Heute Nacht, bzw. morgen in den zeitigen Morgenstunden haben wir einen sogenannten Super-Vollmond.
Von einem einem solchen spricht man, wenn uns der Mond besonders groß erscheint. Und das geschieht, wenn Erde und Mond besonders nahe zusammen sind.
Wie kommt es zu dieser Erdnähe?
Der Mond umkreist die Erde ein Mal innerhalb von 27 Tagen, 7 Stunden und 43 Minuten. Dabei schwankt der Abstand zwischen Erde und Mond, denn der Erdtrabant bewegt sich nicht auf einer kreisrunden Bahn um die Erde, sondern etwas elliptisch. Diesmal kommt uns kurzzeitig bis auf 356.910 Kilometer nahe und ist demnach ein Supermond.
Aufgrund dieser Erdnähe kann uns unser Himmelstrabant bis zu 14% größer und bis zu 30% heller erscheinen ein normalem Vollmond.
Der exakte Vollmondzeitpunkt ist am 8. April 2020 um 4.35 Uhr.
Am besten ist dieser Super-Vollmond zu sehen, wenn wir uns heute, also am 7. April nach 19 Uhr eine Beobachtungsposition in Richtung Osten suchen. Je tiefer der Mond am Himmel steht, desto größer wirkt er – dahinter steckt eine optische Täuschung (die „Mondtäuschung“), deren Ursache nicht vollständig geklärt ist.
Ostern nach dem Frühlingsmond
Dieser Vollmond ist auch nicht irgendeiner im Jahr, sondern der erste Frühlings-Vollmond, der in alten Kalendern auch Eimond, Sämond, Saatmond, Wandelmond, Fischmond, Hasenmond, Sprießender Grasmond, Schmetterlingsmond, Mond der erwachenden Bäume und natürlich auch Ostermond genannt wird.
Der Frühling ist ja eine derart berauschend-bezaubernde Naturgewalt, dass wir davon ausgehen können, dass Menschen schon immer den Frühlingsbeginn gefeiert haben. Höchstwahrscheinlich richteten sie sich dabei nicht an das astronomische Datum, also die Frühlings-Tag-und-Nachtgleiche, sondern entweder nach der Natur: Z.B. welche Pflanzen schon blühen oder ob die Vögel schon brüten oder nach dem Mond.
Daher ist der Frühlings-Vollmond auch ein ganz besonderes Ereignis.
So wichtig, dass auch das Christentum ihr größtes Fest im Jahreskreis mit diesem Vollmond verknüpfte, daher fällt der Ostermond immer in die Karwoche.
Und die Orientierung an diesem als so weiblich geltenden Himmelskörper ist für eine patriarchal geprägte Religion schon bemerkenswert.
Die interessante Frage dabei ist:
Warum ist das Osterfest nicht wie Weihnachten oder andere christliche Feiertag an einem fixen Datum festgesetzt?
Man wollte damit unter allen Umständen vermeiden, dass am Karfreitag Schwarzmond ist oder – noch viel schlimmer – eine Sonnenfinsternis stattfinden könnte, denn dies wurde ja in der Vergangenheit mit Angst und Weltuntergang assoziiert.
Zur Erklärung: Schwarzmond ist jene Mondphase, in der wir den Mond gar nicht sehen. Das wird fälschlicher Weise oft als Neumond bezeichnet, dies ist aber die Mondphase, in der sich die erste schmale Mondsichel am Nachthimmel zeigt.
Dazu ein kleines Rechenexempel: Eine Sonnenfinsternis kann nur zu Schwarzmond stattfinden. Wenn der Ostersonntag also nur wenige Tage nach dem ersten Frühlingsvollmond ist, dann kann am Karfreitag auch nicht Schwarzmond sein, damit ist eine Sonnenfinsternis ausgeschlossen.
Das Datum des christlichen Osterfestes hat natürlich auch noch einen ganz anderen Grund: Es sollte die alten traditionellen Frühlingsfeste überlagern, an denen verschiedene Fruchtbarkeitsgöttinnen gefeiert wurden, wie z.B. Ostara. Diese fanden üblicherweise rund um den ersten Frühlingsvollmond statt.
Der Osterfeststreit
Im Judentum beginnt am Tag des Frühlingsvollmondes Pessach, eines der wichtigsten Feste, es dauert acht Tage.
Das christliche Ostern und das jüdische Pessachfest fallen zeitlich oft sehr nahe zusammen, weil sich ja beide am 1. Frühlings-Vollmond orientieren.
Da gab es auch den Osterfeststreit vom 2. bis zum 4. Jahrhundert. Dabei ging es den Christen vor allem um die Abgrenzung zum jüdischen Pessach-Fest, man wollte unter keinen Umständen den gleichen Festtermin.
Daher ist der wichtigste Tag im Osterfest ein Sonntag, nämlich der Ostersonntag nach dem 1. Frühlingsvollmond, wo hingegen sich das Judentum am exakten Vollmondtermin orientiert.
Der Festtermin wurde beim Konzil von Nicäa im Jahre 325 beschlossen: Es wurde bestimmt, dass Ostern am Sonntag nach dem ersten Frühlingsvollmond gefeiert werden solle. Fällt dieser Vollmond genau auf einen Sonntag, dann ist die Osterfeier erst am folgenden Sonntag, damit das christliche Osterfest nur ja nicht mit dem jüdischen Pessachfest zusammenfällt.
Spannend übrigens: Ob Dänisch (Påske), Türkisch (Paskalya), Französisch (Pâques), Italienisch (Pasqua), Niederländisch (Pasen) oder Finnisch (Pääsiäinen) – die meisten europäischen Sprachen tragen in der Bezeichnung des Osterfestes die Erinnerung an das jüdische Pessach- oder Passahfest noch in sich.
Nur in der deutschen und englischen Sprache ist das nicht so.
„Ostern“ haben wir vermutlich missionierenden iro-schottischen Mönchen zu verdanken.
Wie im englischen „Easter“ steckt in dem Wort entweder ein altgermanisches Wort für Morgenröte (das mit Eos, der griechischen Göttin verwandt sein könnte) oder der Name der angelsächsischen Lichtgöttin Ostara.
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„La Luna – Zauberhafte Mondkraft“
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Mehr zu den Bräuchen und Festen dieser Jahreszeit im
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Ostara – Frühlings-Tag-und-Nachtgleiche:
Die Rückkehr des Lebens
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Mehr zu den erwähnten Göttinnen:
Eos
Ostara
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Bildquellen:
Göttin Mama Quilla: www.artedea.net/mama-quilla
Frühling-Vollmond / pixabay.com / spirit111
Göttin Ostara: https://artedea.net/ostara/