Quizfrage:
Was feiert das Christentum am 24. Dezember? Weihnachten? Die Geburt des Heilands?
Weit gefehlt! Ein Blick in den Kalender gibt darüber Aufschluss.
Was steht da am 24. Dezember?
Adam und Eva!
Also schauen wir uns das einmal näher an:
Das Christuskindlein wurde ja angeblich irgendwann in der Nacht von 24. auf den 25. Dezember geboren. Zwar kann das eigentlich nicht sein, weil dieses Datum mit anderen Details der biblischen Geschichte nicht übereinstimmt.
Denn es heißt in Lukas 2,8: „Und es waren Hirten in derselben Gegend, die auf freiem Feld blieben und des Nachts Wache hielten über ihre Herden“. Daraus können wir schließen, dass diese Geburt in einer wärmeren Jahreszeit stattgefunden haben muss, denn im tiefen Winter sind in der Gegend um Betlehem keine Schafherden auf den Feldern zu sehen. Es gibt zu dieser Jahreszeit keine Gräser auf den Feldern und die Tiere sind in einem Stall untergebracht.
Warum ist Weihnachten im Dezember?
Aber dieses Dezember-Datum für die Christus-Geburt wurde nicht von ungefähr gewählt. Denn seit jeher feierten die Menschen genau zu dieser Zeit im Jahr die Wintersonnenwende und damit die Rückkehr des Sonnenlichts in der längsten und größten Dunkelheit im Jahresverlauf. In alten, viel älteren Mythen als jenem der biblischen Geschichte ist auch immer wieder die Rede davon, dass die Göttin in der größten Dunkelheit, der stillsten aller Stunden, das neue Sonnenkind gebärt.
Da die Kirchenväter ja immer darauf aus waren, die alten „heidnischen“ Feste mit den ihren zu überlagen, bzw. mit ihren Glaubensinhalten die alten Göttinnen-Mythen zu inhalieren und damit auszulöschen, musste natürlich um die Wintersonnenwende der lichtvolle Sohn einer Muttergöttin geboren werden. Wie es in vielen Mythen zuvor schon zahlreiche Göttinnen getan haben.
Ein gewisser Furius Dionysius Filocalus, ein enger Vertrauter von Papst Damasus I. hat im Jahr 354 den 24. Dezember für die Christusgeburt erstmals festgeschrieben, und das hat sich dann auch durchgesetzt.
Am Vorabend der Zeitenwende
Gut, aber bleiben wir mal bei dem schönen Märchen, das uns in unserer Kindheit erzählt wurde.
Also: Das Christuskindlein kam da irgendwann in der Nacht auf die Welt. Und in vielen Ländern wird diese Geburt ja auch erst am Morgen des 25. Dezembers gefeiert.
Fest steht: Am 24. Dezember war dem Mythos nach Jesus zumindest tagsüber noch nicht auf der Welt.
Aber dessen Ankunft kündigte sich schon an und damit die große Zeitenwende, in der „Gottes Sohn“ alles wieder gut machen sollte, was „Gottes erster Sohn“ bzw. die „erste Tochter“ im Garten Eden verbrochen haben. Daher setzte die katholische Kirche auf ihren Heiligenkalender just am Tag vor Christi Geburt den „Feiertag von Adam und Eva“.
Dies zum Gedenken, dass dies nun aber wirklich der allerletzte Tag gewesen sein sollte, an dem die beiden unrühmlichen ersten menschlichen Kreaturen, die Gott geschaffen hat, mit ihrer Energie wirkmächtig sind.
Mit der Geburt des Erlösers (eigentlich mit dessen Kreuzestod und der darauffolgenden Auferstehung 33 Jahre später), sei eine ganz neue Epoche eingeleitet worden. Aber gut, was sind schon 33 Jahre in der großen Weltgeschichte? Und das besondere an dieser Geburt war ja auch die Vorsehung Gottes, seinen „eingeboren“ Sohn später grausam hinschlachten zu lassen, damit die Menschen von der Erbsünde erlöst und damit die Welt eine bessere wird.
Wenn man sich so anschaut, was in den letzten 2.000 Jahren alles so passiert ist und was die „erlösten“ Menschen alles so angestellt haben, können da ja leichte Zweifel an der ganzen Story aufkommen. Aber das ist eine andere Geschichte.
Aber genau wegen dieser erlösenden Zeitenwende wurde unmittelbar vor dem Christfest Adam und Eva auf den Kalender gesetzt. Damit sollte angezeigt werden, dass die Menschwerdung Gottes den Zugang zum Paradiesgarten wieder eröffnen sollte.
Tja, einen Paradiesgarten stelle ich mir persönlich auch anders vor, als das was wir hier auf Erden so vorfinden. Aber sei’s drum. Irgendwie ist das ja auch ein sympathischer Zug der Kirchenväter und Kalendermacher, nicht ganz auf die Stammeltern zu vergessen.
Ist Eva heilig?
Jetzt steht also im katholischen Heiligenkalender am 24. Dezember „Adam und Eva“. Spannend: Sämtliche anderen Tage, die hier Tag für Tag aufgelistet sind, beziehen sich allesamt auf Namen von Heiligen.
Stellt sich jetzt die Frage: Ist Eva heilig! Wer und wann und aus welchem Grund wurde sie heilig gesprochen. Das gleiche gilt übrigens auch für Adam.
Jetzt gibt es für die Heiligsprechung zwei wichtige Kriterien:
Diese ist zum einen eine feierliche Erklärung des Papstes über das vorbildlich christliche Leben eines Menschen.
Da wird’s gleich einmal schwierig: Weil vom Christentum war noch lang keine Rede als Eva und Adam auf Erden wandelten. Dann braucht es für eine Heiligsprechung auch noch entweder ein nachgewiesenes Wunder oder ein Martyrium, dem die betreffende Person ausgesetzt war und mit dem sie ihren christlichen Glauben verteidigt hat.
Da drängt sich die Frage auf, ob der Rausschmiss aus dem Garten Eden als Martyrium durchgeht (sicherlich nicht als christliches, weil – wie gesagt – Christentum gab’s ja damals nicht). Bleibt nur das Wunder. Und die ganze Geschichte mit dem Ungehorsam von Eva grenzt ja schon an ein solches. Sie hat eine Frucht vom Baum der Erkenntnis gepflückt und gegessen und damit der nachfolgenden Menschheit ermöglicht, gut von böse zu unterscheiden. Was im göttlichen Plan offenbar nicht vorgesehen war. Übrigens hat Gott das Eva nicht verboten, sondern explizit nur Adam. Denn Eva war, wie Gott das Früchte-Essverbot ausgesprochen hat, gar nicht anwesend. Warum? Weil sie laut Bibel da noch gar nicht erschaffen war. Ihr hat er auch danach ausdrücklich nicht verboten, vom Baum der Erkenntnis zu essen.
Wir finden zumindest keine entsprechende Bibelstelle.
Auch interessant: Nach der katholischen Glaubenslehre haben die Heiligen alle auch für irgend etwas bestimmtes die „Patronanz” über, sind gerne auch Schutzheilige für Berufsgruppen, damit diese wissen, an wen sie sich im Bedarfsfall für Fürbitten und Beistand wenden können. Da machen auch die Ureltern der Menschheit keine Ausnahme. Und so ist Adam der Patron der Gärtner, weil er ja den Garten Eden bewirtschaftet hat und Eva ist für die SchneiderInnen zuständig, weil sie darum bemüht war, ihre Nacktheit nach dem Sündenfall zu bedecken.
Eva in der Mutternacht
Wie wurde Eva in weiterer Folge zur Stammmutter der gesamten Menschheit?
Genau durch diese Vertreibung aus dem Paradies! Denn erst dann haben die beiden einander „erkannt“, das bedeutet, sie hatten Geschlechtsverkehr und in Folge dessen wurde Eva schwanger. Im Paradies hätte Eva auch keine Kinder bekommen. In ihrer ganzen Unschuld haben sie da ja nicht einmal bemerkt, dass sie nackt waren und der „kleine Unterschied“ ist ihnen da offenbar auch nicht aufgefallen.
Diese besondere Nacht der Wintersonnenwende bzw. jene von 24. auf 25. Dezember wird auch „Modraniht“ – die „Nacht der Mütter“ genannt, die später im Römischen Reich in „matrum noctem“ umgewandelt wurde.
Und Eva als die Urmutter der Menschheit passt natürlich ausgezeichnet als Kalenderfigur des 24. Dezembers, in den Tag vor der Mütternacht. Ebenso wie all die anderen Göttinnen, die rund um die Wintersonnenwende geehrt werden, weil sie das Licht in die Welt bringen (siehe auch dieser Blogbeitrag).
Warum stellen wir einen Baum auf?
Jetzt stellen wir am Weihnachtsabend ja gerne einen Baum auf.
Warum eigentlich? Ist das christlich? Kommt der in der Bibel vor?
Ja natürlich! Zwar nicht bei der Geburt des Heilands. Aber was war denn da im Garten Eden?
Richtig: Der Baum der Erkenntnis.
Und nebenbei auch bemerkt der Baum des Lebens, wie wir in vielen anderen Mythologien auch finden.
Und dieses uralte Symbol triggert bei uns ein ganz archäisches Gefühl der Lebenskraft, der Hoffnung und der Zuversicht und deswegen holen wir diesen in der dunkelsten Zeit im Jahr so gerne zu uns in die gute Stube.
Die Bibel berichtet nicht, welche Früchte da am biblischen Baum der Erkenntnis hingen. Aber landläufig hat sich das Bild des Apfels durchgesetzt.
Und? Was baumelte früher fröhlich auf den alten bäuerlichen Christbäumen?
Natürlich Äpfel, heute oft nachempfunden durch rote Christbaumkugeln.
Der Ursprung des Christbaums geht wahrscheinlich auf das alte Ritual des „Paradeisspiels“ zurück, in dem der „Paradeisbaum“ eine zentrale Rolle spielt.
Im Mittelalter wurden nämlich in vielen Regionen Europas in den Kirchen Theaterstücke aufgeführt, die der gemeinen Bevölkerung die Lehren der Bibeln vermitteln sollten. Ein solches Moralitätenspiel war auch das Paradeisspiel, das den „Sündenfall von Adam und Eva“ darstellt und generell an deren Feiertag, dem 24. Dezember zur Aufführung kam.
Da im Winter jedoch alle Obstbäume kahl sind, musste ein Nadelbaum herangezogen werden, der dann mit den schönen rotbackigen Winteräpfeln behängt wurde, damit er glaubhaft als Baum der Erkenntnis rüberkam. Ergriffen von diesem Sündenfall, der den Menschen am Abend des 24. Dezembers gar schauderhaft vor Augen geführt wurde, war dann die Christmette und der Weihnachtsgottesdienst am 25. Dezember gleich noch um ein Vielfaches wirkungsvoller.
Christbaum als Treppenwitz der Geschichte
Und da gibt es im biblischen Geschehen noch einen weiteren wichtigen Baum, nämlich jenen der hebräisch-kaanaitischen Urmutter Ascherah. Diese wurde mit einem Kultpfahl, der einen stilisierten Baum darstellt, gefeiert und verehrt. Diese alte Muttergöttin stand an den Anfängen der biblischen Geschichte in großer Konkurrenz zum noch neuen jüdischen Gott. Sie wird etwa 40 Mal im Alten Testament erwähnt. Dies allerdings mit den wildesten Warnungen und Anweisungen, ihren Kult niederzumetzeln und auszurotten.
Der alttestamentarische Gott war in seinen Jugendjahren ja in ständiger Konkurrenz und Gefahr, dass andere „Götter“ besser, interessanter, attraktiver sein könnten, daher ließ er in seinem Ersten Gebot ja auch gleich festschreiben, dass wir keine anderen Götter neben ihn haben sollen. Das betraf natürlich auch die viel älteren und mächtigeren Muttergöttinnen, wie eben Ascherah. Zu Ehren dieser Göttin wurde ein Baumstamm ohne Wurzeln aber mit stehengelassenen Zweigen aufgestellt.
Und jetzt kommt genau so einer durch die Hintertüre als Weihnachtsbaum am Heiligen Abend in unsere Wohnzimmer und, nebenbei bemerkt, auch in die christlichen Kirchen, sogar bis hin zum Petersplatz im Vatikan.
Wenn das nicht ein Treppenwitz der Geschichte ist! Die alte Baumgöttin lacht sich da sich ganz schön ins Fäustchen.
Auf artedea.net findet ihr noch viel ausführliche Geschichten zu
Eva
Ascherah
Mein Tipp: Nehmt euch doch zu Weihnachten ein bisschen Zeit, um euch in die Geschichten der beiden alten Muttergöttinnen zu vertiefen. Sehr Erkenntnis-reich!
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Bildquellen:
day-g2289ec15b_1920 / pixabay.com
Eva / artedea.net
christmas-g30c6d2161_1280 / OpenClipart-Vectors / pixabay.com
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Weitere Geschichten rund um den Advent, die „Weihenächte“ sowie die Rauhnachtszeit finden sich in den artedea-eBooks:
Julfest: Das Fest des wiederkehrenden Lichts
Die Magie der Sperr- und Dunkelnächte
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