Soso, der Papst weiht die Ukraine und Russland dem Unbefleckten Herzen Marias (siehe Vatican-News).
Das habe ich ja immer schon höchst bemerkenswert gefunden, wie die Kirchenväter ihren Eingottglauben auslegen.
Was ist da eigentlich mit dem 1. Gebot: „Du sollst keine anderen Götter haben neben mir.“ Der Monotheismus ist ja ganz schön gewitzt. Da hat man fluggs den einen Gott gedrittelt. Vater, Sohn, Heiliger Geist. Wobei letzterer als das weibliche Element zu deuten ist, die Taube, die Heilige Geistin oder auch Sophia.
Aber wenn’s wirklich kritisch wird, dann taugen alle drei offenbar nix.
Da muss dann schon die Mama herhalten.
Wie im richtigen Leben, ist man versucht zu sagen. Wenn die größenwahnsinnigen Männer wieder einmal alles kaputt schlagen, dann fällt uns weder der Vater, noch der Sohn und auch nicht der Heilige Geist ein, die hier einschreiten könnten. Im Privaten, wie auch im großen Weltgeschehen oder eben auch in der katholischen Welt.
Du sollst keine anderen Götter haben neben mir. Schon gar nicht eine Göttin. Wie eindringlich und nachhaltig hat das frühe Judentum mit seinem noch sehr jungen Gott Jahwe die alte Muttergöttin Aschera verdrängen und vernichten wollen. Sie ist rund 40 Mal in der Bibel erwähnt, dies allerdings immer mit wildesten Warnungen und Anweisungen, ihren Kult niederzumetzeln und auszurotten.
Gott als Steilvorlage für all patriarchal herrschenden Männer
Ohja und dann kam ja das ach so gute Christentum, dessen patriarchaler, strafender, eifersüchtiger, zürnender Gott ja eine ziemliche Steilvorlage für all patriarchal herrschenden Männer ist. Wie gut kann man(n) aus diesem Gedankengut und diesen moralischen Werten die Berechtigung für sein eigenes Tun ableiten. Vom „Pater familias“, der mit patriarchalem Selbstverständnis seine Kinder und alle, die ihm „untergeben“ sind, tyrannisiert bis zu den großen Staatschefs, die selbstherrlich die wildesten Gesetze für das eigene Volk einführen und exekutieren und nach Belieben über andere Völker herfallen und damit noch so ganz nebenbei die Männer des eigenen Volkes auf die Schlachtbank führen.
Ja und? Was soll Maria jetzt machen?
Aber damit’s nicht ganz so arg ist, wenn die Männer wüten, hat das katholische Christentum (ganz unter Missachtung des 1. Gebots) Maria eingeführt. Aber natürlich, sie ist ja keine Göttin, bloß die Muttergottes. Die, die immer dann herhalten muss, wenn Gott oder einer der sich dafür hält, wieder einmal völlig durchdreht. Holzstiche aus dem frühen 16. Jahrhundert zeigen Gott, wie er Pfeile der Pestilenz, des Krieges und des wirtschaftlichen Niedergangs auf die Welt schießt und Maria ihn dabei zurückhält. Gelegentlich wird Maria auch dargestellt, indem sie sich an eine Waage lehnt, um die wenigen guten Taten eines Sünders schwerer als seine Missetaten zu machen und ihn so vor der ewigen Verdammnis zu bewahren, die die ach so barmherzigen Vater-und-Sohn-Götter vorgesehen hätten.
So, Herr Papst. Und was soll Maria jetzt machen? Warum eigentlich wenden Sie sich nicht an Gottvater persönlich oder wenigstens an seinen gottgleichen Sohn? Die sitzen ob des ganzen Wahnsinns, der gerade auf der Erde abgeht, von Klimakatastrophe über Seuche bis Krieg in der ersten Reihe fußfrei irgendwo auf Wolke 7 und tun so, als ob sie das alles nix angeht. Weil der Papst hat sich ja schließlich an Maria gewandt.
Aber: Solange wir nicht erdumfassend ein mütterlich-matriarchales System einführen, wird Maria auf ziemlich verlorenem Posten stehen, befürchte ich.
Und sich nach wie vor alle Frauen abrackern, alles wieder gut zu machen, zu richten, zu heilen und wieder aufzubauen, was uns die Typen in ihrem Wahnwitz-Sandkasten-Spielen beschert haben.
Übrigens: Ganz wichtig ist dem Papst bei Maria „ihr unbeflecktes Herz“. Sonst wäre sie ja zu nichts imstande. Und da tun wir anderen Frauen uns halt ziemlich schwer, denn wir sind ja nach christlicher Auffassung eh alle Sünderinnen.
Mehr Informationen zu den erwähnten Göttinnen:
Ascherah
Maria
Sophia
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