Mich schaudert!

Zufällig klicke ich gestern im ORF-Fernsehprogramm auf den Gründonnerstag-Gottesdienst aus dem Wiener Stephansdom.
Da liest eine Frau gleich zu Beginn aus der Bibel, nämlich aus Exodus 12.
Da gibt es zuerst einmal ein recht ausführliches Kochrezept, wie ein Lamm zuzubereiten ist, wie man bei dem Mahl adjustiert sein soll und dass man dieses hastig essen soll. Warum man es nicht genussvoll und langsam essen darf, darüber gibt die Bibel keine Auskunft.
Okay, denke ich mir noch, andere Länder, andere Zeiten, andere Sitten.

Kinderermordungen und Menschenausrottung

Dann aber kommts, denn gleich folgt folgende Bibelstelle:
„Denn ich will in dieser Nacht durch das Land Ägypten schreiten und alle Erstgeburt in Ägypten sterben lassen sowohl von den Menschen als vom Vieh, und ich will an allen ägyptischen Göttern ein Strafgericht vollziehen, ich, der Herr!“ (Exodus 12,12)
Jetzt macht auch das Lamm-Schlachten Sinn, denn die Menschen haben von Gott die Anweisung bekommen, mit dem Blut des Tieres ihre Türpfosten zu bestreichen, denn in Exodus 12,13 steht geschrieben:
Dabei soll dann das Blut an den Häusern, in denen ihr euch befindet, ein Zeichen zu eurem Schutz sein; denn wenn ich das Blut sehe, will ich schonend an euch vorübergehen, und es soll euch kein tödliches Verderben treffen, wenn ich den Schlag gegen das Land Ägypten führe.“

Danach sollen die Menschen noch 7 Tage ungesäuertes Brot essen. Strafandrohung:
„Wer Gesäuertes isst, ein solcher Mensch soll aus der Gemeinde Israel ausgerottet werden!“ (Exodus 12,19)
Und das ganze soll von Generation zu Generation ein festlich zu  begehender Gedächtnistag sein.

Welche grauenhafte Keimzelle wurde durch die Heilige Schrift gelegt?

Der Kardinal zieht dann in einer salbungsvollen Rede noch Vergleiche zwischen dem jüdischen Pessach- und dem christlichen Osterfest.
Doch es gibt während der gesamten eineinhalbstündigen Messe kein Wort der Relativierung. Dass der liebe Gott alle Erstgeburten in Ägypten ermordete, bleibt unkommentiert. Ebenso, dass Menschen aus Israel ausgerottet werden müssen.

Wie kann das sein, im Jahr 2024? Angesichts dessen, was in dieser Region der Erde gerade Grauenhaftes geschieht.
Wie kann man diese Bibelstelle aus dem Alten Testament einfach so stehenlassen?
Mich schaudert!

Dann wird noch recht fromm für Gerechtigkeit und Frieden und für die Menschen, die in Angst und Elend leben müssen, gebetet.
Wieviel Gerechtigkeit und Frieden war damals im Alten Ägypten?
Wieviel Angst hatten die ägyptischen Mütter und Väter, deren Erstgeborene durch den jüdischen Gott dahingeschlachtet wurden? Welch Elend ist damals durch diese Gottestaten auf die Erde gekommen?
Und was hat das alles mit uns zu tun, welche Keimzelle wurde da durch die Heilige Schrift gelegt?
Wie wirksam ist dieser zürnende und rächende Gott immer noch?

Und natürlich huldigte der Kardinal auch das Opfer Gottes, dessen Plan es war, auch seinen Sohn niedermetzeln zu lassen, auf dass die Menschen von den Sünden befreit und die ganze Menschheit erlöst wird. Woran wir das heute erkennen können, das frage ich mich auch.

Dann noch die Anweisungen, den Leib Jesu zu essen und sein Blut zu trinken. Da hat es mir immer schon ein bissl gegraust, spooky, die kannibalistischen Riten.

Tja, und wenn Gott an allen ägyptischen Göttern ein Strafgericht vollziehen wollte, dann frage ich mich auch schon, was diese so sträfliches angestellt haben, außer dass sie, um Jahrtausende älter, eine große Konkurrenz für den damals noch jungen jüdischen Wüstengott waren. Was er, der sich ja selbst als eifersüchtig bezeichnet hat, nicht zulassen konnte.
Wie wunderbar und allumfassend sind da vor allem die ägyptischen Göttinnen, lebensspendend und friedlich, in sich ruhend, Glück, Güte und Wohlstand verströmend.
Ich feiere jetzt mal diese an diesem Freitag, der für mich gar nichts an blutrünstigen, schauerhaften, opferbelastenden Energien an sich hat.

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Bildquellen:
Biblische Darstellung Buch Exodus Kapitel 12 / commons.wikimedia.org
Biblische Darstellung Buch Exodus Kapitel 12 / commons.wikimedia.org

 

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