11. Juni: Fest der Mütter und der Tanten

Jeweils am III. Idus Iun, also dem 11. Juni wurde im antiken Rom das Fest „Matralia“ zu Ehren der Göttin Mater Matuta gefeiert. Es war das Fest der Mütter. Eine nur einmal verheiratete Frau hatte dabei das Privileg, die Kultstatue der Mater Matuta zu krönen.
Interessant, dass dies eigentlich ein Fest der Tanten war, denn die Frauen bitten die Göttin vor allem um die Gesundheit der Kinder ihrer Schwestern und erst anschließend um die Gesundheit der eigenen Kinder – eine alte matriarchalische Vorgehensweise.
Diese Feier hatte in der römischen Gesellschaft eine große Bedeutung und unterstrich die entscheidende Rolle der Frauen für den Erhalt von Familie und Gemeinschaft.
Ein wichtiger Bestandteil der Feier war die Zubereitung und der Verzehr spezieller Kuchen, Mapalia oder Matralia genannt. Sie wurden sorgfältig zubereitet und der Göttin als Weihegaben dargebracht. Das erinnert ein wenig an die Kuchen und Torten unserer heutigen Muttertagsfeiern.

Das Licht des frühen Morgens

Mater Matuta gilt als die etruskisch-römische Göttin des frü­hen Lichtes, das ja jetzt, kurz vor der Sommersonnenwende, besonders zeitig am Morgen schon scheint.
Besonders auffällig ist der Kopfschmuck der Göttin: Er wirkt oft wie ein überdimensionaler Fächer, der vermutlich einen Strahlenkranz darstellt.
Auf einigen Statuetten, trägt die Göttin ganz offensichtlich eine Sonnenscheibe auf dem Kopf – was auch auf ihren Festtag zu Sommerbeginn und auf die große Helligkeit in dieser Zeit hinweist.
Es ist davon auszugehen, dass es sich bei ihr nicht nur simpel um eine Göttin der Morgenröte und des frühen Morgen jeden Tags handelt, sondern dass sie überhaupt als die „erste Mutter“ angesehen wurde – die, die der Welt das erste Licht am allerersten Morgen brachte.

Zur guten, zur rechten Zeit

Mater Matuta beschützt nicht nur die Frauen und jede Geburt, sondern ist auch die Göttin des Wachstums – jenes von Menschen und Tieren, vor allem aber auch von Pflanzen. Sie wurde auch als Göttin der Kornreifung verehrt.
Von Juni an, in dem die Matralia gefeiert wurden, kommen die meisten Pflanzen ja zu ihrer vollen Reife, wachsen mit enormer Kraft und Geschwindigkeit, was den Menschen Nahrung gibt. Der lateinische Wortstamm lässt sich auch mit „maturus“ (= zur guten, zur rechten Zeit“) in Verbindung bringen, der auf die Silben „mātū“ bzw. „mā“ für „gut“ zurückgeht. Daher kann sie auch mit „Die gute Mutter“ übersetzt werden.

Interessant ist in diesem Zusammenhang auch der österreichische Begriff „Matura“ für Reifeprüfung – die zur „rechten Zeit“, wenn ein Mensch dafür reif genug ist – abgelegt wird. So wie auch die Gaben der Mater Matuta auf den Feldern und in den Gärten erst zur rechten Zeit genießbar und reif sind – jeder Prüfung standhalten und geerntet werden können.
Dieses „maturus“ ist aber auch wichtig bei jeder Geburt, die zum richtigen Zeitpunkt stattfinden soll, nämlich dann, wenn das Kind reif genug ist, den Mutterleib zu verlassen. Darüber wacht Mater Matuta.

Gemeinsam mit der Glücksgöttin feiern

Im Römischen Reich verknüpfte man Mater Matuta eng mit Fortuna, der Göttin des Glücks. Es ist ja das größte Glück, eine gute Mutter zu haben.
Daher wurden die Festivitäten der beiden Göttinnen auch gemeinsam gefeiert, Fortunas Festtag ist der 24. Juni. Das den beiden Göttinnen am Forum Boarium (Platz mit Viehmarkt in Rom) geweihte Doppelheiligtum hatte das gleiche Weihedatum.
Dieses hatte eine gemein­sa­me Zisterne mit 80 m³ Fassungsvermögen hatte.
Es ist anzunehmen, dass in der gan­zen Zeit­spanne zwischen die­sen beiden Fest­ta­gen der Göttinnen gefeiert wur­de.
Dabei spiel­te das Wasser aus der Zisterne des Doppelheiligtums si­cher eine große kultische Rol­le, da der Juni in Süd­italien ein re­gen­lo­ser Monat ist.

 

Mehr Informationen zu den erwähnten Göttinnen:
Fortuna
Mater Matuta

 

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