabei waren. Von wem hatten sie Jahrzehnte später die Informationen?
Der Ursprung all dieser Erzählungen der Evangelisten ist im Dunkel der Geschichte verborgen und ihre Überlieferungen sind durch unzählige redigierende Hände gegangen. Ihre Inhalte sind widersprüchlich und ungenau.
Nix ist fix: Da schreiben also vier Männer, von denen wir die Namen nicht wissen, etwas über einen Mann, dessen authentischen Geburtsnamen sie gar nicht richtig aufschreiben.
Es kommt noch besser: Ein großer Teil des Inhaltes des Neuen Testamentes stammt von Paulus, und der hat Jesus nicht einmal gekannt!
Er war bei keinem der Jesus-Ereignisse persönlich zugegen und er hatte auch keine glaubwürdigen Zeitzeugen gesprochen.
Und: Niemand außerhalb der religiösen Welt hat Notiz von dieser angeblich überragenden Persönlichkeit des Paulus genommen? Keinem römischen oder griechischen Chronisten ist Paulus‘ Existenz eine Silbe Wert gewesen, trotz dessen angeblich umfangreichen Reisetätigkeit.
Ist die Bibel eine zuverlässige Quelle?
Dazu kommt, dass das Neue Testament ein „redigiertes Werk“ ist. Es gibt neben, dem was wir darin lesen können, eine ganze Reihe anderer Texte, die sogenannten apokryphen Schriften (von griech. ἀπόκρυφος „verborgen“), die aus verschiedenen Gründen nicht in den Kanon aufgenommen wurden.
So gibt es u.a. ein Geheimes Markusevangelium, ein Petrusevangelium und das Proto-Evangelium des Jakobus.
Letzteres schildert nicht nur das Leben Jesu Christi, sondern gibt vor allem Auskunft über Maria und deren Herkunft. Vielleicht gerade deswegen, um die Stellung dieser wesentlichen Frau nicht über zu betonen, finden wir es nicht in der Bibel.
Es ist ganz so, als würde man bei einer Zeitung in einer Redaktionssitzung entscheiden, welche Artikel veröffentlicht und welche weggelassen werden. Und man wählt jene, die nicht einmal von Augenzeugen sind. Und veröffentlicht Berichte von Personen, die nicht einmal mit ihrem richtigen Namen benannt werden.
Natürlich: Das Prinzip Check, Re-Check, Double-Check, wie wir es heute in der Medien-Berichterstattung erwarten, war noch nicht erfunden. Zuverlässige Quellen waren unwichtig, entscheidend war vor allem, welcher „Content“ gut ins Gesamtbild passt.
Jesus hat nichts aufgeschrieben
Jesus selbst hat übrigens gar nichts aufgeschrieben, das uns überliefert ist, obwohl er zweifellos lesen und schreiben konnte. Sonst hätte er kaum im Tempel mit den Priestern über die alten Schriften diskutieren können.
Wie seltsam: Ein gebildeter und weitblickender Mensch hat uns nicht eine einzige Zeile seiner angeblich so heilsbringenden und die Welt bewegenden Botschaft hinterlassen.
Also zusammenfassend: Es gibt es keinen einzigen erhaltenen Text aus der Lebenszeit des jüdischen Wanderpredigers bzw. historisch brauchbare Quellen.
Wir kennen weder den richtigen Namen des Hauptprotagonisten des Neuen Testaments noch von anderen bedeutsamen Figuren.
Was kann man da also sonst vom Inhalt und dessen Wahrheitsgehalt halten?
So viel steht fest: Eine objektive und unabhängige Berichterstattung ist das Neue Testament und die gesamte „Jesus“-Story inklusive der Weihnachtsgeschichte also in keinster Weise.
Und dass so viele daran glauben, das grenzt ja eigentlich fast schon an ein Wunder.
Fortsetzung folgt!
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Bildquellen:
The Madonna and Child / unbekannter norditalienischer Künstler
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Die Vier Evangelisten von Joseph von Keller
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Paper-1157916_1920 / AliceKeyStudio
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