Erntedankfeste gibt es zur Zeit ja viele. Eines der ältesten ist das chinesische Mondfest, das heute in ganz China gefeiert wird. Es hat eine 2000 Jahre lange Geschichte.
Der Termin orientiert sich am chinesischen Kalender, ein Lunisolarkalender, der Mond wie Sonne berücksichtigt. Heuer fällt er auf den 15. September.
Im Altertum feierte das Kaiserhaus im Frühling die Sonne und im Herbst den Mond. Beim herbstlichen Mondfest wird vor allem auch die Göttin Chang-O gefeiert. Obwohl sie im Unterschied zu Mondgottheiten anderer Kulturen nicht den Mond personifiziert, sondern auf ihm lebt.
Der Mythos von Chang-O erzählt von einem Streit zwischen ihr und ihrem Mann um einen Unsterblichkeitstrank. Im Zuge dieser Auseinandersetzung hat sie ihn verlassen und ist auf den Mond gezogen. Von dort gebietet Chang-O über die Menstruation und folglich über die sich ständig erneuernde Kraft. Damit besitzt sie das Elixier der Unsterblichkeit.
Große Familienfeier
In der chinesischen Kultur ist der Vollmond ein Symbol des Friedens und des Wohlstands für die ganze Familie, denn seine Rundung symbolisiert Ganzheit und Zusammengehörigkeit. Acht ist ein beliebte Zahl in der chinesischen Kultur und symbolisiert Reichtum und Wohlstand. Also ist der Vollmond im achten Monat des chinesischen Kalenders ein ganz besonderer.
Jedes Jahr kommen zu diesem Mondfest, Familienmitglieder aus aller Welt nach Hause, um miteinander zu feiern. Wer an diesem Festtag nicht daheim bei seiner Familie sein kann, ist zumindest mit einem Blick in den Himmel in Gedanken bei seinen Liebsten. Wichtig ist es, zusammen die speziellen kreisrunden Mondkuchen zu essen, die es in verschiedenen Geschmacksrichtungen gibt. Sie können süß, salzig und scharf sein und sind mit Sesam, Schinken, Fleisch, Bohnenpaste, Dattelbrei, Nüssen oder Zucker gefüllt. Das Essen des Mondkuchens soll die Familie zusammenbringen und eine reiche Ernte bescheren. Früher wurden die Mondkuchen zusammen mit Früchten und Blumen der Mondgöttin Chang-O zu Ehren als Weihegaben dargebracht.
Alles ist mit speziellen Fest-Laternen geschmückt. Es gibt viele Parks, die zu diesem Anlass schön dekoriert sind. Besonders eindrucksvoll wird das Fest in Hongkong gefeiert: es gibt Lichtershows in der ganzen Stadt, spezielle Tänze und festliche Paraden, bei denen Feuerdrachen in den Himmel steigen.
Im Familienkreis werden im Mondschein alte Geschichten und Mythen, die sich um den Mond ranken, erzählt. Unter anderem natürlich jene von der Göttin Chang-O, die am Mond lebt.
Erntedank
Während der 2000 Jahre, die das Mondfest schon gefeiert wird, sind viele unterschiedliche Traditionen entstanden, die von Generation zu Generation weitergegeben werden.
Im Mittelpunkt steht auch die Ernte, der Dank dafür und die rituelle Bitte, dass es im kommenden Jahr wieder eine gute Ernte gebe möge.
Denn in der Zeit um diesen Vollmond ist der Reis für gewöhnlich richtig groß und kann geerntet werden.
In Chaozhou, Guangdong Province, essen die Menschen die Wasserbrotwurzel Taro, die gerade geerntet wird. In Nanjing kocht man Ente mit süß duftenden Osmanthus-Blüten, die als Symbol des Friedens gelten.
Es ist auch Brauch, Feuer in einem Turm zu entfachen, weil dieses Feuer ein Symbol für gute Geschäfte ist.
Das Fest wird auch in Südkorea gefeiert (wo es Chuseok heißt) und Vietnam (mit dem Namen Tết Trung Thu). In Japan gibt es ein äquivalentes Fest namens Tsukimi.
Da es weltweit viele chinesische Communities gibt, wird das Mondfest auch in Europa gefeiert, es lohnt sich, sich darüber zu informieren, ob es in der Nähe eines gibt und einfach mitzufeiern.
Hier kannst du die ganze Geschichte der Chang-O lesen.
Bildquellen:
artedea.net
commons.wikimedia.org (Mondkuchen: Junelee, Turm in Hongkong: Simon Shek)
Hat dies auf Schwesternschaft der Rose rebloggt.
Sehr schön ! Danke für den Beitrag. So n Mondkuchen und ein Fest.. das wär was !
Gruss S.