25. Februar – heute feiern wir Walburg

Walburg

Walburg – erwärmt mit ihren feurigen Schuhen die Erde

Heute, am 25. Februar feiert die katholische Kirche die Heilige Walpurga. Wem da jetzt etwas bekannt vorkommt: Richtig! Sie hat etwas mit der sogenannten „Walpurgis-Nacht“ zu tun. Alle, die jetzt verwirrt sind, weil diese besondere Nacht doch jene vom 30. April auf den 1. Mai ist, liegen auch richtig.

Das ist es ja mit den Heiligengeschichten. Da gibt es eine alte Göttin oder eine starke mythologische Frauenfigur. In diesem Fall Walburg. Die Herkunft des Namens könnte von Wald-Burga abzuleiten sein, was soviel wie „Schutz des Waldes“ heißen soll. Was auf eine Erd- bzw. Waldgöttin hinweisen könnte.
Die Figur der Walburg könnte auf eine germanischen Seherin aus dem 2. Jahrhundert n.d.Z. zurückzuführen sein, die dem Volksstamm der SemnonInnen angehörte und Waluburg geheißen haben soll.
Auf griechischen Tonscherben ist eine „Waluburg Semnoni Sibylla“ erwähnt, übersetzt „Waluburg, die Seherin der Semnonen“. Die Silbe „wal“ würde in diesem Fall auf das Wort „walus“ verweisen — den Stab oder Zauberstab, ein wichtiges Attribut dieser Seherinnen. Es könnte auch an „Vala“ (= ahd. walawa, wala) angelehnt sein, der Bezeichnung für die germanischen Zauberinnen oder Seherinnen, auch Völva genannt — die nordgermanische „Allwissende“, deren Name nicht von ungefähr an „Vulva“ erinnert.
Walaruna ist ein Eigenname und heißt „die Seherin, die die Geheimnisse kennt“. Ein weiterer wichtiger Anknüpfungspunkt sind die Walküren, die ja auch das „Wala“ in ihrer ersten Silbe haben.

Der Walburg-Kult, vor allem jener vom 30. April auf den 1. Mai („Walpurgisnacht“) war so tief verwurzelt, dass sie — wie viele andere Göttinnen auch — von christlichen Kirchenvätern vereinnahmt wurde.
Dieses Fest der Lebenslust und der sinnlichen Vereinigung, aus der wiederum neues Leben entsteht, wurde speziell im christlichen Gedankengut in eine Nacht voll von abartigen Ritualen uminterpretiert.

Die Mutmaßungen und böswilligen Unterstellungen, welche wilden, ausschweifenden bis satanisch-perversen Dinge die sogenannten Hexen in dieser Nacht treiben, kostete in Zeiten der Inquisition vielen Frauen das Leben. (Anmerkung: Der Ausdruck „Walpurgisnacht“ ist vermutlich keine traditionelle alte Bezeichnung, sondern wurde von Goethe erfunden – mehr dazu hier).

Empfängnis jeder Art und die Äbtissin in Heidenheim

Gleichgültig wie diese Nacht ursprünglich bezeichnet wurde, sie war ganz sicher eine gute Zeit für Empfängnis jeder Art — auf physischer, geistiger bzw. emotioneller Ebene. Denn Walburg wurden große (hell-)seherische Kräfte zugeschrieben und so sollen in dieser Nacht die „Schleier zwischen den Welten“ dünn sein und Wesen bzw. Gefühle, Gedanken, Informationen oder auch Antworten auf lang gestellte Fragen können zwischen den Welten wandeln.

Das war alles so unheimlich und suspekt, dass die dahinterliegende mythologische Frauenfigur christlich besetzt werden musste.
Also installierte man durch eine fadenscheinige Heiligsprechung eine Heilige namens Walpurga, die im achten Jahrhundert als Äbtissin ein Doppelkloster geleitet haben soll. Interessanterweise soll dieses Kloster ausgerechnet in „Heidenheim“ gewesen sein.
Allerdings gibt es keinerlei zeitgenössische Berichte über die Lebens- oder Amtszeit dieser heilig gesprochenen Äbtissin Walpurga. Bekannt sind allerdings ganz spezielle Doppelklöster. Diese waren klösterliche Gemeinschaften von Nonnen und Mönchen am gleichen Ort. Unter einem dünnen christlichen Schleier wurden in diesen Klöstern unter weiblicher Führung die alten Traditionen, Kulte und Heilkünste fortgeführt. Wahrscheinlich gehörten dazu auch Sexualriten, wie sie auch zum Fest der alten Walburg üblich waren.

Der Februar ist noch nicht so hitzig und sinnesfroh

Dem „gemeinen Volk“ war es offenbar gleichgültig, in welchem Kontext Walburg oder Walpurga steht und man feierte die sinnesfrohen Maifeste frohgemut weiter.
In einem offenbar gewissen Akt der Verzweiflung wurde dann der Feiertag der Heiligen Walpurga auf den 25. Februar vorgelegt. Da ist die Natur noch nicht so weit, dass sich die Menschen in Wald und Flur am Boden von Mutter Erde bei Feldfeuern miteinander vergnügen können. Als Begründung wurde der Todestag der erfundenen Äbtissin Walpurga auf den 25. Februar festgelegt.
Was die Menschen und vor allen die Frauen nicht daran hinderte, Anfang Mai weiter ihren Walburg-Ritualen nachzugehen.

Darauf hin wurde vielenorts die keusche Maria als Maienkönigin eingesetzt bzw. die Behauptung aufgestellt, am 1. Mai seien die Gebeine der Heiligen Walpurga überführt worden und die Feste seien nichts anderes als Prozessionen in Verbindung mit der Überführung des Reliquienschreins.

Schmilzt mit ihren feurigen Schuhen den Schnee

Tja, wenn man einmal mit irgendwelchen wilden Erfindungen und Lügengespinsten beginnt, dann kommt man in Folge halt oft ganz schön in Erklärungsnotstand.
Egal: Ich persönlich finde ein Walburg-Fest Ende Februar auch sehr hübsch. Ist sie doch eine Frühlingsgöttin, die mit ihren roten feurigen Schuhen über die Erde geht und diese erwärmt.
So wie gerade heute Nacht in meinem Garten der Schnee geschmolzen ist, kann ich mir echt vorstellen, dass die gute alte Walburg mir zuzwinkert: „Ich soll am 25. Februar gefeiert werden? Wunderbar, ich liebe Feste – egal wann im Jahr.“

Nähere Informationen zu den erwähnten Göttinnen:

Maria
Völva
Walburg

Wer sich jetzt schon zu den Walburg-Maienfesten informieren will: Ganz viel Infos dazu gibt es in diesem artedea-e-Book

 

Dieser Beitrag wurde unter Göttinnen abgelegt und mit , , , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

2 Antworten zu 25. Februar – heute feiern wir Walburg

  1. Roswitha Haala sagt:

    Ich freu mich immer wieder über dein Wissen!!! Herzlichen Dank!

  2. Sólveig sagt:

    Reblogged this on Tales of an Urban Priestess and commented:
    Ein sehr spannender Artikel über Walburg! Lesenswert.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert