Heute Nacht um exakt 01:22 Uhr MESZ haben wir Vollmond. Der erste Frühlings-Vollmond in diesem Jahr. Also der erste Vollmond, der nach der Tag-und Nacht-Gleiche stattfindet, die heuer am 20. März war.
Und das ist ein ganz besonderer Vollmond, bestimmt er doch das Datum des christlichen Osterfestes.
Interessanter Weise gibt es in der patriarchal-christlichen Kirche Feste, die sich nach den Mondphasen richten, allen voran Ostern, das wichtigste christliche Fest.
Ein kleines Relikt aus alten Kulturen und matriarchalen Strukturen, in denen sich vieles im alltäglichen Leben der Menschen und auch bei festlichen Anlässen nach den Mondzyklen gerichtet hat.
Wie ist das also mit Ostern und dem Mond?
Das Osterdatum wird folgendermaßen berechnet: Der Sonntag nach dem ersten Frühlings-Vollmond ist der Ostersonntag. Da der Vollmond dieses Jahr auf einen Sonntag fällt und daher in dieser Berechnung nicht zählt, ist der Ostersonntag erst nächste Woche.
Am Termin für Ostern orientieren sich auch alle anderen beweglichen christlichen bzw. katholischen Feiertage wie Christi Himmelfahrt, Pfingsten und Fronleichnam. Diese sind daher auch am Mond orientierte Feste.
Die Angst vor bösen Omen
Warum aber ist das christliche Osterfest am Sonntag nach dem ersten Frühlings-Vollmond?
Es könnte ja z.B. auch der erste Sonntag im April sein.
Oder an einem bestimmt festgesetzten Tag stattfinden, wie der 24. Dezember für Weihnachten.
Die Verbindung mit dem Vollmond hatte wichtige Gründe:
Man wollte man damit unter allen Umständen vermeiden, dass am Karfreitag Schwarzmond ist und – noch viel schlimmer – eine Sonnenfinsternis stattfinden könnte, denn dies wurde ja in der Vergangenheit mit Angst und Weltuntergang assoziiert.
Dazu ein kleines Rechenexempel:
Eine Sonnenfinsternis kann nur zu Schwarzmond stattfinden. (Anmerkung: Schwarzmond ist das richtige Wort für jene Mondphase, an der am Himmel gar nichts vom Mond zu sehen ist, dies wird meist fälschlicher Weise als „Neumond“ bezeichnet wird. Dieser ist aber die erste schmale sichtbare Mondsichel, der „neue Mond“ eben.)
Wenn also der Ostersonntag nur wenige Tage nach dem Frühlingsvollmond ist, dann kann am Karfreitag auch nicht Schwarzmond sein, damit ist auch eine Sonnenfinsternis ausgeschlossen.
Im Frühling feiert man einfach gerne
Seinen Ursprung hat das christliche Osterfest ja im jüdischen Pessachfest.
Dieses beginnt jeweils am Abend vor dem ersten Vollmond im Frühjahr. Das ist heuer also heute, am 12. April und es endet am Abend des 20. April.
Der jüdische Kalender ist ja ein Mond-Sonnen-Kalender. Die Monate richten sich nach dem Mond, das Jahr orientiert sich am Sonnenlauf.
Das Pessachfest soll an die Befreiung des Volkes Israel aus der ägyptischen Sklaverei erinnern. Hat dieser Auszug aus Ägypten vor rund 3.300 Jahren tatsächlich zum Frühlings-Vollmond begonnen? Wir wissen es nicht.
Aber da von Alters her der Frühling immer mit hoffnungsfrohen Festen gefeiert wurde, war es natürlich naheliegend, auch Pessach zu Frühlingsbeginn und nicht z.B. im November zu begehen.
Und dieses Pessachfest nahm Jesus ja zum Anlass, um als gläubiger Jude nach Jerusalem zu kommen, um dort gemeinsam mit seinen Freunden das große jüdische Fest zu feiern, wo er schließlich auch ans Kreuz genagelt wurde. Tod und Auferstehung Jesu fielen also nach christlicher Überlieferung in die Pessach-Woche und damit nach unserer Zeitrechnung in den Frühling.
Der Name für Ostern erinnert in vielen europäischen Sprachen auch daran. Ob Spanisch oder Italienisch (Pasqua), Dänisch (Påske), Türkisch (Paskalya), Französisch (Pâques), Niederländisch (Pasen), Russisch (Pascha), Isländisch (Páskar) oder Finnisch (Pääsiäinen) – die meisten europäischen Sprachen tragen die Erinnerung an das jüdische Pessach- oder Passahfest noch in sich.
Zyklische Wiedergeburt oder einmalige Auferstehung
Das deutsche „Ostern“ haben wir vermutlich missionierenden iro-schottischen Mönchen zu verdanken. Wie im englischen Wort „Easter“, das auf das altgermanisches Wort für Morgenröte zurückzuführen ist und damit auch Bezug nimmt auf die griechische Morgenrot-Göttin Eos oder auf die germanische Frühlingsgöttin Ostara.
Und damit sind wir bei einem weiteren wesentlichen Grund, warum sich das christliche Ostern am Frühlings-Vollmond orientiert. Genau zu diesen wurden nämlich traditionell die Frühlingsfeste zu Ehren der verschiedene Fruchtbarkeitsgöttinnen wie z.B. Ostara gefeiert.
Festen, in denen nach dem langen entbehrungsreichen Winter die „Wiedergeburt“ und die „Auferstehung“ der Natur, die stärker werdende Sonne, die Wärme und die Lebenskraft gefeiert wurde, was als Geschenk der Großen Göttin angesehen wurde.
Und diese „heidnischen“ Rituale mussten natürlich mit christlichen Inhalten überlagert werden. Aus der zyklischen Wiedergeburt der Natur machte das Christentum das einmalige Ereignis der Auferstehung des Gottessohnes, aus der periodischen Erlösung von Dunkelheit und Frost die dauernde Aussicht auf Erlösung von der Erbsünde.
All die christlichen Bemühungen, die Verehrung der alten Erd- und Fruchtbarkeitsgöttinnen auszulöschen, sind jedoch keineswegs gelungen.
Und so sind noch heute im christlichen Osterfest, viele Bräuche der alten Göttinnen-Verehrung erkennbar.
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Ostara – Frühlings-Tag-und-Nachtgleiche: Die Rückkehr des Lebens
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Mehr zu den erwähnten Göttinnen:
Eos
Ostara
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