Und wieder ist ein Jahr fast rum. Und wieder gehe ich raus zu meinen Obstbäumen, um Barbara-Zweigerln zu schneiden.
Zu Ehren der alten Göttin Borbeth, die als eine der „drei Bethen“ für das Heilens, die Wärme und die Geborgenheit steht, gleichzeitig Bergmutter, Sonnenmutter und Todesgöttin ist.
Auch für die wunderbaren Barbaras, die als Freundinnen mein Leben begleiten, eine davon schon seit über 40 Jahren.
Eigentlich beginnen bei mir am Barbara-Tag die Rauhnächte. Also ich stimme mich zumindest beim Barbara-Zweigerl-Schneiden darauf ein.
Was die meisten von uns wissen: An diesem Tag werden traditionell von Frauen auch Zweige von Apfel- oder Kirschbaum geschnitten und in eine Vase in den Wohnräumen gestellt. Fangen diese exakt am Weihnachtstag zu blühen an, dann – so sagt man – gäbe es im nächsten Jahr in diesem Haus eine Braut und/oder Kindersegen. Oder die Blüten sind einfach ein Zeichen dafür, dass das kommende Jahr blühend und glücklich sein wird.
Die warmherzige, sonnige Kraft
Interessant, sich diese Barbara ein wenig näher anzuschauen: Sie gilt als eine der vierzehn NothelferInnen. Als Heilige Barbara ist sie vor allem als Schutzheilige der Bergleute und des Bergbaus bekannt.
Ihr Ursprung liegt – wie eigentlich bei allen katholischen weiblichen Heiligenfiguren – bei einer alten Göttin: Borbeth.
Als eine der „drei Bethen“ ist Borbeth die keltisch-alpenländische Göttin des Heilens und der Geborgenheit, sie ist gleichzeitig Bergmutter, Sonnenmutter und Todesgöttin.
Der Name Borbeth entstammt in seiner ersten Hälfte wahrscheinlich dem keltischen Stammwort „borm“, dies ist auch der Wortstamm für „warm“, „wärmen“. Damit ist sie die warmherzige, sonnige Kraft der Göttinnen-Triade der „drei Bethen“, so etwas, wie die liebende, warmherzige Großmutter.
Möglicherweise ist jedoch auch die Silbe „Bar“ die Wurzel von „Bor“. Und das bedeutet einerseits gebären, geborgen (englisch: born), andererseits auch Bahre, Totenbahre. Borbeth repräsentiert damit den Aspekt des bergenden wohligen Beschützens und des Heilens, den wärmenden Schoß der Erdmutter, in dem die KeltInnen ihre „Anderswelt”, den vorübergehenden Aufenthaltsort der Seelen der Verstorbenen bis zur irdischen Wiedergeburt vermuteten.
Von alten Göttinnen zu den „Heiligen Drei Madln“
Die „drei Bethen“ sind Schicksalsgöttinnen. Während die anderen beiden für das Spinnen und Wirken des Lebensfadens zuständig sind, so schneidet Borbeth diesen am Ende des Lebens wieder ab. Ihr Symbol ist der Turm als Zugang zur Anderswelt. Mit diesem wird sie auch von Bergleuten um Schutz ersucht. Oft wird sie auch mit einer Mauerkrone am Kopf gezeigt.
Diese Bethen hatten eine starke Verankerung im keltischen und alpenländischen Volksglauben. Im Zuge der Christianisierung, die die alten Muttergottheiten und deren Verehrung ja nicht einfach ausradieren konnte, wurden sie zu „Heiligen“ umgewandelt. Die „Heiligen Drei Madln“ hatten natürlich sehr ähnliche Attribute wie die alten Göttinnen.
Es wurde fluggs eine schreckliche Folter-Märtyrerinnen-Legende ausgedacht und schon wurde aus der Göttin Borbeth die christliche Barbara. Eine erfundene Geschichte, die sich die Kirche nicht einmal selbst glaubt, denn im Jahr 1969 wurde Barbara aus der offiziellen Liste der römisch-katholischen Heiligen, dem Calendarium Romanum, wieder gestrichen.
Das Brauchtum rund um die alte Muttergöttin ist aber immer noch sehr lebendig. Nicht nur, dass man sie in unzähligen Kirchen findet – hier sogar oft unter ihrem alten Namen Borbeth – und dass sie praktisch an jedem Eingang zu Bergwerken wacht und alle Bergleute, die zur Schicht in den Berg fahren einen Blick auf sie werfen. Vor allem am Barbara-Tag am 4. Dezember ist sie sehr präsent. Kehrt sie doch mit ihren Zweigen in unsere Häuser ein.
Die Lebensrute
Eigentlich ist die Palme ihr Zeichen – ein Symbol für Fruchtbarkeit und ewiges Leben. Daran sollen die Barbara-Zweige erinnern.
Sie sind zauberkräftig: Man soll mit ihnen beim „Bärbeletreiben“ böse Geister und Dämonen der kalten und schrecklichen Winterzeit vertreiben können. Nicht von ungefähr haben sie ja auch eine Ähnlichkeit mit der Krampus-Rute. Doch der kommt ja erst am darauf folgenden Tag und das ist wiederum eine ganz andere Geschichte ;o)
Aber sowohl Barbarazweig wie auch Krampus-Rute werden als eine Art „heidnische Lebensrute“ verstanden. Mit den blühenden Zweigen wurden Kinder geschlagen – nicht, um sie zu bestrafen, sondern damit die Lebenskraft der sich verjüngenden Natur auf sie zu übertragen. Dieser Brauch des „Kinderfitzelns“ überdauerte unzählige Jahrhunderte.
Der Bärbele-Tag gilt auch als der erste der zahlreichen Perchten-Tage, die in dieser Jahreszeit begangen werden. Etymologisch haben Percht und Bärbel ja einiges gemeinsam – sie sind die Repräsentantinnen des neuen Lebens, das in der Ge-Bär-Mutter heranreift. Auch in der Gebärmutter der Erdgöttin, in der ja schon alles schlummert, was in einigen Monaten wieder wächst, grünt und blüht.
Damit haben die bis jetzt gut erhalten Barbara- und Perchten-Bräuche immer viel mit Fruchtbarkeit, Glück und Schutz zu tun.
In der Zeit der größten Dunkelheit wird Borbeth, die große Sonnenmutter beschworen. Als Zeichen der Hoffnung haben sich Menschen daher immer schon ihre Zweige ins Haus geholt – dürr und scheinbar unfruchtbar, wie sie sich Anfang Dezember darstellen.
Wer kann da schon glauben, dass der alte Kirschbaum wieder einmal blühen wird?
Und dann: Welch ein Wunder, wenn diese zur Wintersonnenwende, zu Weihnachten ihre wunderbaren strahlend weißen Blüten entfalten!
Was für ein lichtes Zeichen dafür, dass sich dann in der längsten Nacht des Jahres das Rad weiterdreht und es ab da wieder Tag für Tag heller wird.
Und damit neue Fruchtbarkeit, neue Wärme, neues Leben auf die Erde kommt.
Hier gibt es mehr Infos zu Borbeth, den Bethen und der Percht
Fotos: artedea, fotolia
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Danke Andrea!
Zitat.“(…) Von alten Göttinnen zu den “Heiligen Drei Madln“ Die „drei Bethen“ sind Schicksalsgöttinnen.(..)“ Auch in kleiner Abwandlung geblieben/übernommen:“Komm, wir gehen mal bethen!“
„Was für ein lichtes Zeichen dafür, dass sich dann in der längsten Nacht des Jahres das Rad weiterdreht und es ab da wieder Tag für Tag heller wird.“ Ende der 80-ger wandelte ich für mich den „Adventskranz“ um und öffnete mich somit wieder dafür: Ein/Der Jahreskreis. Grün als Immerleben. Die 4 Kerzen – gern in verschiedenen Farben – entsprechen den Jahreszeiten. Beim Entfachen daran denkend (ausschweifend oder kurz, grins). Zur Wintersonnenwende am 21.12. die Winterkerze und auch somit viel Licht im Kreiskranz!
Die Kugeln am Mütternachts-Immergrünen-Lebensbaum sind für mich Planetinnen.(„Ich mache mir die Welt, wie sie mir gefällt…“ Wie jede_r.) Die Kerzen auch hier wieder Symbol der jungen/neuen Baumtriebe, des Lebensfeuers,. Als Kind genoss ich daran auch das Naschwerk meiner Mutter!
Bedeutet „eine besinnliche Weihnachtszeit“ nicht, sich zu be-Sinnen, innen? Sich der Ei-Gene_n Innenwelt zu öffnen, gemäß der dunklen Jahreszeit? Rückzug, – der Außenkräfte in die Wurzeln. Ruhende Kraft, sammelnd. Schöpfend statt erschöpfend.
Herzliche Grüße! Roswitha