Die heutige Nacht von 5. auf den 6. Januar ist die letzte der Rauhnächte – die große Festnacht der alten Muttergöttin Percht. Im Volksglauben heißt sie auch die „Nacht der Wunder“. Jetzt zieht die Percht noch einmal mit der Wilden Jagd über die Welt und verteilt ihre Gaben.
Dieser Tag wurde früher Epiphanie genannt – hergeleitet vom griechischen epiphaneia (= „Erscheinung“). Die Percht erscheint nun in ihrer weißen, strahlend hellen Gestalt und kündigt in der Perath-Nacht, der „Nacht der Leuchtenden“ das neue Strahlen und Leuchten an, das die Zeit des Todes und der Dunkelheit beendet.
Jetzt gibt’s Geschenke
Nicht von ungefähr folgten auch die biblischen Sterndeuter dem hellsten Stern am Himmel.
In vielen Ländern gibt es auch am 6. Januar die Geschenke – folgend der Geschichte, dass die Heiligen Drei Könige dem neugeborenen Kindlein in der Krippe zu Betlehem ihre Gaben brachten.
Der heute übliche Dreikönigsumzug entspricht einer älteren Tradition und ist vermutlich der Bethen-Umzug oder eben vielleicht auch identisch mit dem Perchtenlauf.
Die italienische „Cousine“ der Percht
Von der Percht, den alten Bethen, aus denen die Heiligen Drei Könige hervorgegangen sind, habe ich in den letzten Tagen schon einiges geschrieben.
Daher in dieser letzten Rauhnacht mein Bericht über eine mythologische Figur, die mir besonders gut gefällt: der Befana.
Sie ist sozusagen die italienische Version der Percht. Und die italienischen Kindern bekommen ihre Geschenke von ihr! Die steckt sie in bereitgestellte Schuhe oder Strümpfe.
Im Volksglauben wurde die christliche Heiligengeschichte mit den Erzählungen rund um die alte Muttergöttin vermischt. So soll Befana von den Hirten die frohe Botschaft gehört haben. Der Stern sollte sie zur Krippe führen. Dieser war aber bereits verloschen und so konnte sie die Krippe nicht finden. In der Hoffnung, dass eines der Kinder das Christkind sei, stapfte die Befana mit ihrem Besen von Haus zu Haus und machte allen Kindern Geschenke.
Ihr Erscheinungsbild schwankt zwischen dem einer typisch dargestellten Hexe und einer guten Fee. Letzteres vor allem, weil sie es ja ist, die die Geschenke bringt.
Meist wird sie als alte, störrische Frau beschrieben – genau so hässlich wie gütig. Wer am 6. Januar, dem Tag des Epiphanias-Fests, das der Befana wohl auch ihren Namen gab, geboren wird, gilt auch als eine „befana“ oder ein „befano“, als ein eigenwillig und dennoch liebenswürdig.
Angeblich soll Befana auch durch die Lüfte fliegen können und von oben ihre Gaben auf die Erde fallen lassen. Diese Aufgabe übernahm in spätere Zeiten Santa Claus bzw. der Weihnachtsmann.
Kinder freuen sich auf die Befana und begrüßen sie mit folgendem Gedicht:
La Befana vien di Notte
con le scarpe tutte rotte
il cappello alla romana
viva viva la Befana
Die Befana kommt bei Nacht
mit ihr’n ganz kaputten Schuhen
mit dem Hut auf römische Art
Hoch soll leben die Befana
Loslassen, wünschen, orakeln – das Perchtenfest für die weisen, wilden Weiber
Üblicherweise treffen sich an diesen Abend bzw. in dieser letzten Rauhnacht Frauen, um das Perchtenfest gemeinsam zu feiern. Wie vieles wird dies heuer nicht möglich sein. Doch es ist schön, auch alleine das Perchtenfest zu begehen und sich vielleicht mit anderen Frauen auszumachen, dies zeitgleich zu tun.
Eine alte Rauhnachtstradition ist es, in der Nacht vom 5. auf den 6. Januar entweder über das Perchtenfeuer oder über den sogenannten Perchtentrog zu springen.
Du kannst wählen, ob du draußen im Freien ein Feuer machst, um über dieses zu springen oder in deinen vier Wänden einen „Trog“ aufstellst, über den du springst. Das kann natürlich auch ein großer Topf oder eine weite Schüssel sein. Das Perchtenfeuer kann auch aus einer oder aus mehreren Kerzen bestehen.
Spüre nach, was du im Alten Jahr lassen willst. Wovon du dich befreien willst, um frisch und kraftvoll nach den Rauhnächten im Neuen Jahr anzukommen. Schreibe dies auf kleine Zettel und lasse diese bei einem kraftvollen Sprung über Feuer oder Trog los. Das Feuer wird alles transformieren. Den Trog kannst du dir wie die Gebärmutter der Muttergöttin vorstellen. In diesen fällt jetzt alles, was vielleicht anderswo gebraucht wird. Wenn du die Variante mit dem Trog wählst, dann vertraue die Zettel anschließend einem Element an: Verbrenne sie in einem Feuer, wirf sie in ein fließendes Gewässer, vergrabe sie in der Erde, zerreiße sie in 1000 Schnipsel und streue sie in den Wind …
Mit diesem Perchtensprung landen wir nicht nur in der Realität des Neuen Jahres.
Diese Nacht bietet auch eine gute magische Gelegenheit, Wünsche klar auszusprechen und in das Universum zu schicken.
Natürlich sollen die Wünschenden dazu bereit sein, ihre Schritte zur Erfüllung beizutragen.
Den nicht beeinflussbaren Rest soll die Percht mit der Wilden Jagd mitnehmen, wenn sie weiterzieht. Sie bringt sie an einen geheimen Ort, wo die Wünsche „bearbeitet“ werden.
Zur Abrundung des Perchtenfests gibt es traditionell weiße und rote Speisen von denen man natürlich von allem ein Schälchen für die Percht und die Wilde Jagd hinausstellt, damit sie sich stärken können, bevor sie weiterziehen.
Mit all dem kann heitere Gelassenheit in uns einziehen, mit der wir in das Neue Jahr starten können – alles wird sich entwickeln.
Mehr Infos zu den erwähnten Göttinnen:
Befana
Percht
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Mehr zu den Mythen, Bräuchen und Geheimnissen der Rauhnächte gibt es hier:
eBooks:
„Die Magie der Sperr- und Dunkelnächte“
„Julfest: Das Fest des wiederkehrenden Lichts“
„Von den rauen Nächten und der Wilden Jagd“
„Geschichten vom Weihnachtsmann, Muttergöttinnen, Schamanen und Rentier-Damen” – gratis Download
„Magische Misteln”
„Die magischen Geschichten der Glückssymbole“ – gratis Download
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„Mit starken Frauensymbolen durch die Rauhnächte”
„Mit Göttinnen-Kraft durch die Rauhnächte“
„Mit der Magie der Zahlen durch die Rauhnächte“
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Bildquellen:
Befana / artedea.net
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