Wann genau beginnt eigentlich der Frühling?

Morgen um 16.33 Uhr mitteleuropäischer Zeit beginnt hochoffiziell der Frühling. Also das ist das exakte astronomische Datum.
Dieses wird an der Rotations­ach­se der Erde und am Stand der Sonne be­rech­net:
Der Frühling beginnt, wenn die Sonne, vom Erdmit­tel­punkt aus ge­dacht, von der Südhälfte des Him­mels kom­mend den Himmelsäquator über­schrei­tet und auf die Nordhälfte des Himmels wandert.
Die Sonne schneidet auf ihrer schein­baren Bahn den Himmels­äqua­tor und tritt in das Sternzeichen des Widders ein.


Eine ziemlich komplizierte Erklärung für ein Phänomen, das uns alljährlich immer wieder fasziniert.
Diese Konstel­la­tion der Himmelskörper gibt es aber nicht je­des Jahr um die­selbe Zeit.

Der Zeitpunkt die­ses Ereignisses war üblicher­weise am 21. März, in eini­gen Ausnahmefällen be­reits am 20. März. Bereits ab 2011 mussten un­se­re Schul­bücher aber um­ge­schrieben wer­den, denn in diesem Jahr fiel der Frühlingsbeginn zum vorläufig letzten Mal auf den 21. März.
Seit 2012 wird im ge­sam­ten 21. Jahr­hun­dert der Früh­ling nicht mehr am 21. März be­gin­nen.
Ab 2048 kommt es auch öfter vor, dass der kalendarische Frühling so­gar schon am 19. März beginnt.
Wenn der Frühling das nächste Mal astrono­misch am 21. März beginnt, wer­den wir bereits das Jahr 2102 schrei­ben.

Frühlingsanfang können wir mehrmals feiern

Eigentlich fängt der Frühling jedes Jahr mehrmals an.
Neben dem astronomischen Frühlingsbeginn – der Tag-und-Nacht-Gleiche – gibt es auch die meteorologische Definition, nach der der Frühling schon am 1. März beginnt.

Und dann gibt es noch den „phänologischen Frühlingsbeginn“.
Dieser orientiert sich am jeweiligen Entwicklungsstadium der Pflanzen.
Interessant: Phänologisch – also gemessen an den Phänomenen in der Natur – startet der Frühling in Europa meist mit der Apfelblüte in Faro (Portugal) um den 26. Februar herum.
Im langjährigen Mittel erreicht er am 20. April den Oberrhein und erst am 25. Mai Finnland.
Der Frühling hat in der Natur also eine Geschwindigkeit von etwa 40 Kilometern pro Tag.
In den Bergen arbeitet er sich mit einer Geschwindigkeit von 3 Tagen pro 100 Meter in die Höhe, was man anhand der Blüten beobachten kann. Dabei sind die Forsythien mit 3,8 Tagen pro 100 Meter langsamer als die schnellen Buschwindröschen, die es auf 2,8 Tage pro 100 Meter schaffen.

Es ist anzuneh­men, dass in alten Kultu­ren der erste Frühlingsvollmond der beste Zeitpunkt für ein Ritual oder Früh­lings­fest war. Dieser steht heuer erst sehr spät am Himmel, nämlich am 16. April, weil der letzte Vollmond am 18. März ja noch ein Wintervollmond war.
Nach dem Frühlings­vollmond rich­tete sich ja auch die katholische Kirche, die beim Kon­zil von Nicäa im Jahr 325 das Oster­fest auf den ersten Sonn­tag nach dem ersten Frühlings-Vollmond festgelegt hat.

Aber natürlich wer­den Feste auch am genauen astrologischen Frühjahrsbeginn ge­feiert, dann nämlich, wenn die Sonne vom Stern­zeichen der Fische in das Sternzeichen des Widders eintritt. Auch wenn man sich mit Astrologie nicht beschäftigt, ist die­ser Über­tritt von der oft feuch­ten, kühlen Fische-Zeit im Jahr zu der aktiven, feu­ri­gen, starken Ener­gie des Wid­ders deutlich zu spüren.

Feuer und Wasser

Alte Rituale, die zum Beginn des Frühlings begangen wurden und auch in verschiedene Oster­bräu­che übergegangen sind, haben daher sehr oft auch mit den beiden Elementen Feuer und Wasser zu tun.
Ein Brauch, der sich bis heu­te (vor allem auch in christlichem Zusammen­hang) erhalten hat, ist das Ent­zün­den von Feuern auf den Hü­geln. Dies ist wahr­schein­lich auf germanisch-keltische Riten zurückzu­führen.
Diese Früh­lings- oder auch Ostara-Feuer gel­ten als Sym­bol für die Sonne.

Der weit­hin sicht­bare Schein des Feuers sollte den Äckern und Fel­dern Se­gen und Schutz geben.
Oft wurde auch das Vieh zwi­schen den Feuern durch­getrie­ben, was die Tie­re von Krankhei­ten bewahren und ihnen Frucht­bar­keit brin­gen soll.

Der Sprung über die­ses Feuer bzw. über die Glut, wenn es niedergebrannt ist, soll Glück brin­gen.
Die Menschen versprachen sich vom Schein des Feuers und vom auf­stei­gen­den Rauch eine reinigende Wirkung.
In manchen Ge­gen­den, wie z.B. in der Steiermark, in de­nen (in der Nacht von Karsams­tag auf Oster­sonn­tag) be­son­ders viele Feuer ent­zündet wer­den, riecht es noch am näch­sten Mor­gen im gan­zen Tal nach Rauch.
Daher wird dies oft auch als „Land­schafts­räu­che­rung“ wahr­ge­nom­men.
Der Rauch soll die kei­men­de Saat vor „bö­sen Gei­stern“ schüt­zen. Die Asche wird auf den Fel­dern verteilt, da­mit die­se frucht­bar wer­den und vor Schäd­lin­gen, Wit­te­rungs­ein­flüs­sen, Miss­ernten be­wahrt werden sol­len.
Die Kohle vom „Osta­ra­feuer“ wurde mit heim ge­nom­men, um Haus und Hof vor Blitzschlä­gen zu bewah­ren.
Auch Umzüge zur Wei­he der Felder sind über­lie­fert.

Huldigung an die Bienen

Ein Fragment der alten Oster­feuer finden wir in der christlichen Oster­ker­ze.
Sie wird aus einem ganz be­son­de­ren und wertvollen Ma­te­rial her­ge­stellt: Die Ker­ze wird aus flüs­sigem Bie­nen­wachs ge­zogen.
Auch das er­in­nert an al­te „heid­ni­sche“ Ri­tua­le, die als Freu­de über den neu auf­er­stan­de­ne Natur und die jung­fräu­li­chen Göt­tin­nen, die den Früh­ling mit sich brin­gen, ge­feiert wur­den. Die erste Ker­ze nach dem lan­gen Win­ter soll­te ganz „rein“ sein und das Licht soll­te nicht mehr von den von bren­nen­den, übel­rie­chen­den Tierlei­bern son­dern von duf­ten­den Ele­men­ten ge­nährt wer­den.
Das Wachs, das diese Ker­ze er­leuchtet, kann als eine Huldigung an die Bienen verstanden wer­den, die nun zu Früh­lings­be­ginn wie­der­ aus­schwär­men und ihre wert­volle Ar­beit zur Be­fruch­tung der Na­tur leis­ten.

Wenn alle Brünn­lein fließen

Von alten Früh­lings­bräu­chen ist über­lie­fert, dass Frauen am frühen Morgen schwei­gend zu einer Quel­le ge­hen und vor dem Auf­gang der Sonne das frische Was­ser schöp­fen, das beson­ders heil­sam sein soll.
Ein Bad in der Quel­le, die nach dem Win­ter ge­rade wie­der zu spru­deln be­ginnt, soll Gesundheit, Schön­heit und/oder Ju­gend­fri­sche garantieren.
Das Wasser als Ur­sym­bol des Lebens und der Frucht­barkeit galt zu Frühlingsbeginn kurz nach der Schnee­schmel­ze, wenn wie­der „alle Brünn­lein fließen“, als Sym­bol einer unverbrauchten Rein­heit.
Besonders sogenannte „Augenbründl“ sind be­liebtes Ziel dieser früh­lingshaften Quellwande­rungen. Dieses „Augen­was­ser“ soll be­sonders zu Früh­lings­beginn, den Blick für das We­sentliche wei­ten.
All dies ging auch in je­ne christlichen Oster­bräu­che über, in de­nen das „Oster­was­ser“, das na­tür­lich von schwei­gen­den jun­gen Frauen ge­schöpft wird, als Tauf­was­ser oder als Was­ser für das Weih­was­ser­becken ver­wen­det wird.
Um das Vieh vor Krank­hei­ten zu schüt­zen, wur­de es am Oster­mor­gen in die Bä­che getrieben.
In manchen Ge­gen­den und Ort­schaf­ten wer­den zu Ostern bzw. bei Früh­lings­festen heute noch Brun­nen und Quel­len ge­schmückt.
So bringt man dem Was­ser Ehrer­bietung dar und dankt für sei­ne lebens­spen­dende Kraft.

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Bildquellen:
Antheia / artedea.net
Rektaszension und Deklination auf der Himmelskugel (in deren Inneren die Erdkugel) / Cmglee / wikipedia.org
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