Blutroter Wurmmond

Der März-Vollmond beschert uns heuer eine totale Mondfinsternis. Morgen früh um 06:09 beginnt diese, gegen 07:26 Uhr befindet sich die Mondscheibe komplett im Erdschatten. Leider wird dies in Mitteleuropa kaum zu sehen sein, da der Mond während der Mondfinsternis untergeht.
Aber dort, wo der Himmel noch dunkel genug und der Mond noch hoch genug ist, wie im äußersten Westen Europas und Afrikas, wird der typische Blutmond zu sehen sein. Denn obwohl sich der Mond im Schatten der Erde befindet, wird er trotzdem nicht dunkel, sondern leuchtet rot oder auch bräunlich. Grund für diesen sogenannten Blutmond ist die Erdatmosphäre, die das Sonnenlicht ablenkt.
Dieser Blutmond gab immer schon Anlass zu zum Teil gruseligen Spekulationen. Mehr davon ein Stück weiter unten.

Was hat der Mond mit einem Wurm zu tun?

Der März-Vollmond wird auch Wurmmond genannt. Warum ist das so?
Seit Hunderten von Jahren benennen Menschen auf der ganzen Welt die Monate nach Zeichen der Natur. Laut dem Old Farmer’s Almanac hat jeder Vollmond seinen eigenen Namen, der dann auch für den gesamten Monat galt.
Diese Bezeichnung „Wurmmond“ stammt von den Algonquin, einem Stamm nordamerikanischer UreinwohnerInnen, die den Begriff „Worm Moon“ prägten, weil zu dieser Jahreszeit die Temperaturen steigen, und die Vögel wieder damit beginnen, Würmer aus dem auftauenden Boden zu picken.
Eine andere Erklärung: Der Name Wurmmond bezieht sich auf eine andere Art von „Würmern“ – Käferlarven –, die zu dieser Jahreszeit aus der auftauenden Rinde von Bäumen und anderen Winterverstecken schlüpfen, heißt es in dem Almanach.
Hierzulande wurde er auch Lenzmond, Reiner Mond, Fastenmond, Ostermond, Krähenmond, Zuckermond, Sirupmond, Rindenmond, keuscher Mond, oder einfach Frühlingsmond genannt.

Mondfinsternis: Kosmisches Zeichen und Göttinnen-Mythen

Eine Mondfinsternis gilt seit alten Zeiten immer als kosmisches Zeichen, das zu allerlei Spekulationen, Orakeln, Prophezeiungen, Beschwörungen und Ritualen Anlass gab.
Da und dort war in den Mythologien auch eine Göttin im Spiel:

So sagt man von der Mondgöttin Gleti des afrikanischen Königreichs von Dahomey, dass sie bei einer Mondfinsternis von ihrem Mann besucht wird. Sein Schatten soll ihr Gesicht verdecken.

Auch von Pandia, der Vollmondgöttin des alten Griechenlands, deren Name die „vollkommen Leuchtende“ bedeutet, wird erzählt, dass sie ab und zu „Herrenbesuch“ bekäme. Dann soll ihr Antlitz vor „Schamesröte“ leuchten.
Wir wollen doch hoffen, dass die Kategorie Scham bei einer alten Mondgöttin gar nicht vorhanden ist und ihr wünschen, dass ihre Wangen in diesen seltenen Liebesnächten, in denen wir Mondfinsternis haben, rot vor Lust glühen.

Auch in anderen Kulturen wurde eine Mondfinsternis mit einer Göttin in Verbindung gebracht:
So soll die hawaiianisch-polynesische Mondgöttin Hina dem Mythos nach als hochstehender Mond von einen Seeungeheuer verschlungen worden sein. Ihr Sohn Maui hat sie aber noch gerettet. Man kann davon ausgehen, dass dies auf das Ereignis einer Mondfinsternis schließen lässt, die damit in die Mythologie des Volkes einging.

Von Mama Quilla, Mondgöttin der Inkas glaubte man, dass sie bei einer Mondfinsternis von einem himmlischen Jaguar verschlungen wird.

Und wenn die afrikanische Mondgöttin Mawu einmal auf der Erde nach dem Rechten schauen will, dann verschwindet sie einfach von ihrem Platz am Himmel. Das ist bei jedem Schwarzmond der Fall.
Aber: Mondgöttinnen sind unberechenbar – ab und zu macht sie eine Ausnahme und tut dies auch bei Vollmond. Dann sprechen die Menschen von einer Mondfinsternis.

Die keltische Kriegs- und Krähengöttin Badb wird oft als blutrünstiger, dunkler, gefährlicher Aspekt der Göttin gesehen. Man sagt von ihr, dass sie im Morgennebel vor einer Schlacht mit ihren riesigen Händen im Fluss die Kleider derjenigen Krieger wäscht, die das bevorstehende Gefecht nicht überleben würden. Das Wasser soll sich rot von ihrem Blute färben.
Wenn sich – bei einer Mondfinsternis – der Mond blutrot färbt, dann galt das auch als Zeichen, dass Badb am Werk ist.

Im antiken Griechenland wurde das Phänomen des „Roten Mondes“ folgendermaßen erklärt: Thessalische Hexen mit bösen magischen Kräften holen die Mondgöttin Selene vom Himmel, um in wilden Ritualen ihr Blut auszusaugen.

Dieses Mysterium rund um den Roten Mond verstörte vor allem die thessalischen Männer.
Die Farbe des weiblichen Blutes hat offenbar schon damals den Männern Angst gemacht. Wenn sich dann noch dazu die Erdenfrauen mit dem Blut der Mondgöttin aufladen, dann kann das ja nichts Gutes bedeuten ;o)
Die Männer machten daher viel Krach, trommelten auf allerlei Schlaginstrumente, um die Mondgöttin wieder in den Himmel zu heben. Was auch immer gelang, sie erscheint ja nach einiger Zeit wieder wunderschön, in „unschuldigem“ Weiß schimmernd.
Anderen Überlieferungen zufolge sollen die Frauen Thessaliens ihren Unterleib von dem Rot der Mondgöttin bei einer Mondfinsternis bescheinen haben lassen, was Stärke und Fruchtbarkeit bewirken sollte.
Ganz besonders wertvoll war den thessalischen Priesterinnen der „Mondtau“ – das erste, während einer Mondfinsternis gesammelte Mondblut von jungen Mädchen, das sogar Tote wieder lebendig machen konnte.

Böses Omen oder starke Frauenkraft

Und da haben wir es wieder einmal: Was landläufig als „böses Omen“ gewertet wird, hat oft sehr viel mit starker Frauenkraft zu tun. Böses Omen also für wen?
Frauen sollten diese Zuschreibungen und diese Angstmache nicht einfach übernehmen. Sondern hinterfragen und gegebenenfalls für sich nutzen.

Und außerdem: Wie entsteht eine Mondfinsternis? Diese kann nur bei Vollmond auftreten. Die Erde liegt dabei genau zwischen Sonne und Mond. Die Sonne bescheint die Erde und diese wirft einen Schatten in Richtung Mond.

Wer gibt also der Mondenfrau den Schutz, der sie unsichtbar macht?
Richtig – die gute alte Erdmutter, hinter der sie sich für eine Weile verstecken kann.
Fein, wenn es auch in unserem Leben Frauen gibt, die uns die Möglichkeit geben, uns für einige Weile im Verborgenen zu halten.

Ich finde die Idee hat was: Die beiden, meist als weiblich angesehenen Himmelskörper Mond und Erde tun sich zusammen, um für kurze Zeit einmal die, als männlich geltende, Sonne zu verdecken.
In Zeiten wie diesen, in denen wir die Auswirkungen von tausenden Jahren Patriarchat so deutlich zu spüren bekommen, ist das doch ein wunderbares Zeichen.
Findet ihr nicht auch?

Die Farben der dreifachen Göttin

Bei guter Sicht und mit etwas Glück ist die Mondgöttin bei einer Mondfinsternis in allen drei Farben zu sehen: In der Mitte schwarz, umgeben von einem weißen und roten Strahlenkranz.
Also es zeigt sich die (Mond-)Göttin in ihren drei Aspekten – mit den Farben weiß (für die Junge), rot (für die Mutter) und schwarz (für die Alte).

Wenn man die Mondenergie als Symbol für die Frauenkraft sieht, dann ergibt sich in einer Vollmondnacht mit Mondfinsternis auch folgende spannende Deutungsmöglichkeit:
Es ist Vollmond und doch ist es dunkel, so wie auch Frauen mitunter am Zeitpunkt ihrer größten Schaffenskraft oder Fruchtbarkeit stehen und sich dennoch verbergen – nicht strahlen, sondern wohlig oder gefährlich rot glühen oder für eine Weile ganz im Verborgenen wirken.

Dies können wir allerdings diesmal, im März leider nicht sehen, aber schon in einem halben Jahr ergibt sich dazu die wunderbare Gelegenheit: Denn am 7. September 2025 geht der Mond vor Beginn der Totalität der Mondfinsternis auf. Und da werden wir das Schauspiel um 19:30 gut beobachten können.

Dann ist eine Zeitlang Pause mit den Mondfinsternissen, die nächste totale Mondfinsternis kommt erst wieder am 31. Dezember 2028.

 

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Mehr Informationen zu den erwähnten Göttinnen:

Badb
Gleti
Hina
Mama Quilla
Mawu
Pandia
Selene

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Bildquellen:
alle Göttinnen-Bilder: artedea.net
Totale Kernschattenfinsternis 28. August 2007 / de.wikipedia.org / Steev
Wurmmond / canva.com
Kern- und Halbschatten der Erde (Zeichnung nicht maßstabsgetreu) / de.wikipedia.org / Sagredo
blood moon / flickr.com / Armin Rodler

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