Hexensilvester, Día de los Muertos, Trinox Samonis, Samhain, Halloween – und was feierst du?

Halloween/Samhain ist ein ganz besonderer Punkt im Laufe des Jahres. Diese magisch-mystische Nacht von Ende Oktober auf Anfang November.
Kurz zu den beiden Bezeichnungen für diese Nacht:
Sam ist das irische Wort für „Sommer“, hain kommt von huin = „Ende“. Also: Der Som­mer ist mit der allerletzten Ernte end­gültig vor­bei. Nun beginnt die wirklich dun­kle Jah­res­zeit, die bis zu Imbolc (Anfang Februar) an­hält.
Halloween hat seinen Ursprung in „All Hallowed Evening“ (ver­kürzt: „All Hal­lows´ Eve“, „Hallow-Even“ und schließ­lich: Hallowe’en). Der Name be­deu­tet in etwa: Abend vor Allerheiligen.
In vielen Kul­tu­ren glaubt man, dass es be­stimm­te Zeiten im Jahr gibt, in denen die „Schleier zu an­deren Wel­ten“ be­son­ders dünn, die Pfor­ten zur To­ten­welt be­sonders durch­läs­sig sind.
Das kommt von der An­nah­me, dass ein Zyklus – jener des alten Jah­res – zu Ein­bruch der Dun­kelheit am 31. Ok­tober endet und der neue mit dem näch­sten Ta­ges­an­bruch be­ginnt.
Die dazwischen lie­gen­de Nacht galt da­her viel­fach als „Freiraum“, der zum einen dieChan­ce birgt, be­son­ders gut mit je­nen, die in diesen an­deren Wel­ten sind, zu kommunizieren.
Andererseits fürch­te­te man sich na­tür­lich auch davor, dass hier so man­cher ungebe­te­ne Gast auftaucht, der im harm­losesten Fall eini­gen Scha­ber­nack im Sinn hat. Daran erinnern die vielen modernen „trick or treat“-Bräuche.
Besonders im al­pen­län­di­schen Raum herrsch­te der Glaube, dass die Geister der Verstorbenen mit Beginn der Dun­kelheit ihre irdischen Wohn­stätten wie­der auf­suchen.

Die durch­läs­sige Zeit

Die Übergangs­nacht vom Oktober in den No­vember wird von vielen als so eine „durch­läs­sige Zeit“ angesehen.
Das taten schon die KeltInnen, es wurde vom katholischen Christen­tum übernommen, nicht von unge­fähr wird genau zu diesem Zeitpunkt Allerheiligen und Allerseelen begangen.
Rund um diese Chance und um die möglichen Gefahren, rankt sich das Brauchtum dieser Zeit.
Wird Allerheiligen in unserem Kulturkreis eher beschaulich und schwermütig begangen, so geht es in anderen Teilen der Erde viel le­ben­diger und fröhlicher zu.
So gehen die Fa­milien in Me­xi­ko am „Día de los Muertos“ auf die Fried­höfe, um auf den Grä­bern im Clan zu­sammen mit den Ver­stor­be­nen zu spei­sen und zu trin­ken.
Nach alt­me­xi­ka­ni­schem Glau­ben kom­men die Toten nämlich einmal im Jahr zum En­de der Ernte­zeit zu Besuch aus dem Jen­seits und feiern ge­mein­sam mit den Lebenden ein fröhliches Wie­dersehen mit Musik, Tanz und gutem Essen. Auf west­li­che Kulturen wirkt der Um­gang der Mexi­ka­nerIn­nen mit dem Tod eher be­fremd­lich, da er dort nicht tabui­siert, sondern als etwas be­trach­tet wird, vor dem man sich nicht zu fürch­ten braucht, etwas, dem man je­derzeit mit Ironie begeg­nen kann. Denn schon im al­ten aztekischen Glauben wurde der Tod nicht als Ende, son­dern als Anfang neuen Le­bens, als eine Über­gangsphase zu einer ande­ren Da­seinsform gesehen.
Die matriar­cha­len Wurzeln die­ses Festes ver­mit­teln das Wis­sen, dass die „ver­schie­de­nen Welten“ im Aus­tausch mit­ein­an­der ste­hen.
Tod ist kein defi­ni­ti­ves Ende, er steht für Ver­wand­lung, Trans­for­mation in der Tiefe und schließ­lich für Wieder­ge­burt.
Vermischt mit dem christlichen Glauben ent­stand in Mexiko einzigartiges kulturelles Fest, das die Bräuche des vorspanischen Mexiko teilweise weiterleben lässt.
 2003 wurde daher der mexikanische Tag der Toten von der UNESCO in die Liste der Meisterwerke des mündlichen und imma­te­riel­len Erbes der Menschheit aufgenommen.

Einer der ältesten Fest­ta­gen der Mensch­heit

Der Vorläufer von Sam­hain wurde in Irland schon vor 5.000 Jahren ge­feiert. Es zählt somit zu den immer noch be­kannten ältesten Fest­ta­gen der Mensch­heit.
Im November 1897 wurde ein auf mehreren Bronzetafeln niedergeschriebener keltischer Kalender aus der gallo-römischen Zeit namens Coligny entdeckt.
Auf diesen Bronzetafeln sind 64 Monate verzeichnet, die vermutlich zum Berechnen günstiger Tage für Zeremonien, Feste und politische Ereignisse genutzt wurden.
Im Monat Samonios gibt es einen Eintrag namens „Trinox Samonis” an.
Dies kann als die drei (Fest-)Nächte von Samhain gedeutet werden.
Rekonstruiert ist das keltische Herbstfest als Übergang der beiden Jahreshälften Samos und Giamos.
Samos bedeutet Sommer oder angenehme Jahreshälfte und Giamos ist der Winter oder die unangenehme Jahreshälfte.
Im keltischen Konzept steht die Polarität dieser beiden Jahreshälften auch für viele andere Dinge, bei denen das Angenehme immer dem Unangenehmen gegenüberliegt. Alles im Leben spannt sich zwischen der immerwährenden Auseinandersetzung der beiden Prinzipien Samos und Giamos.
Das keltische Jahr be­schränk­te sich ja auf die zwei gro­ßen Zeitab­schnit­te Som­mer und Win­ter. Die bei uns üb­liche Aufteilung in vier Jah­res­zeiten mit Früh­ling und Herbst war noch nicht gebräuch­lich.

Hexen-Sil­ves­ter

In modernen Hexentraditionen wurde das übernommen und daher feiern viele am 31. Okto­ber so etwas wie „Hexen-Sil­ves­ter“.

Zu diesem wich­ti­gen Übergangspunkt im Jah­reskreis sollte alles ab­ge­schlossen sein, was es an Aktivi­tä­ten in der Landwirt­schaft ge­ge­ben hat.
Und es war auch der Abend, an dem die häus­liche Ge­mein­schaft der Groß­fa­milie erst­mals wie­der in Ruhe komp­lett zu­sam­men sit­zen konn­te. Und das wur­de ge­feiert.
Man darf sich dies al­ler­dings keinesfalls als ein Fest der Trauer vor­stel­len, wie es seine katho­lische Antithese bzw. Adaptierung Aller­heili­gen/Allerseelen vor­sieht, son­dern ein Fest der Freu­de und des Überflus­ses.
Schließlich war die Ernte mit harter Arbeit ein­gebracht und die Fülle des Sommers ist noch spür­bar.
Das ursprüng­liche Sam­hain ist als üppiges und ausgelas­senes, in ge­wis­ser Weise „or­gia­sti­sches” aber auch „hei­li­ges” Fest überliefert, bei dem Kör­per, Geist und Seele zugleich auf ihre Kosten kamen.
Das Gemälde „Snap-Apple Night” , das 1833 von Daniel Maclise gemalt wurde, veranschaulicht die ausgelassene Stimmung am Abend eines 31. Oktobers in Irland, an dem sich die Menschen mit allerlei Wettspielen, Wahrsagereien sowie Tanz und Gesang vergnügten.
Bei den traditionellen Festivitäten dieser Jahreszeit stand ver­mut­lich weniger die Erotik im Vorder­grund, wie dies zu entsprechenden Anlässen im Frühling und Sommer der Fall war, sondern vielmehr die Ernäh­rung.
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Daher werden tra­di­tio­nell auch die Herdgöttin­nen ge­feiert und ge­ehrt.
Hier gibt es – je nach Gegend – eine Rei­he von tra­di­tionellen Speisen, wie z.B. Hir­sebrei, Allerheiligenstriezel, Seelenkuchen.
Der Volks­glau­be be­sagt auch, dass man so viele Seelen aus dem Fege­feuer be­freit, so viele Körner man isst.
Vielfach wurde in die­ser Nacht ze­re­mo­niell das Herd­feuer in je­dem Haus neu ent­facht, das nun den gan­zen Win­ter über bren­nen wird. Dafür wur­den Höl­zer von al­len Rich­tungen und von neun Arten ge­holt. Diese un­ter­schied­lichen Hölzer sollen alle Mit­glie­der der Gemein­schaft re­prä­sen­tie­ren.
In einigen Familien ist es Brauch, vor Mit­ter­nacht das Feuer aus­ge­hen zu las­sen. Diesem Feuer wur­de noch sym­bolisch alles übergeben, das un­ak­tuell ge­wor­den ist und das man im alten Jahr, in der zu En­de gehenden Zeit zu­rück­lassen will.
Genau zu Mit­ter­nacht, am Über­gang vom 31. Ok­tober zum 1. No­vem­ber wird das neue Feuer ent­facht, das nun bis Frühlings­be­ginn nicht mehr ver­lö­schen soll.
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Dieser Text ist ein Auszug aus dem artedea-eBook

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Bildquellen:
Cailleach / artedea.net
Cempasúchil, alfeñiques and papel picado used to decorate an altar
en.wikipedia.org / Paolaricaurte

Snap-Apple Night, painted by Irish artist Daniel Maclise in 1833
en.wikipedia.org / Maclise.snap.apple.night.jpg
Hestia / artedea.net

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