29. April: Welt-Tanztag – tanzen wir heute wie die Göttinnen!

Tanz ist die universelle Sprache der Welt! Das soll am heutigen Welt-Tanztag gefeiert und gewürdigt werden!
Tanz ist nicht nur wunderbarer Zeitvertreib oder Mittel, um der Lebensfreude Ausdruck zu verleihen bzw. leicht in Kontakt mit anderen Menschen zu kommen. Tanzen wird auch als Therapie-Form eingesetzt, um bestimmten Gefühlen Ausdruck zu verleihen. Ursprung dieser rhythmischen Körperbewegungen und Bewegungsabläufe ist oft ein Ritual, das vielfach in das Brauchtum der unterschiedlichen Kulturen übergegangen ist.

Tanz und die zyklische Kraft

Ganz spannend sind hier natürlich Göttinnen, deren Energie sich in tanzenden Ritualen ausdrückt.
Ringel, Ringel, Reihe, simma unser dreie, sitzen unterm Hoilerbusch, sagen alle: Husch, husch, husch!
In diesem Kinderspiel hat sich vermutlich ein letzter Rest eines Kulttanzes für die Göttin Holla erhalten. Kreistänze sind immer das Symbol der zyklischen Kraft. Die Zahl drei könnte auf die Kraft der dreifachen Göttin hinweisen. Die Kinder halten sich an den Händen, singen den Reim und tanzen dazu im Kreis. Bei den letzten Worten setzen sie sich auf den Boden, auf Mutter Erde.

Die Sonne herbeitanzen

Mit einem verrückten, schamlosen Tanz holte die japanische Amano Uzume die Sonnengöttin Amatersu aus ihrer Höhle, in der sie sich vor Schmerz und Kummer versteckt hatte.
Dem Mythos nach haben achthundert Myriaden Gottheiten versucht, die Sonnengöttin aus der Höhle zu locken und damit wieder Licht, Wärme und Fruchtbarkeit auf die Erde zurückzubringen. Einzig der tanzenden Amano Uzume gelang dies. Dieser Tanz gilt als die Urform des shintoistischen Sakraltanzes Kagura. Bis heute wird dieser Mythos jedes Jahr in den Tempeln mit den Kagura-Ritual reinszeniert.

Auch der Dakinitanz der buddhistisch-tibetische Göttin Kurukulla hat etwas mit der Sonne zu tun. Tanzend zertritt den Asura Rahu (Der, der die Sonne verschlingt). Sie wird daher zumeist als eine energisch tanzende Göttin mit rotem Körper dargestellt.

Die afrikanische Marimba erfand die Musik und viele Musikinstrumente.
Aus einer Kürbis-Kalebasse aus Kürbis hat sie das erste Musikinstrument entwickelt, dazu begann sie das erste Lied der Welt zu singen. Das ließ zwei einander bekriegende Stämme aufhorchen: Die Wakambi und die Massai schlossen daraufhin miteinander Frieden, denn diese neuartige Musik gefiel beiden Stämmen. Denn miteinander Musik zu machen und zu tanzen, ist um vieles besser, als gegeneinander zu kämpfen.

Die ägyptische Katzengöttin Bast gebietet über Feste, das Vergnügen, die Künste wie Musik, Tanz. Auf Darstellungen hält sie in ihrer rechten Hand oft ein Sistrum (eine Art Rassel), mit der sie den Takt angibt. Und wenn ich mir meine Katzen anschauen, dann tanzen diese ja auch durch ihr Leben.

Auch ihre „Kollegin“ Hathor hält in ihrer Hand eine Rassel, um böse Geister zu vertreiben und die Menschen beim Tanze zu begleiten. Als Göttin der Geburt, des Lebens und des Todes war es die Aufgabe von Hathor, einen Körper für die unsterbliche Seele zu erschaffen. Als Schöpferin des Körpers inspiriert sie auch alle körperlichen Freuden – so auch den Tanz. Mehr als 3000 Jahre wurde sie daher in Ägypten in einem sinnesfrohen Kult verehrt.

Die hawaiianisch-polynesische Laka ist als Göttin der Musik die Begründerin des Tanzes Hula. Durch das Tanzen sollte Kontakt zu den Gottheiten aufgenommen werden. Mit den Geschichten, die im Hula dargestellt wurden, sollten die Gottheiten milde gestimmt werden, um den Menschen eine gute Ernte, Fruchtbarkeit und Jagderfolge zu bringen. Hula wurde aber auch zur Heilung und Trance, als schamanisches Ritual, zur Magie, aber auch zur Unterhaltung getanzt.
Da die HawaiianerInnen keine Schrift kannten, wurden durch den Hula historische Ereignisse, Mythen und altes Wissen über Jahrhunderte mündlich überliefert. Der Hula-Tanz durchdrang alle Bereiche der hawaiianischen Gesellschaft; er war ein Unterrichtsmittel, diente der Unterhaltung und war Grundlage für lua, eine Methode der Selbstverteidigung im alten Hawaii.

Die Apsaras – in der hinduistischen und der buddhistischen Mythologie halb menschliche, halb göttliche Frauen – zeigten den Mensche die Kunst des Tanzes.
Auf Reliefdarstellungen sieht man sie auf Lotosblüten tanzend. Das begründete die Tradition des höfischen Tanzes in Kambodscha. Dieser kunstvolle Tanz hatte auch großen Einfluss auf die Entwicklung der im Westen bekannteren thailändischen Tanzkunst.

Vom Zusammenhalt der Gruppe und dem Aufheben der Zeit

Die afro-brasilianische Nana Buruku ist die Großmutter der Zeit. Sie wird auch die Tänzerin der Zeitlosigkeit genannt. Denn ihre Funktion ist es, im Tanz die Zeit aufheben zu lassen, in die Zeitlosigkeit hineinzugehen, ohne den Körper zu verlassen.
Das kennen wir ja hoffentlich alle, dass eine durchtanzte Nacht uns in eine zeitlose Dimension fallen lässt.
Als Zauberköchin rührt sie in ihrem Kessel den Brei — eine Mischung aus Wasser und Getreide, einer Materie, die aus der Erde gewachsen ist. Die kreisenden Bewegungen erinnern auch an einen Tanz.

Die nigerianische Göttin Oya ist die Königin der Marktplätze, eine gefinkelte Geschäftsfrau sowie die Göttin des Tanzes. Denn Kauf und Verkauf ist ja auch so etwas wie Tanz.
Als allumfassende Elementargöttin, die auch für Wirbelstürme zuständig ist, wird sie als eine weibliche, starke und unabhängige Kraft wahrgenommen.

Interessant ist auch, dass Göttinnen wie griechische Themis, die für Recht und Gerechtigkeit steht, etwas mit Tanzen zu tun haben. Das würde man dieser gestrengen Göttin auf den ersten Blick ja gar nicht zutrauen.
Als Kult verlangt Themis jedoch Gruppentänze und anmutige Bewegungen – dies als Symbol für den Zusammenhalt einer Gruppe. Diese Gruppentänze sind eine Form, in der alle gleich sind und miteinander zum Gelingen des Ganzen beitragen. Ich würde mir gerne anschauen wie so ein „Gruppentanz“ in den Gremien einer Firma, eines Gerichtshofes oder in Regierungen ausgeführt wird. Da würde wahrscheinlich einiges recht schnell klar werden!

Auch die Fische tanzen

Die mexikanische Göttin Ahnt Kai animiert Frauen und Kinder zu singen und zu tanzen, um so ihre innere Schönheit zum Ausdruck zu bringen und sich so von gesellschaftlichen Zwängen zu befreien. Denn sie steht für Überwindung von Einschränkungen und aufgezwängten Rollenbildern.
Ahnt Kai soll sogar den Fischen das Tanzen beigebracht und sie damit fruchtbar gemacht haben und lehrt nun auch als Fruchtbarkeitsgöttin den Menschen-Frauen den „Fisch-Tanz“.

Meine persönliche Tanz-Lieblingsgöttin ist Eurynome: Die allerälteste der griechischen Göttinnen entsprang dem Ur-Chaos. Statt in diesem Chaos „ordentlich aufzuräumen“, hielt sie es für lustvoller, erst einmal zu tanzen. Dieser Tanz war so kraftvoll, dass er das Licht von der Dunkelheit trennte und die Elemente in eine Ordnung brachte.
Das mach ich auch immer, wenn ich Ordnung schaffen will: Gute Musik auflegen, in das Chaos meiner Wohnräume hineintanzen, wie ein Wirbelwind einfach Dinge schnappen und tanzend an ihren Platz bringen, von dort wieder was mitnehmen, ein wenig putzen, wenn ich gerade wo vorbeikommt, wo es notwendig ist, dann weiter tanzen.
Es ergeben sich dabei Energieschlangen- und linien, die auch die Atmosphäre klären.
Und ist auf jeden Fall viel lustvoller als “normal Zusammenräumen”.

Ich glaube, das mache ich jetzt gleich und feiere so den Welt-Tanztag.

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Mehr Info zu den erwähnten Göttinnen:
Ahnt Kai
Amatersu
Amano Uzume
Apsaras
Bast
Eurynome
Hathor
Holla
Kurukulla
Laka
Marimba
Nana Buruku
Oya
Themis

 

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Wer kraftvoll in den Mai hineintanzen will,
sei das artedea-eBook

„Beltane – Fest der Walpurga“

empfohlen.

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