Heute, am 29. Juni ist der Feiertag der Umarmung. Dieser wurde von der US-amerikanischen „Hugs for Health Foundation“ ins Leben gerufen. Es ist wissenschaftlich erwiesen, dass Umarmungen einen positiven Effekt auf die Gesundheit haben. Studien haben gezeigt, dass Umarmungen den Blutdruck senken können und eine Präventivwirkung gegen Depressionen haben.
Die bekannte amerikanischen Psychotherapeutin Virginia Satir sagte: „Wir brauchen vier Umarmungen pro Tag, um zu überleben. Wir brauchen acht Umarmungen am Tag, um gesund zu bleiben. Wir brauchen zwölf Umarmungen pro Tag für persönliches Wachstum.“
Göttinnen der Umarmung
Und natürlich gibt es auch Göttinnen, die umarmen:
Die afrikanische Schöpfungsgöttin Mawu zog sich nach ihrem Schöpfungswerk in ihr Heim im Himmel zurück. Ihr Mythos erzählt, dass sie seither schützend die Erde und die Menschen umarmt.
Der Name der ägyptische Nil- und Wassergöttin Anqet bedeutet einfach „die Umarmende“. Dies weist auf auf die Nilflut hin, die das Fruchtland „umarmt“.
Die ebenfalls ägyptische Nut, die als die Große Tiefe oder als das Himmelsgewölbe verehrt wurde, spielte eine wichtige Rolle im ägyptischen Totenkult: Sie streckt sich beschützend über den Toten aus. Auf die Innenseiten der Sarkophag-Deckel gemalt, hält sie die Verstorbenen gleichsam in ihrer Umarmung, bemuttert und beschützt sie auf ihrer Reise.
Eine folgenschwere Umarmung erlebte Anna, die Urmutter der ChristInnen. Nachdem ihre Ehe mit Joachim jahrelang kinderlos geblieben war, begab sich dieser in die Wüste, wo er 40 Tage lang fastet und betet. Es erschien ihm (und auch zeitgleich der in Jerusalem verweilenden Anna) ein Engel, der den beiden die Geburt eines Kind ankündigte. Freudig kehrt Joachim nach Jerusalem zurück und umarmte Anna an der „Goldenen Pforte“, dem Eingang zum Tempel Jerusalems. Genau in dieser Umarmung soll Maria entstanden sein.
Bei der Qualität bzw. genauen Durchführung dieser Umarmung schieden sich lange Zeit die Geister innerhalb der christlichen Religionen: Gab es bei dieser Umarmung Annas und Joachims einen Austausch von Körperflüssigkeiten oder nicht?
Ist mit der „Goldenen Pforte“ tatsächlich der Eingang zum Tempel Jerusalems gemeint oder jener zum „Tempel“ des göttlichen Körpers der Anna? Am 8. Dezember 1854 schließlich stellte Papst Pius IX. Nach Jahrhunderte langer Diskussion die „unbefleckte Empfängnis Mariens“ als unumstößlichen Glaubenssatz, als Dogma fest. (Nicht zu verwechseln mit der jungfräulichen Geburt, mit der Maria ihren Sohn Jesus geboren hat.)
Eine Umarmung kann auch beengend sein, wie es die Geschichte der Papa-tua-nuku, der „Große Mutter“ der Māori erzählt. Sie und ihr Mann Rangi sind das ursprüngliche Paar und erscheinen in der Schöpfungsgeschichte der Māori als die BegründerInnen der Welt.
Die beiden lebten in absoluter Einheit und umarmten sich ständig in großer Liebe.
Das Schöpfungspaar hatte viele Söhne, die in der beengten Dunkelheit zwischen den sich innig umarmenden Eltern lebten. Sie sahen sich gezwungen, sich aus dieser beengten Situation zu befreien und mussten diese enge Umarmung der Eltern trennen. Damit sahen sie zum ersten Mal Licht und hatten den Raum, sich zu bewegen.
So wurde er Himmelsgott und sie die Göttin Erde.
Papa-tua-nuku und Rangi betrauern ihre Trennung bis heute. Rangis Tränen fallen zur Erde, um ihr zu zeigen, wie sehr er sie liebt. Wenn der Dunst sich in den Wäldern empor hebt, ist dies ein Zeichen der Wärme vom Körper der Papa-tua-nuku und ihrer Sehnsucht nach Rangi.
Vielleicht wollt ihr heute einem (oder mehreren) Menschen eure Zuneigung durch eine Umarmung zeigen. Wenn das Irritationen auslösen sollte, dann könnt ihr euch ja auf den offiziellen Umarmungs-Feiertag berufen.
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Weitere Informationen zu den erwähnten Göttinnen:
Anna
Anqet
Maria
Mawu
Nut
Papa-tua-nuku