„Zu Mariä Namen sagt der Sommer Amen.“
Und tatsächlich ist es nach diesem langen, überaus heißen Sommer jetzt zum Stichtag „Mariä Namen“ schon herbstlich, mancherort regnerisch und die Temparaturen lassen uns durchatmen.
In diesen Tagen geht die Zeit des sogenannten Frauendreißigst zu Ende. Die Stichtage dafür sind entweder der „Kleine Frauentag“ am 8. September oder das Fest Mariä Namen am 12. September.
Auf jeden Fall eine gute Gelegenheit, sich mit den Hintergründen dieses katholischen Fests und dem Namen der Muttergöttin zu beschäftigen.
Also es geht hier zuerst einmal um den Namen. Das Fest Mariä Namen ist ja so etwas wie der Namenstag der christlichen „Muttergottes“. Und ein Name ist ja mehr als eine Bezeichnung, er soll ja für das Wesen einer Person stehen und ist Programm und Inhalt für das ganze Lebens.
Was also bedeutet „Maria“?
Es gibt zahlreiche Erklärungsversuche für den Namen, der im Ursprung das hebräische „Mirjam“ war. Es ist auch möglich, dass der Name ursprünglich gar nicht hebräisch, sondern ägyptisch ist.
Allerdings ist keine der zahlreichen Deutungen sicher.
Da er schon im antiken Ägypten gebraucht wurde, so bedeutet er unter anderem „die von Gott Bevorzugte“, „Geliebte Jahwes“ oder die „Vielgeliebte Gottes“, andere Deutungen sind „Stern des Meeres“, „Leuchte, Erleuchtung” „Herrin“, „Gebieterin“ „Schöne“.
Auch werden andere Ableitungen aus dem Hebräischen diskutiert, z.B. „die Widerspenstige“ von „marah“ (= widerspenstig sein).
Stern, Tropfen oder bitter?
Maria ist in der Bibel nicht die erste mit diesem Namen, denn im Alten Testament begegnet uns bereits Mirjam als Schwester des Moses.
Aus dieser alttestamentarischen Frauenfigur der Mirjam soll sich auch die Bedeutung „Bitterkeit des Meeres” für ihren Namen ableiten. Denn gerade als die Schwester des Moses geboren wurde, begann der Pharao damit, die neugeborenen israelitischen Knaben ertränken zu lassen, daher die „Bitterkeit“. Als aber die IsraelitInnen trockenen Fußes durch das Rote Meer gegangen sind, sei der Name der Schwester des Moses von Mirjam in Maria, i. e. „Stern des Meeres“, verändert worden.
Das ist allerdings weder historisch noch sprachwissenschaftlich richtig. Zerlegt man die hebräische Form in zwei Teile „mr“ und „jm“, dann kommen wir der Sache schon näher: „jm“ (jam) wird mit Meer übersetzt und „mr“ mit bitter.
In alten lateinischen Schriften ist übrigen von „stilla maris“ die Rede. Und das ist wiederum ein Übersetzung von „mar iam“, was „Tropfen des Meeres“ bedeutet.
Der Übersetzungsfehler von „stilla“ und „stella“ ist keine Seltenheit und so wurde aus dem Meerestropfen der Meeresstern und dieser hat seinen Niederschlag in zahlreichen Marienliedern gefunden.
Das große Fruchtwasser der Meeresgöttin
Worauf der Name eindeutig verweist, ist das Meer („mare“): Maria ist das Große Gewässer , das Heilige Meer, der Heilige See, aus ihrem „Fruchtwasser“ ging alles Leben hervor – eine Göttin des Meeres und aller Leben spendenden Gewässer, die seit ältesten Zeiten u.a. auch unter den Namen Aphrodite-Mari, Stella Maris, Maya, Mariam, Marah verehrt wurde.
Der Stern, der aus dem Meer emporsteigt, führt auch auf die sternenumkränzte syrische Göttin Astarte zurück, auf ihren Kult basieren auch viele Teile der Marienverehrung.
Eine weitere Ableitung des Namens Maria soll von „magna“ kommen, das würde bedeuten: Die Große, Mächtige, Starke, Erhabene, Wichtige.
Oder auch von „major“ in der Bedeutung „große, ehrwürdige Vorfahrin“.
Darum war es früher übrigens nur in seltenen Fällen erlaubt, einem Mädchen den Namen Maria zu geben.
Ausnahmen waren Töchter aus einem Adelsgeschlecht bzw. Kinder, die schwächlich geboren wurden und denen mit diesem Namen Stärke und (Lebens-)Kraft verliehen werden sollte.
Diese stärkende Namensgebung wurde übrigens sehr selten bei Mädchen, sondern viel mehr bei männlichen Nachkommen angewandt. Die männlichen Doppelnamen wie Rainer-Maria, Klaus-Maria etc. rühren in ihrem Ursprung daher.
Maria und die Türkenbelagerung
Warum wird Mariä Namen gerade an diesem 12. September gefeiert?
Das ist tatsächlich ungewöhnlich für einen Namenstag eines Mädchens, das vor über 2.000 Jahren in diesem Kulturkreis auf die Welt kam. Denn damals erhielten jüdische Mädchen erst am 15. Tage nach der Geburt ihren Namen. Und Mariä Geburt ist bekanntlich der 8. September. Daher wurde früher das Namensfest Mariens immer am 22. September gefeiert.
Allerdings gab es im 17. Jahrhundert einen Anlass, der diese Vorverschiebung für das gläubige Kirchenvolk rechtfertigte:
Dieser 12. September wurde von Papst Innozenz XI. (1676–1689) festgelegt – als Dank für die Bewahrung des christlichen Abendlandes vor den Muselmanen, wie sie damals genannt wurden.
Denn am 12. September 1683 haben die vereinigten christlichen Heere nach intensiver Anrufung Mariens die Zweite Wiener Türkenbelagerung mit der siegreichen Schlacht am Kahlenberg vor Wien beendet. Dem Heer wurde das Banner mit der Schutzmantelmadonna vorangetragen.
Das finde ich ja ziemlich bemerkenswert: Da soll Maria, eine Frau aus Galiläa – das an der Schnittstelle zwischen Afrika und Asien liegt – Europa vor jenen Menschen bewahren, die genau aus ihrer Heimatregion kommen. Oft habe ich ja das Gefühl, dass viele glauben, Jesus wäre im tiefsten Winter in der eingeschneiten Stillen-Nacht-Kapelle im Salzburgischen Oberdorf geboren, von seiner Mutter Maria, die sonst am Kahlenberg bei Wien wohnt.
Aber Scherz beiseite: Es ist schon fast erschreckend, welche aktuelle politische Brisanz dieses Fest hat, das da so vordergründig als harmloses Sommerschluss-Fest daherkommt.
Im übrigen hatte für die ländlich geprägte Gesellschaft der 12. September zudem eine rechtliche Bedeutung: Ab diesem Stichtag durfte von den Armen das liegengebliebene Korn von den abgeernteten Feldern gesammelt werden.
Vielleicht sollten wir uns – im übertragenen Sinne – auch wieder darauf besinnen, an diesem 12. September. Was ist unser „liegengebliebenes Korn“?
All jene die Dinge, die wir im Überfluss haben und die von jenen dringend benötigt werden, deren Schicksal es nicht so gut gemeint hat, wie mit uns im satten Mitteleuropa, weil sie aus z.B. aus Regionen kommen, in denen Krieg, Dürre, Hungersnot, Terror herrscht.
Dieser Marienfeiertag am 12. September wurde übrigens bei der katholischen Liturgiereform 1970 aus dem Feiertagskalender gestrichen. Was allerdings nicht davon abgehalten hat, diesen Tag weiterhin groß zu feiern. So wurde die Mariä Namen-Feier ab 1958 jahrzehntelang in der Wiener Stadthalle in großem Rahmen vor mehreren tausend Menschen gefeiert, seit 2011 findet sie im Wiener Stephansdom statt.
Mehr zu den erwähnten Göttinnen:
Aphrodite
Astarte
Maria
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