… Zu Risiken und Nebenwirkungen fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker …
Heute ist Girl’s Day. Solange wir solche Formulierungen wie die oben stehende, tagtäglich ungegendert ins Hirn gebrannt bekommen, werden uns solche netten kleinen Aktionen, wie der Mädchentag – so gut sie auch gemeint sind – nix nutzen.
Genauso wie beim Frauentag am 8. März hätte ich am liebsten, dass es diesen Mädchentag nicht gäbe. Nicht mehr gäbe – weil wir ihn einfach nicht mehr brauchen. Ich träume von einer Welt, in der Menschen kopfschüttelnd in den Geschichtsbüchern lesen, dass es solche Tage gebraucht hat, um das Selbstverständlichste der Welt – die Gleichstellung von Frauen und Männer, die Chancengleichheit von Mädchen gegenüber Buben – durchzusetzen.
Ungleiche Chancen – vom Start weg
Seit 1993 gibt es den Girls‘ Day – auch Mädchen- oder Töchtertag genannt – in den USA. „Take our daughters to work“ hieß die Initiative, die Mädchen auf andere, neue Ideen bei ihrer Berufswahl bringen sollte.
Seit 2001 wird der Girls‘ Day auch in Österreich veranstaltet. Mit mäßigem Erfolg, was die Berufswahl der Mädchen betrifft. In dieser schränken sich Frauen und Mädchen nämlich nach wie vor sehr ein. Bei den Lehrberufen wählt die Hälfte der weiblichen Jugendlichen aus diesen drei: Verkäuferin, Bürokauffrau, Friseurin.
Bei den jungen Männern sind im Ranking der Top Ten die Lehrberufe in der Metalltechnik, Elektrotechnik und Kraftfahrzeugtechnik an den ersten drei Stellen.
Allein das spricht schon eine deutliche Sprache – vom ersten Lehrjahr an ist die Bezahlung bei den von Männern favorisierten Lehrberufen besser, und die Gehaltskurve steigt mit der Anzahl Berufsjahre viel steiler als bei den „weiblichen Berufen“, dazu kommen die wesentlich besseren Karrierechancen – Aufstiegschancen in der selben Berufssparte sowie Umstiegschancen und Weiterbildungsmöglichkeiten.
Zudem ist die Berufswahl der jungen Männer wesentlich breiter gestreut, denn nur 30 % der männlichen Jugendlichen wählen die angeführten ersten drei Lehrberufe, 70 % fallen auf die restlichen 7. Die jungen Frauen wählen unter den Top Ten zur Hälfte die angeführten ersten drei Berufe und beschränken sich somit auf 50 % bei den Berufen von der 4. bis zur 10. Stelle der Beliebtheitsskala.
Diese Statistik ändert sich seit Jahren nur in Nuancen.
Was willst du einmal werden, wenn du groß bist?
Was bestimmt die Wahl des Berufs? Geschlechtsspezifische Erwartungen der Eltern oder des gesellschaftlichen Umfeldes, die Orientierung an Werten und Vorbildern sind oft wichtiger als das persönliche Interesse und die Begabung.
Entscheidend sind vor allem aber auch die Rollenklischees – wie sie in der Familie und im sozialen Umfeld vorgelebt und wie sie in Lehrmitteln, Büchern und Medien vermittelt werden.
Dazu gehört vor allem auch eine geschlechtssensible Sprache. Das Kind, das immer nur die Berufsbezeichnungen „Arzt, Apotheker, Politiker, Pilot, Rechtsanwalt, Ingenieur“ hört, kann sich – soferne es ein Bub ist – gut vorstellen, selbst später so einen Beruf zu ergreifen.
Für Mädchen ist die Hürde da wesentlich höher.
„Mitgemeint“ – das Killerargument gegen gegenderte Sprache – ist eine Kategorie, die ein Kindergehirn nicht kennt.
Arzt, Apotheker, Politiker – das inkludiert einfach, dass das alles Männer sind. Irgendwann begreifen Mädchen natürlich, dass auch ihnen – je nach Begabung, Interesse und Neigung – diese und viele weitere Berufe offen stehen. Wie gesagt: Irgendwann einmal. Für Buben ist das schon immer selbstverständlich.
Daher sollte im Umgang mit Mädchen jeder einzelne Tag Girl’s Day sein und in der Kommunikation mit ihnen die Worte Ärztin, Apothekerin, Politikerin, Pilotin, Rechtsanwältin, Ingenieurin absolute Selbstverständlichkeit sein – als Grundstein für ein selbstbestimmtes Leben mit allen Wahlmöglichkeiten, die das Leben bereit halten kann.
Selbstbestimmte „Göttin“ im eigenen Leben
Aus genau diesem Grund ist mir übrigens auch die Arbeit mit dem Begriff „Göttin“ so wichtig. Der männliche Gott veranlasst Männer der patriarchalen Welt zu einem einfachen Umkehrschluss: Wenn Gott ein Mann ist, dann ist er „einer von uns“, dann ist das Männliche göttlich, ergo – jeder Mann so etwas wie ein Gott.
Wie wichtig ist es, Frauen und vor allem auch Mädchen bewusst zu machen, dass lange bevor es diesen einzigen, eifersüchtigen, rächenden Gott gab, viele Kulturen und spirituellen Richtungen eine weibliche Kraft, ein Göttin als große Schöpfungsenergie kannten und als ganz selbstverständlich wahrnahmen.
Ein Wissen, das Frauen ein völlig anderes Selbstbewusstsein gibt – in ihrem ganzen Leben und nicht zuletzt auch in ihrer Berufswahl, in der Möglichkeit sich zu entfalten, den persönlichen Talenten Ausdruck zu geben, ein Leben in selbst geschaffenem Wohlstand zu führen.
Kleine Anmerkung:
Bei der Göttinnen-Konferenz 2016 in Wien sind auch Mädchen herzlich Willkommen. Für die „Töchter der Erde“ wird es ein spezielles Angebot geben, das dazu beitragen will, dass Mädchen erkennen, wie offen ihnen die ganze Welt steht.
Mehr dazu hier: Töchter der Erde
Herzlichen Dank Andrea!
Du hast vollkommen Recht. Worte sind Sprachmagie. Nicht nur bei Kindern prägen sie das Un_bewusste. Besonders spürbar, wenn frau alles weiblicht. Da sind die Jungs plötzlich ganz sensibel, Huch! Dabei enthält die weibliche Form – nicht nur in der Biologie 😉 – die „männliche“, Bsp.: Politikerin, da ist der Politiker schon mit drin 😉 .
„Und es sprach der Herr…“ Müller, Meyer, Eppes.