Der gesamte Monat Februar wurde früher „Weibermonat“ genannt, denn nach alten Überlieferungen hatten die Frauen im Februar besondere Vorrechte.
In vielen Fastnachtsbräuchen gibt es daher heute noch besondere Tage für Frauen. Das erinnert daran, dass im Februar im Zeichen einer Fruchtbarkeitsgöttin stand, die ihre Kraft den Frauen übertrug.
Das ist z.B. die keltische Göttin Brigid, die dem Mythos nach, Anfang Februar alle Verletzungen des Winters heilt und das grüne Sprießen anregt. Was auch immer gefroren ist, erwärmt sie jetzt mit ihrem starken Feuer. Damit ist sie gleichermaßen eine Feuer- wie eine Wassergöttin, denn jetzt beginnt das Eis wieder zu schmelzen und die Quellen und Bäche zu fließen. Im übertragenen Sinne gilt das auch für das Leben der Menschen, das nach der dunklen, kalten Zeit wieder in Fluss kommt.
Nach der Zeit der Kargheit kündet sie jetzt von Wonne und Fülle, die ins Leben kommen werden. Was immer von Leid erfüllt ist, wird durch die Brigid-Energie in Freude gewandelt.
Die irische christliche Kirche hatte im frühen Mittelalter den Brigid-Festtag und ihre Bräuche übernommen – und bei dieser Gelegenheit aus der keltischen Göttin Brigid eine katholische Heilige gemacht. Irische Missionare verbreiteten die „heilige Brigitta“ und damit auch einige der alten Imbolc- bzw. Brigid-Bräuche. Am Platz des alten Tempel der Göttin Brigid im irischen Ort Kildare wurde eine Kirche und ein Kloster zu Ehren der Heiligen Brigitta errichtet. Bis heute brennt hier ihre „ewige Flamme“.
In Brigids Tempel versahen 19 Priesterinnen ihren Dienst. Im heutigen Kloster sind dies 19 Nonnen.
Ausschweifendes Fest der Wölfin
Im antiken Rom fand die wiederkehrende Lebensenergie bei den Festivitäten zu Ehren der Juno-Februata – den Lupercalia („Fest der Wölfin”) ihren Ausdruck. Speziell Frauen haben – der Überlieferung nach – bei diesen Festen die Wiederkehr des Lebens nach dem langen Winter ausgiebig in sexueller Freizügigkeit und mit „orgiastischen Riten“ gefeiert.
Dabei soll auch das eine oder andere erotische Spiel ausprobiert worden sein.
Das gefiel den Kirchenmännern der aufkeimenden und neu installierten christlichen Staatsreligion im Alten Rom allerdings gar nicht.
Daher wurde zuerst einmal der „Märtyrer Valentin“ erfunden, um die Göttin zu ersetzen. Dieser hat sich bis heute im Valentinstag erhalten, bei dem es im Kern ja immer noch darum geht, die Frauen zu ehren, indem man ihnen z.B. Blumen schenkt.
Maria muss gereinigt werden
Die beiden Heiligen – Brigitta und Valentin sind aber vielfach schlicht durch Maria ersetzt worden und so ist der erste Marien-Feiertag im katholischen Kirchenjahr „Mariä Lichtmess“ am 2.Februar.
Die Energie, die in der Natur zu spüren ist – das heller werdende Licht, die ersten Frühlingsboten, die beginnende Schneeschmelze, die „Frühlingsgefühle“, die den Menschen und auch Tieren ab nun einschießen und zur sexuellen Aktivität anregen – haben allesamt mit Aufbruch, Neubeginn und aufkeimender Lebenslust zu tun.
Und das wurde bei den Festen und Ritualen rund um die alten Göttinnen auch zum Ausdruck gebracht.
Allzu sinnlich und lebensfroh durfte es allerdings bei einem Fest der keuschen Maria nicht zugehen. Es musste also eine schlüssige Erklärung herhalten, warum Maria zu Beginn des Februar gefeiert wird.
Und da griff man auf die alttestamentarische Auffassung zurück, dass eine Frau nach der Geburt eines Sohnes 40 Tage „unrein“ ist (nach der Geburt eines Mädchens sogar 80 Tage). Nach jüdischem Gesetz muss sich eine Frau nach Ablauf dieser Frist einem speziellen Reinigungsritus unterziehen, um wieder in die Gemeinde aufgenommen werden zu können. Nun: Weihnachten liegt 40 Tage zurück, Maria hat einen Sohn geboren, also ist sie jetzt zu „reinigen“.
Mal ganz abgesehen von dieser patriarchalen Perversion, die das Hervorbringen des neuen Lebens als verunreinigenden Akt ansieht, ist das Thema „Reinigung“ ein Aspekt dieser Energie Anfang Februar.
Nach der dunklen Zeit, die in den Häusern verbracht worden ist, begann man in früheren Zeiten Anfang Februar mit den ersten Arbeiten: So wurden nach der Schneeschmelze die Speicher und Vorratskammern gereinigt, die ja zu diesem Zeitpunkt recht leer waren, weil die gelagerten Lebensmitteln nahezu aufgebraucht waren. Es wurde mit kleinen Ausbesserungsarbeiten begonnen, die Viehweiden und die Zäune wieder hergerichtet, Winterschäden an Stallungen und Häusern repariert.
Mit dem neuen Licht, mit der frischen Luft haben auch heute noch viele das Bedürfnis, einmal alles richtig durchzuputzen, die Fenster weit aufzumachen, die Kleiderschränke auszumisten und vielleicht auch dem Körper eine Reinigungskur in Form einer Entschlackung zu gönnen.
Mariä Lichtmess beschränkt sich vor allem auf diesen Reinigungs-Aspekt und lässt die sinnlich-lebensfrohe Energie, wie wir sie bei den Ritualen der alten Göttinnen finden, weitestgehend unbeachtet.
Die vielen heiligen Frauen im Februar
Allerdings hat auch die katholische Kirche bemerkt, dass die weibliche Energien (jene Frische, mit der die Frühlingsgöttinnen gefeiert wurden) nun ganz besonders stark zu spüren ist. Daher ist der Februar jener Monat mit den meisten Festen im Kirchenjahr, die den heiligen Frauen geweiht sind. Diese sind im Februar:
1. Heilige Brigitta, Äbtissin in Kildare
2. Maria Reinigung und Lichtmess – Wetterregel: Ist’s an Lichtmess hell und rein, wird’s ein langer Winter sein. Wenn es aber stürmt und schneit, ist der Frühling nicht mehr weit.
3. Anna-Marientag, Gedenktag der Ordensgründerin Maria Anna Rivier, der Heiligen für schwangere Frauen
4. Heilige Veronika (sie gilt als Jüngerin Jesu)
5. Heilige Agatha von Catania, Jungfrau, Märtyrerin, Nothelferin (Agatha heißt übersetzt „die Gute“, und hat viel Ähnlichkeit mit der Göttin Bona Dea). In Süddeutschland und Österreich wird „Agathenbrot“ in Form kleiner Brüste gebacken, das am 5. Februar oder an dessen Vorabend gesegnet wird und vor Fieber und Krankheiten der Brust schützen soll – Wetterregel: St. Agatha die Gottesbraut, macht, dass Schnee und Eis gern taut.
6. Heilige Dorothea – Wetterregel: Sankt Dorothee bringt oft noch Schnee. / Bringt Dorothee uns noch viel Schnee, dann bringt der Sommer recht viel Klee.
7. Maria von der Vorsehung (Eugènie Smet), Ordensgründerin
9. Apollonia von Alexandria, Märtyrerin – Wetterregel: Ist’s an Apollonia feucht, der Winter erst sehr spät entfleucht.
10. Heilige Scholastika, Nonne
11. Maria – Unsere Liebe Frau in Lourdes sowie Euphrosyne von Alexandria – transsexuelle Heilige (hat 40 Jahre als Mönch gelebt, bis man erst kurz vor ihrem Tod ihr wahres Geschlecht erkannte)
12. Heilige Eulalia von Barcelona, Märtyrerin – Wetterregel: Sankt Eulalia Sonnenschein bringt viel Obst und guten Wein. / Eulalia im Sonnenschein bringt Äpfel viel und Apfelwein.
13. Katharina de’Ricci, Mystikerin
14. Valentin – Verehrungstag von Frauen, wo ihnen Blumen geschenkt werden
16. Heilige Juliana, Märtyrerin – Wetterregel: Friert‘s um Juliana plötzlich, bleibt der Frost nicht lang gesetzlich.
18. Heilige Konstantia, Märtyrerin
20. Heilige Corona, Märtyrerin
25. Heilige Walburga, Äbtissin in Heidenheim,
Juliana von Nikomedien, Märtyrerin – hilft bei Entbindungen und Infektionskrankheiten
28. Heilige Silvana, Märtyrerin
Weibertanz und Mötzenbestohl – die besonderen Frauentage im Fasching
Abgesehen von den katholischen Frauenfeiertagen gibt es auch zahlreiche Bräuche, die im Zuge der „närrischen Zeit“, des Faschings gerade den Frauen viel Freiheiten einräumten.
Noch heute gibt es in den Fastnachtsbräuchen ganz besondere Tage für Frauen:
In Flandern wird der Faschingssamstag auch Frauensamstag genannt.
Der Donnerstag davor ist vielenorts als Weiber-Fastnacht bekannt, in der Frauen offiziell das Regiment in den Städten und Dörfern übernehmen.
Beim Weiberfest in Irland (dem Ursprungsland der Göttin Brigid) feiern Frauen am 1. Februar sich selbst, indem sie köstliche Mahlzeiten zubereiten und gemeinsam verspeisen.
Aus dem Alemannischen ist der Brauch des Weibertanzes überliefert, wo es offenbar recht feucht-fröhlich zugeht und verheiratete Frauen es mit Gesang und Tanz im berauschten Zustand toll treiben und sich teilweise sogar entblößen. Diese Entblößung betraf früher vor allem auch die Haare.
Das kennen wir auch vom traditionellen Kölner Karneval, wo sich Frauen bei der Weiber-Fastnacht gegenseitig die Hauben vom Kopf reißen, was man Mötzenbestohl nennt. Die Haube als Zeichen der verheirateten Frauen, die ja unter eine solche sprichwörtlich gekommen sind, wird herunter gerissen, damit die Frau für diese eine Nacht offensichtlich nicht als Ehefrau zu erkennen ist oder sich nicht als solche fühlt – was mitunter promiskuitives Treiben wie im Alten Rom bei den Festen der Februata erlauben dürfte …
Wie auch immer, es gibt viel Grund zu feiern:
Die Erdgöttin Brigid, Juno Februata oder die Muttergöttin Maria hat zu Winterbeginn das Licht „geboren“, in Form des wiederkehrenden Sonnenlichts oder eines neuen Lichtgottes.
Nun hat sie sich gut von der schweren Geburt im Winter erholt und das „Sonnenkind“ wächst heran.
Und damit auch die Natur und unsere Lebenskraft.
Und es muss dabei weder zwingend einer christlichen Heiligen noch einer keltischen oder römischen Göttin dafür gehuldigt, sondern einfach nur die Lebendigkeit gefeiert werden, die wir jetzt in der Natur – und hoffentlich in uns selbst – zu spüren beginnen.
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Mehr zu den Ritualen, Festen und Göttinnen im Februar gibt es im artedea-E-Book:
Pingback: Februar ist der „Weibermonat“ | athurablog
Hat dies auf Schwesternschaft der Rose rebloggt und kommentierte:
Vielen Dank
Liebe Andrea,
Vielen herzlichen Dank für deine göttlichen Worte & Bilder!
Ich kenne kaum eine Webseite auf der ich so gerne hängenbleibe und die so umfassend, vielseitig und gleichzeitig detailliert von all den Göttinnen erzählt die viele schon vergessen haben!
Ein inspirierendes Werk – Ich verbeuge mich!
Alles Liebe & Namastè,
Patricia
Herzlichen Dank Andrea!
„Brigid (…) Damit ist sie gleichermaßen eine Feuer- wie eine Wassergöttin, denn jetzt beginnt das Eis wieder zu schmelzen und die Quellen und Bäche zu fließen. (…) Bis heute brennt hier ihre „ewige Flamme“.“
GAL (paläolinguistisch) – baskisch gleich Wärme.
Das Herdfeuer…
Auch von daher ist für mich nicht nachvollziehbar, dass z.B. in der Astrologie das Element Feuer mit „männlich“ gleichgesetzt wird! Wer wärmt? Die Mutter.
„Mal ganz abgesehen von dieser patriarchalen Perversion, die das Hervorbringen des neuen Lebens als verunreinigenden Akt ansieht, (…)“ Ganz genau!
Danke für diesen Artikel.:-)