Heute vor 15 Jahren wurde auf Initiative des Europarates der Europäische Tag der Sprachen eingeführt, der seither immer am 26. September begangen wird. Es wird damit auch die sprachliche und kulturelle Vielfalt Europas gefeiert und soll zur Wertschätzung aller Sprachen und Kulturen beitragen, sowie den Menschen die Vorteile von Sprachkenntnissen bewusst machen.
Es gibt über 200 europäischen Sprachen, davon 24 EU-Amtssprachen und über 60 Regional-/Minderheitensprachen. Dazu werden noch viele weitere Sprachen gesprochen – von jenen Menschen, die aus der ganzen Welt nach Europa gekommen sind.
Unsere Sprache führt zurück auf die Reihe der AhnInnen – bis zu den Wurzeln, in den Mythen oft bis zu einer Göttin, die die Sprache „erfunden“ oder den Menschen gebracht hat.
Geschenk der Göttin
Und dass die Sprache von einer Urgöttin kommt, davon war man rund um den Erdkreis – von China bis Indien, von Ägypten bis Südamerika, vom europäischen Norden bis Australien überzeugt:
- So ist die japanische Benzaiten als Flussgöttin für alles Fließende zuständig und damit auch für die Wörter und die Sprache, die fließen soll.
- Die römische Göttin Carmenta gilt als Erfinderin des Alphabets und damit der „Worte der Macht“. Sie verpackt die Sprache in Verse und Reime – damit werden Inhalte besser gemerkt und dadurch bekommt Sprache auch eine Zauberkraft.
- Von der indischen Göttin Ida wird gesagt, dass sie die menschliche Sprache geschaffen hat. Sie ist damit die Göttin der Kommunikation, des Gebetes und der Weissagung bzw. Prophezeiung. Sie schuf damit alle Voraussetzungen für das geistige Leben und alle Zeremonien.
- Die ägyptische Isis brachte neben vielen anderen Kulturtechniken den Menschen auch die Sprache.
- Nebst einer politische Organisation, den Gesetzen und der Ordnung gab die Inka-Göttin Mama Ocllo den Menschen auch die Sprache.
- Bei den polynesischen Maori führt man die Sprache auf die Göttin Paoro zurück: Als die Göttin Arohirohi die erste Frau Marikoriko schuf, merkte diese, dass sie ihr zwar gut gelungen war, allerdings nicht sprechen und singen konnte. Also bat diese die Göttin Paoro, die für das Echo zuständig war, dieser ersten Frau eine Stimme zu geben. Seither können die Menschen sprechen und vor allem singen.
- Die indische Sarasvati erfand zuerst Sprache (Sanskrit), dann die Poesie, die Musik und viele Lieder. Damit diese von ihr inspirierten Werke aufgezeichnet werden konnten, erfand sie die Schrift, ferner die Mathematik, den Kalender und die Magie. Man sagt, dass alle diese Gaben der Sarasvati magische Mitteln, mit denen man die Welt verändern, verzaubern, transformieren kann. So kommt durch ihre Worte alles in die Welt, was gerufen wird.
- Der Name der nordischen Göttin Urd bedeutet schlicht und einfach „Wort“. Sie ist die Norne der Vergangenheit, wobei „Vergangenheit“ fast zu kurz gegriffen ist, denn Urd ist von Ur-(Ewigkeit) an da. Urd gilt als ist die Göttin des ersten Schöpfungsimpulses – und dieser wird in vielen Kulturen als das „Wort“ beschrieben, denn „im Anfang war das Wort“ und das Wort der Schicksalsgöttin Urd hat auch die letzte Gültigkeit. Aus diesem uranfänglichen „göttlichen Wort“ sollen sich alle menschlichen Sprachen entwickelt haben.
- Die indisch-vedische Göttin Vach ist die Personifizierung der Sprache und repräsentiert alles, was hinter der Sprache steht und mit ihr in Verbindung gebracht wird. Das Sanskritwort „vach“ ist mit dem griechischen Wort „logos“ gleichzusetzen. Beide bezeichnen nicht nur Wort und Rede sondern auch deren Gehalt und den Sinn, der hinter den Worten steckt. „Vach“ und „logos“ drücken damit auch das geistige Vermögen aus, das hinter dem Ausgesprochenen steht.
Die Sprache ist also sozusagen das Gefährt der Gedanken, die durch sie ausgedrückt, manifestiert und so auch zur Realität werden: Vach verleiht Menschen Eloquenz und hilft ihnen, indem sie etwas ausdrücken können, auch ihre Gedanken und Gefühle umzusetzen. - Auch die australische Schöpfungsgöttin Warramurrungundjui gab den Menschen die Sprache.
- Einer Legende nach ist die aztekische Göttin Xochiquetzal die Stifterin der menschlichen Sprache. Sie soll in Form eines Vogels vom „Baum des Himmels“ zu den Menschen herab geflogen sein, um ihnen die Sprache zu schenken.
Nicht von ungefähr heißt es ja „Muttersprache“. Schon das erste Schreien von Neugeborenen trägt Spuren dieser Muttersprache, weil das Kind diese ja schon im Mutterleib gehört hat. Das zeigt sich bei Sprachen, bei denen Tonhöhe oder Tonhöhenverlauf die Bedeutung von Wörtern bestimmen – wie Hochchinesisch oder Mandarin – offenbar besonders deutlich. Das hat vor kurzem ein wissenschaftliches Team in Würzburger Führung erstmals gezeigt hat.
Hier die Info zu dieser Studie.
Hat dies auf connysblog rebloggt und kommentierte:
echt spannend 🙂