Navratri – ein Fest für Durga, der Dämonenkämpferin

Durga

Durga

Mit viel Liebe, Hingabe und Leidenschaft wird in Indien dieser Tage „Navratri“, das wichtigste Fest der Hindus gefeiert.
Das Sanskrit-Wort Navratri bedeutet „neun Nächte“ und erinnert an den neun Tagen und Nächten dauerndem Kampf, in welcher die Göttin Durga, den Dämon Mahisasura besiegte.
Es wird nach dem hinduistischen Mondkalender im Herbst gefeiert, in diesem Jahr von 25. September bis 3. Oktober. Die Festivitäten beginnen am ersten und enden am zehnten Tag nach Neumond des Monats Aswayuja (September/Oktober). 

In diesen Tagen wird der Göttin Durga gehuldigt. Für die VerehrerInnen von Durga ist dies das höchste Fest im Jahreskreis. Navatri ist auch ein Erntedankfest und markiert den Beginn des Winters.
Gefeiert wird in ganz Indien, besonders in Bengalen, Assam sowie dem hinduistischen Nepal, wo man dasselbe Fest Dasain nennt.
Jede Region hat ihre eigenen Bräuche. So ist es im nordwestlichen Bundesstaat Gujarat Brauch, während der neun Tage von Navratri zu fasten.
Ort der Feiern sind nicht die Tempel, sondern die Zentren des täglichen Lebens: Überall in den schön herausgeputzten Häusern und Höfen, in Veranstaltungszelten oder sogar quer über die Straße bauen die Menschen kleine oder große Altäre auf, davor jeweils eine Bühne.

Die spirituelle Reise und der Tanz um den Krug

Die neun Tage unterteilen sich in 3x 3 Tage, bei denen die Menschen eine individuelle spirituelle Reise unternehmen, die sie durch die drei Stufen der Selbst-Reinigung, der Selbst-Transformation und der Selbst-Verwirklichung führt.

Bei rituellen Tänzen mit ihren speziellen Gesängen wird auf ein Häufchen Erde ein Krug gestellt, um den herum getanzt wird.
Der Krug ist ein Symbol der Göttin und des Weiblichen. Am ersten Festtag werden in den Erdhaufen Samenkörner gesteckt, die im Laufe der folgenden Tage keimen und Leben und Neubeginn symbolisieren. Damit wird auch die Fruchtbarkeit von Erde, Menschen und Tiere beschworen – ein wichtiger Bestandteil der Navratri-Festivitäten.
Am zehnten Tag wird der Krug zusammen mit den aufgegangenen Körnern in den Tempel gebracht.

Liebt und kämpft wie eine Mutter

lakshmi

Lakshmi

Durga ist die allmächtige schöpferische Kraft, sie verkörpert das Bewusstsein der höchsten Macht. Sie ist die „Mahadevi“, die Allmutter. Als göttliche Mutter-Göttin ist sie machtvoll und die beste Ausdrucksform der Natur als weibliche Gottheit.
Durga verkörpert Leben und Tod, Liebe und Gerechtigkeit. Alle Göttinnen Indiens sind als unterschiedliche Ausdrucksformen der Schöpfungsenergie Shakti zu verstehen. Durga ist die am weitesten verbreitete Anbetungsform Shaktis. Sie personifiziert die Gesamtheit der Kräfte der Gottheiten. Sie ist eins ist mit dem Absoluten.
Das Fest Navratri erinnert die Menschen in Indien, aber auch weit darüber hinaus, an die göttliche Dreieinigkeit der Göttinnen Durga, Lakshmi und Saraswati – sie feiern die weibliche Energie von Schutz, Liebe, Wohlstand und Wissen. Aber auch die starke, wilde, unbändige Kraft einer Mutter-Göttin, ganz so wie Mütter auch sein können, wenn es darum geht, ihre Kinder zu beschützen.
Die Legende der Durga erzählt, dass in der Schlacht der Gottheiten gegen die Dämonen niemand den Dämon Mahisasura (auch Durga genannt) töten konnte. So wurde die Göttin Devi um Hilfe gebeten. Devi schärfte ihre Waffen und ritt auf einem Tiger in den Kampf gegen diesen Dämon. Sie tötete ihn, als er sich in einen Wasserbüffel verwandelte. In Erinnerung an ihren Sieg in der großen Schlacht nahm sie seinen Namen – Durga – an.
In der Überlieferung steht die, als Ausdruck ihrer gewaltigen Energie oftmals auf dem Löwen oder Tiger reitende, Durga vor allem für die Zerstörung des Dämons der Unwissenheit.
So symbolisiert sie im Hinduismus den Sieg des Guten über das Böse, das sich bei den Menschen in den niederen Trieben wie Egoismus, Dummheit, Wut, selbstsüchtige Wünsche, Gier zeigt.

Kali

Kali

Während ihres siegreichen Kampfes gegen den Dämon brachte Durga mehrere andere Göttinnen hervor, darunter Kali, die an ihrer Seite gegen den Feind kämpften.
Durga ist der Inbegriff für den Kampfgeist, mit dem eine Mutter ihre Jungen beschützt, sie steht für die fundamentalen, animalischen Instinkte der Mutterschaft.

Durga trägt manchmal auch den Beinamen „Shasthi“ – die Sechste. Dies aus dem Grund, weil sie am jeweils sechsten Tag nach der Geburt eines Kindes gerufen wird, um die endlosen Beschwörungen zum Schutz der Mutter und des Kindes mit ihrem Segen zu beenden. Der siebte Tag gilt als Ruhetag. Hierin liegt im übrigen auch der Ursprung der patriarchalen Legende von den Göttern (dem persischen Ahura Mazda, dem memphischen Ptah, dem babylonischen Marduk, dem syrischen Baal sowie dem hebräischen Jehova), die die Welt in sechs Tagen schufen und am siebten Tag ausruhten.

Welche Botschaft kann Durga für uns haben?
Wie können wir sie feiern?

Immer, wenn es darum geht, gegen „Dämonen“ im Innen und im Außen zu kämpfen, ist die Kraft Durgas gefragt.
Sie bringt Menschen Klarheit darüber, wo sie kämpfen müssen, um etwas zu erreichen, und wo es sich nicht lohnt. Besonders Frauen hilft Durgas Energie dabei, Grenzen zu setzen, sich den Raum zu nehmen, der ihnen zusteht und ihre Kraft in erster Linie einmal für sich selbst einzusetzen. 

Erst wenn dies alles gewährleistet ist, können Frauen sich aus diesem Potential heraus entscheiden, auch etwas für andere zu tun.
Allerdings muss es Frauen, die die Kraft von Durga für sich nutzen wollen, klar sein, dass diese Göttin das Schwert der Wahrheit trägt. Dies zerstört zwar unerbittlich äußere Dämonen, es macht aber keinen Unterschied und holt jegliche Selbstverleugnung, Ignoranz und alle Schatten und dunklen Spiegel hervor.

Wenn Durga um Unterstützung gebeten wird, wird sie zu allererst sehr streng fragen:

  • Wie schützt du dich selbst, deine Arbeit, deine Ideen, deine Zeit?
  • Kennst du deine Rechte und setzt du dich auch dafür ein?
  • Wieviele (faule) Kompromisse gehst du ein?
  • Schaffst du es, Aufgaben und Anforderungen an dich abzulehnen, nicht nur weil du keine Zeit und Kraft sondern einfach auch, weil du keine Lust dazu hast?

Diesen Fragen könnten wir uns bei unserem persönlichen Navratri-Fest widmen.
Hindu-Frauen sind überzeugt, dass sie von der Göttin Durga erst wirklich wahrgenommen werden, wenn diese beginnen, sich selbst und ihre Bedürfnisse wahrzunehmen.
Dann werden Frauen von ihr dabei unterstützt, ausschließlich nur mehr das an sich heran zu lassen, was für sie stärkend, nährend und liebevoll ist.

Dieser Beitrag wurde unter Göttinnen abgelegt und mit , , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

2 Antworten zu Navratri – ein Fest für Durga, der Dämonenkämpferin

  1. R.Haala@web.de sagt:

    Zitat:“(…) sowie dem hinduistischen Nepal, wo man dasselbe Fest Dasain nennt.“
    Wortspiel: Dasain – Dasein (was ist sein, was mein?) – Daseien (meins, von seien: aussieben, somit wählen)
    Richard Fester*, Paläolinguist:“Das Protokoll der Sprache – (…) damit wird einmal mehr klargestellt, daß alle uns heute bekannten Sprachen einen gemeinsamen Ursprung haben, eine Erkenntnis, die einer Wissenschaft** so lange verschlossen bleiben mußte, wie sie sich an das geschriebene Wort allein hielt. Diese so erreichbaren 5-6000 Jahre schrumpfen angesichts des bis heute beweisbaren Alters des Menschen von fast fünf Millionen Jahren zu einem Fast-Nichts. Während Biologen heute in der Sprache das zoologische Merkmal der Species Homo (Anm. v. mir: haha, wissen sie**, was sie in Wirklichkeit zum Ausdruck bringen?!) sehen, schätzen Kybernetiker, daß ohne Sprache als Medium des Austausches und der Speicherung von Erfahrungen einige 20 Millionen Jahre mehr vergangenen wären, bevor der Mensch aufgrund von Evolution und Mutation seinen jetzigen Entwicklungsstand erreicht hätte. (…)“
    Tja, die Muttersprache. Alle Tiere lernen von ihren Müttern. Der patriarchale Mensch (siehe der „Große Schnatterer“, Hiltrud Steinbart) ist ein besonders abgehobenes Wirbeltier.

    * „Weib und Macht – Fünf Millionen Jahre Urgeschichte der Frau“, S. 79, von R. Fester (Paläolinguist), Marie E.P. König (Prähistorikerin), Doris F. Jonas (Biologin), A. David Jonas (Prof. f. Anthropologie und Psychiatrie), Verlag: S.Fischer.

    ** Wissenschaft: Wissen schafft wer und welches? Wissen_schaff_ende…, grins.

  2. R.Haala@web.de sagt:

    Herzlichen Dank Andrea!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert